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Kofta, Kubba – Köstlichkeiten

Pirnaer schauen über den Tellerrand und schreiben mit Flüchtlingen ein Kochbuch. Ein Ausflug in die Küchen der Welt.

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© Kristin Richter

Von Mareike Huisinga

Pirna. Lust auf Falafel? Oder darf es doch lieber das Mutton Curry mit zartem Lamm sein? Wollten Sie immer schon mal wissen, wie man Halwa zubereitet?

Wer kulinarisch auf Reisen gehen möchte, sollte das Internationale Begegnungszentrum Pirna (IBZ) besuchen. Dort können Hobby-Gourmets ab sofort das Kochbuch mit dem klug gewählten Namen „Kochen über den Tellerrand“ erhalten. Insgesamt 32 leckere Gerichte aus Syrien, dem Iran, Tschetschenien, dem Libanon, Afghanistan, Pakistan und dem Irak sind darin aufgeführt.

Entstanden ist das Kochbuch aus dem gleichnamigen Projekt des Begegnungszentrums und der Volkshochschule im Jahr 2016, Initiator war die AG Asylsuchende. Flüchtlinge und Pirnaer trafen sich mehrmals in den Räumen der Volkshochschule, um gemeinsam zu kochen. Die Migranten stellten dabei die typischen Gerichte ihrer Heimat vor. Dazu brachten sie die notwendigen Zutaten mit, die sie zuvor in orientalischen Lebensmittelmärkten in Pirna und Dresden besorgt hatten.

Am letzten Abend kochten dann die Pirnaer Teilnehmer für die Ausländer. Es gab Rindergulasch mit Rotkohl und Klößen. „Das hat mir sehr gut geschmeckt“, erklärt Neamat aus dem Libanon, die seit 2010 in Pirna lebt. Sie gehört zu den eifrigsten Köchinnen der Aktion und hat die anderen mit dem traditionellen libanesischen Dessert Knefe erfreut. „Das Kochen hat viel Spaß gemacht. Es war auch eine gute Gelegenheit, andere Menschen kennenzulernen, und wir konnten viel lachen“, erinnert sich die junge Libanesin, die gut deutsch spricht. Für den libanesischen Salat Tabouleh wird beispielsweise eine Unmenge Petersilie gebraucht. Nur einfach hacken reicht jedoch nicht. „Die Petersilie muss ganz, ganz fein geschnitten werden“, sagt Neamat. Mehrfach mahnte sie die anderen, weiterzuhacken, bis das Resultat endlich Gnade vor ihren Augen fand und für den Salat verwendet werden konnte. Bei den Treffen machte sie zahlreiche Bekanntschaften, unter anderem mit Intizar Alazi. Die junge Frau aus dem Irak zeigte den anderen Teilnehmern, wie man Kubba, Bulgurklöße mit Rinderhackfleisch, zubereitet. Für sie war die Koch-Aktion nicht nur Gaumenfreude pur, sondern gleichzeitig ein kleiner Deutschkurs. „Ich habe gelernt, wie die Gewürze auf Deutsch heißen“, berichtet sie.

Zu den Koch-Treffen kamen jeweils 15 bis 25 Personen. „Die Köche haben uns teilnehmen lassen an ihrer Küche, ihrer Kultur, an ihrem Leben. Es war eine sehr offene Atmosphäre mit sehr persönlichen Gesprächen“, sagt Heike Einenkel von der AG Asylsuchende, die das Projekt mit ins Leben gerufen hat. Auf die Frage, ob es einen zweiten Teil des internationalen Kochtreffens geben wird, antwortet Heike Einenkel vorsichtig: „Überlegungen dazu gibt es, aber es müssen sich Menschen finden, die das organisieren.“

Für Neamat und Intizar steht jetzt schon fest: „Wir haben noch genug Rezepte und würden sofort wieder mitmachen.“

Interessierte erhalten das Rezeptbuch „Kochen über den Tellerrand“ kostenlos im Internationalen Begegnungszentrum, Lange Straße 38a, Pirna.