Merken

Königlicher Ballzauber

Die Real-Madrid-Fußballschule gastiert in Roßwein. Mit etwas Glück winkt den Kindern eine Einladung nach Spanien.

Teilen
Folgen
NEU!
© Andreas Weihs

Von Frank Korn

Rhythmisches Klatschen hallt über den Platz. Zwei Mädchen und 37 Jungs beginnen den Tag im Roßweiner Stadion an der Haßlauer Straße mit dieser Motivationsübung. Sie alle sind Teilnehmer am Fußballcamp, das von der Real Madrid Foundation Clinics Germany, der offiziellen Fußballschule der Königlichen, ausgerichtet wird.

Nach dem „Einklatschen“ werden die sieben bis 14 Jahre alten Kinder aufgeteilt. Peter Hirschberger, der das Camp leitet, und seine Trainerkollegen Okan Salihoglu und Andreas Luber betreuen jeweils eine Gruppe. Kleine Spiele mit und ohne Ball dienen der Erwärmung.

Die Kinder erleben ein Fünf-Tages-Camp mit 30 Stunden Fokus auf den Fußball. Jeden Tag gibt es etwa vier Stunden Training durch professionelle Trainer. „Die Trainingsinhalte sowie die Übungen sind vorgegeben durch die Nachwuchsakademie von Real Madrid“, sagt Peter Hirschberger. Aus der „la Fabrica“ wie die Nachwuchsakademie bezeichnet wird, sind schon viele Talente hervorgegangen, die es bei Real Madrid oder auch anderen Vereinen an die Weltspitze geschafft haben.

Der Sprung an die Weltspitze könnte auch einem der Teilnehmer am Roßweiner Camp gelingen. Aus jedem Camp – die in ganz Deutschland, aber auch in Belgien, Niederlande, Österreich und Schweiz veranstaltet werden – werden bis zu fünf Kinder ausgewählt, die an einem Regionalcamp teilnehmen dürfen. In diesem werden dann wiederum Talente ausgewählt, die nach Madrid eingeladen werden. „Dabei zählt die fußballerische Leistung einerseits, aber auch die soziale Komponente spielt eine große Rolle“, erklärt Hirschberger. Die Trainer achten darauf, wie sich die Kinder verhalten. Ob sie zum Beispiel Schwächeren helfen, eine Führungsrolle übernehmen und diszipliniert sind.

Amélie und Anna sind die einzigen Mädchen im Camp. Sie haben genauso wie die Jungs großen Spaß am Fußball, auch wenn sie selbst nicht in einem Verein spielen. Anna ist zwölf Jahre alt und kommt aus Döbeln. Sie hat den Tipp von ihrem Onkel Uwe bekommen, der selbst Fußballtrainer ist. „Er hat gesagt, dass mir das bestimmt viel Spaß macht, und hat recht behalten“, sagt Anna. Sie ist Leichtathletin und ist zudem im Tanzverein aktiv. Die neunjährige Amélie stammt aus Reichenbach. Sie geht reiten und schwimmen. „Ich mag aber fast alles, was mit Sport zu tun hat“, sagt sie.

Dies alles können die Mädchen erzählen, weil Peter Hirschberger zu einer kurzen Pause gebeten hat. „Die Temperaturen sind schon recht hoch, da ist viel trinken wichtig“, so der Trainer. Auch die Ernährung sei wichtig. Deshalb werde auf gesunde Kost geachtet. „Da machen wir auch Vorgaben. Aber hier in Roßwein passt alles, Swen Dähnel und sein Team sorgen für eine gute Verpflegung“, lobt Hirschberger.

Der Trainer aus Fürth ist seit anderthalb Jahren mit der Real-Madrid-Fußballschule unterwegs. Der Diplomsportlehrer und -Trainer führt selbst ein Nachwuchs-Leistungszentrum. In den Fußballcamps ist es das Ziel, das Ausbildungskonzept der Spanier greifbarer zu machen. „Die verfolgen eine ganz andere Philosophie. Wo in Deutschland beim Training häufig unterbrochen wird, lassen sie weiterspielen und gehen erst am Ende auf mögliche Verbesserungen ein“, erklärt Hirschberger.

Aber auch der „Unterhaltungsfaktor für die Kids“ dürfe nicht zu kurz kommen, denn bei den Lehrgängen handelt es sich in der Regel um ganz normale Ferienangebote, an denen jeder teilnehmen kann. Im Preis von 219 Euro pro Kind für fünf Tage sind ein kompletter Trikotsatz, ein Fußball und die Verpflegung enthalten.

Für den Roßweiner SV ist dieses Fußballcamp ebenfalls von Nutzen. Nicht nur, dass einige Kinder aus dem Verein dabei sind. „Auch die Trainer profitieren davon, indem sie bei den Einheiten hospitieren und sich so Anregungen für ihr eigenes Training holen“, sagt Jens Arnold, Abteilungsleiter Fußball beim RSV. Das Camp sei extrem gut durchstrukturiert. „Die Trainer gehen mit einer lockeren und offenen Art auf die Kinder ein“, so Arnold. Doch wie kam das Real-Madrid-Fußballcamp überhaupt nach Roßwein? „Durch den Kontakt zu Ivo Jungbauer, der früher in Döbeln gespielt und auch als Trainer fungiert hat, und nun für die Fußballschule von Real Madrid arbeitet“, so Arnold. Schon Ende des vergangenen Jahres sei der Termin festgelegt und Anfang Januar alles Weitere geregelt worden.