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Kolbe-Enkelin besucht Stadtmuseum

Maria Freifrau von Tiesenhausen besucht erstmals die Ausstellung im Museumshaus Waldheim. Lange hat sie sich gegen das Gebäude gewehrt.

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© Dietmar Thomas

Von Eric Mittmann

Waldheim. Es war wohl einer der emotionalsten Momente in der jungen Geschichte des Waldheimer Stadt- und Museumshauses. Am Sonnabend besuchte Maria Freifrau von Tiesenhausen, Enkelin von Georg Kolbe, zum ersten Mal das Museum, in dem seit vergangenem Jahr die Werke ihres Großvaters ausgestellt sind. „Ich habe das Haus nie zuvor gesehen“, sagte von Tiesenhausen während des Rundgangs. „Bis auf ein paar Einschnitte halte ich das Andenken hier jedoch für sehr gut gewürdigt.“

Eigentlich war von Tiesenhausens Besuch bereits für die Eröffnung des Museums im November geplant. Aus gesundheitlichen Gründen konnte die im kanadischen Vancouver lebende Seniorin damals jedoch nicht anreisen.

Für Museumsleiterin Katja Treppschuh war der Besuch der Enkelin eine Ehre. „Schließlich haben wir es ihr zu verdanken, dass Waldheim heute über einen so bemerkenswerten Bestand an plastischen und grafischen Arbeiten Kolbes verfügt“, so die Museumsleiterin. Zahlreiche Familienporträts, Dokumente und Fotografien verleihen der Ausstellung einen persönlichen Charakter. „Dabei besitzen wir sogar ein Porträt von Frau von Tiesenhausen als Kleinkind“, sagt Treppschuh. „Gerade bei Führungen ist es immer schön, wenn man Besuchern zeigen kann, wer uns diese Sammlung überlassen hat.“

Auf die Frage, ob von Tiesenhausen für die Plastik Modell gesessen hat, muss sie jedoch passen. „Ich kann mich nicht mehr entsinnen. Aber ich war damals vielleicht ein Jahr alt, da werde ich wohl nicht so lang still gesessen haben“, so von Tiesenhausen.

Vier Tage hat die Enkelin von Georg Kolbe nun in Waldheim verbracht. „Als Nächstes steht ein Tag in Frankfurt an. Danach reist sie nach Berlin und besucht dort das Kolbehaus sowie den Friedhof“, erklärt Sabine Röder, geborene Tiesenhausen. „Für sie ist das hier alles sehr emotional, schließlich ist sie mit den Werken aufgewachsen. Deswegen sieht sie die Ausstellung auch noch sehr kritisch. Ich denke aber, die Werke wurden sehr intelligent aufgestellt. Die Ausstellung wirkt sehr stilvoll“, so Sabine Röder.

Bereits 2011 hatte von Tiesenhausen einen großen Teil der Werke ihres Großvaters der Stadt Waldheim übergeben. Daraufhin war es jedoch immer wieder zu Streitereien gekommen, weil ein Gebäude fehlte, um das Andenken auszustellen. Ein Haus an der Bahnhofstraße wurde von einer Anwaltskanzlei gekauft, das Kulturzentrum an der Gartenstraße war zu klein und das damals noch als Napoleonhaus bekannte Gebäude auf dem Niedermarkt kam für von Tiesenhausen nicht infrage. „Das verdammte Napoleonhaus hat mit Kolbe nichts zu tun. Er gehört dort nicht rein“, hatte sie damals gesagt. Die Stadt hielt jedoch an dem Museumshaus fest und konnte letztendlich auch von Tiesenhausen überzeugen.

Georg Kolbe wurde 1877 in Waldheim geboren. Heute ist er als einer der erfolgreichsten Bildhauer der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bekannt.