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Koffer ausgepackt für die Alten-WG

Das Amtsgericht ist auf alte Menschen vorbereitet – Individualität ist hier wichtig.

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© K.-D. Brühl

Von Birgit Ulbricht

Großenhain. Ein herrlicher alter Reisekoffer, ein Bücherbord mit abgegriffenen Schmökern, ein runder Wohnzimmertisch mit Spitzentischtuch, Blümchen-Porzellan und Polsterstühlen. An ein Heim erinnert das nicht – und das soll es auch nicht. Bauherr Jens Karitzki, Pflegeleiterin Janine Ruttloff und die gute Seele Elzbieta Mazur erwarten „ihre“ alten Leutchen in der neuen Senioren-WG im alten Großenhainer Amtsgericht. Fünf Wohnungen sind zu vergeben, jede sehr individuell, aber auch mit dem Notwendigen wie Pflegebett, barrierefreier Dusche oder Haus-Notruf ausgestattet. Von der Diakonieküche kommt jeden Tag Essen, die Pflege kann sich jeder individuell dazubuchen, von einem Pflegedienst seiner Wahl. Wer Hilfe beim Einkaufen oder Putzen möchte, auch das geht. Neben dem eigenen Zimmer gibt es eine Gemeinschaftsküche, Dusche, eine Sitzecke und Terrasse mit Ausblick über die ganze Stadt. Ein Wohnplatz kostet zwischen 800 und 1500 Euro, je nach Größe des Zimmers. Ein gewisser Grundservice ist darin enthalten, weitere Wünsche, die Essensversorgung sowie Pflegeleistungen, müssen dazugebucht werden. Ab Mai können die Ersten unterm Dach einziehen.

Rund um die Uhr betreut

Im Obergeschoss wohnen dagegen bereits zwei ältere Damen, 93 und 83 Jahre alt und mit ganz unterschiedlichen Pflegebedürfnissen. Betreut werden sie liebevoll von Elzbieta Mazur. Die Polin wohnt für zwei Monate mit im Haus, hat hier ebenfalls ihr Zimmer und ist vor allem nachts für ihre älteren Leute da. Über die Vermittlung von Professionell-care-24 hat die Polin nach Großenhain gefunden. Sie ist von dem schicken Haus sehr angetan. Zu Recht. Die beiden Bauherren Jens Karitzki und Henrik Adam haben in den letzten anderthalb Jahren ein echtes Kleinod aus dem Haus gemacht. Bereits die Tagespflege – von der Diakonie betrieben – ist regelrecht glanzvoll mit dem restaurierten Verhandlungs-saal als Gemeinschaftsraum. Das Therapiebad ist modern und bequem, für Pflegende und Bewohner. Selbst Treppenhäuser, Türen und Fenster wurden mit so viel Liebe aufgearbeitet oder restauriert, wie man sie nicht oft antrifft. Ab 30. Juni soll auch das Erdgeschoss bezugsfertig sein. Hier finden pflegebedürftigere Menschen ein Zuhause. Insgesamt bleibt das Haus ein Mix von dauerhaft vermieteten Zimmern und sogenannter „Verhinderungspflege“. Das klingt für den Nichtbetroffenen seltsam, meint aber nichts anderes, wie eine kurzfristige und kurzzeitige Einmietung, wenn die Familie mal in den Urlaub möchte, ein Patient aus dem Krankenhaus kommt und nicht in seine eigene Wohnung zurück kann oder irgendein anderer Notfall eintritt. Maximal ist das Haus mit 20 Mietern belegt. „Wir wollen nicht in jeden Winkel Leute pferchen“, sagt Karitzki. Und weil das so ist, wird es im Erdgeschoss auch einen Raum geben, wo eine mobile Frisöse oder die Physiotherapeutin Angebote machen können. Die Grundausstattung dafür ist bereits da.

Selbst im Keller – bislang nur durch den Aufzugsschacht bekannt – entsteht etwas für alle. Eines der Gewölbe wird als Gemeinschaftsraum für Feiern eingerichtet. Mit Kamin könnte es in dem alten Mauerwerk ganz urig werden. Bereits fertig: ein neues Wandbild von einer augenzwinkernden Justitia.

Kontakt: Janine Ruttloff 03522 308 99 99