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König Norbert ist wieder da

Norbert Hein ist unentbehrlich für die „Burg der Märchen. Dieses Jahr aber stand seine Teilnahme auf der Kippe.

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© Dietmar Thomas

Von Marcus Moeller

Kriebstein. Hört, hört! König Norbert wird erwartet! Der obrigkeitshörige Haushofmeister auf der „Burg der Märchen“ kündigt mit einer Mischung aus Höflichkeit und Ängstlichkeit das baldige Erscheinen seines Gebieters und dessen Tochter, der Prinzessin, an. „Erhebet euch“ heißt es, als schließlich der auf der Burg Kriebstein allseits bekannte Märchenkönig mit der Prinzessin die Bühne betritt und das Programm des diesjährigen 19. Märchenwochenendes ankündigt.

Theater spielen gehört zur Burg der Märchen dazu. Dieses Mal wurde das Stück „Aschenputtel“ gezeigt.
Theater spielen gehört zur Burg der Märchen dazu. Dieses Mal wurde das Stück „Aschenputtel“ gezeigt. © Dietmar Thomas
Maureen-Antonette (5) mit Mama Heike Czyba aus Jahnsdorf bei Chemnitz lässt sich vom Märchenfrosch die goldene Kugel zeigen.
Maureen-Antonette (5) mit Mama Heike Czyba aus Jahnsdorf bei Chemnitz lässt sich vom Märchenfrosch die goldene Kugel zeigen. © Dietmar Thomas

Hastig empfängt der Haushofmeister, vom König meist nur beiläufig „Haushof“ genannt, den Besuch mit wohlwollenden Worten, und zählt sie alle auf: Zunächst wäre da natürlich König Heribert aus dem Hessischen und sein Prinz, von dessen heimlicher Liebesbeziehung mit seiner Tochter König Norbert nichts wissen will. Dahinter folgend all die märchenhaften Gestalten: der Froschkönig, Schneewittchen, der gestiefelte Kater, Feen und Hexen.

Außerdem natürlich die vielen Bediensteten der Burg, die der Haushofmeister nach dem Willkommensgruß auch sogleich hochnäsig von der Bühne scheuchen wird. Denn es muss Vieles erledigt werden – geputzt, gekocht und gehämmert. Das Märchenwochenende auf der Burg Kriebstein gibt es schließlich nicht alle Tage! Und hinter den Kulissen, da gibt es dieses Jahr besonders viel Grund zum Feiern.

Der Mittelsächsische Kultursommer (Miskus) hat das Spektakel mit seinem umfangreichen Märchenprogramm vor allem Kinder organisiert ein. Und mittendrin spaziert er und grüßt seine Untertanen: König Norbert. Die Figur wird seit 18 Jahren von Schauspieler Norbert Hein gespielt und hat auf der Burg Kriebstein mittlerweile Kultstatus. Der 70-jährige Schauspieler wurde in Leipzig ausgebildet und hat in seiner Laufbahn über 100 Theaterstücke geschrieben und ebenso viele Rollen verkörpert:

Darunter auch den berühmten Casanova, sowie Martin Luther, der neben dem Märchenkönig seine Herzensrolle ist: „Wegen meiner Begeisterung für Luther trat ich in die Kirche ein“, sagt Norbert Hein. 30 bis 40 mal im Jahr spielt er den Luther in Kirchen. Überall – sogar in Belgien trat er schon auf.

Für den Miskus spielt Norbert Hein nicht nur den Märchenkönig, sondern ist außerdem als künstlerischer Leiter für die Märchenstücke auf der Burg Kriebstein verantwortlich. Seine jahrelange Theatererfahrung gibt er dabei auch an Laien und angehende Künstler weiter. So zum Beispiel Viktoria Rennert, welche die Prinzessin verkörpert. Die 17-Jährige macht gerade ihr Fachabi und möchte einmal Musicaldarstellerin werden. Norbert Hein ist für sie und viele andere junge Gesichter beim Miskus eine Art Mentor.

Dabei sah es dieses Jahr nicht immer danach aus, dass der frohsinnige, redselige Mann teilnehmen könnte. Im April erlitt er einen Herzstillstand und wurde für zehn Tage ins künstliche Koma versetzt, wie er erzählte. „Ich wusste nicht mehr, wie man läuft, vergaß Passwörter, konnte keinen Lichtschalter mehr bedienen.“ Dass sein gesundheitlicher Zustand erlauben würde, dass er bei der Burg der Märchen mitmacht, war lange nicht absehbar. Doch der Freiberger kämpfte sich zurück auf die Bühne. Zwar habe er es immer noch nicht gänzlich überwunden, aber seit April habe er zwölf Kilo abgenommen und lebe fortan bewusster, sagt Norbert Hein. Und seine beiden Schutzengel, die Krankenschwestern aus der Klinik Mittweida, seien ja schließlich auch anwesend. So steht er nun wieder auf der Bühne, der Märchenkönig, und freut sich auf den 20. Jahrestag im nächsten Jahr.