Von Maik Brückner
Glashütte. Gutgelaut steht Ingolf Kohn in seiner Küche. Mit dem Messer schnipselt er die Paprika klein. Später wird er daraus einen Salat machen. Hinter ihm dampft es aus den Töpfen. Der Glashütter muss sich sputen. In ein paar Stunden kommen die ersten Gäste in sein Restaurant Café Uhrwerk. Denen möchte der 51-Jährige wieder das ganze Programm auf der Speisekarte anbieten können. Und das soll sich in den nächsten Tagen nicht ändern. Deshalb hat sich der Gastwirt geärgert, als Gäste ihn und seine Frau Sigune fragten, warum sie das Café schließen möchten. „Da ist nichts dran, das ist ein Gerücht“, sagt er. Ingolf Kohn kann sich nicht erklären, wie die Leute darauf kommen. „Offenbar läuft das nach dem Prinzip ,Stille Post’“. Irgendjemand hat etwas aufgeschnappt, erzählt es weiter, und am Ende kommt es zu solchen Gerüchten. Damit haben auch andere Gastwirte in Glashütte zu kämpfen. So auch Hans Wagner. Der Wirt vom Schwalbennest in Bärenhecke wurde auf einem Klassentreffen in Dresden gefragt, warum er aufhören wolle. Der 64-Jährige staunte darüber nicht schlecht. Denn von Schließungsplänen wusste er selbst nichts.
So geht es in anderen Gaststätten im Glashütter Stadtgebiet weiter
Warum in Glashütte solche Gerüchte immer wieder aufkommen, kann sich keiner der Insider erklären. Fakt ist: In den letzten Jahren haben nur zwei bekanntere Restaurants geschlossen, die Buschschenke in Reinhardtsgrimma und der Silberstollen in der Kernstadt. Ein kurzes Intermezzo gab das Bistro Nr. 5, das 2012 an der Dresdner Straße eröffnet und wenig später wieder geschlossen wurde. Andere, wie das Gasthaus Goldenes Glas, das Bistro H 4, das Restaurant Drogerie und das Café Uhrwerk, gehören seit Jahren zu den etablierten Anbietern. Allerdings änderten einige ihr Profil. So auch das Café Uhrwerk, das als Café gestartet ist und nun als Restaurant arbeitet. „Ich backe für mein Leben gern“, sagt Sigune Kohn. Doch an den Wochenenden kam kaum einer ins Café. Auch abends blieben die Gastwirte oft allein. Deshalb konzentrierten sie sich auf das Geschäft, das läuft und auf das sich neben den Bäckern und Fleischern auch alle anderen Gastwirte konzentrieren: Sie bieten werktags verschiedene Mahlzeiten an. Und damit fahren sie nicht schlecht. Wer um die Mittagszeit durch Glashütte fährt, sieht viele Mitarbeiter der Uhrenfirmen in der Stadt. Am Nachmittag kehrt dann allmählich Ruhe ein. Und das gilt auch für die Gaststätten in der Kernstadt. Im Goldenen Glas wird es bald auch mittags ruhig sein. Denn Gastwirt Michael Schirmer schließt seine Gaststätte aus Altersgründen.
„Er hat es sich verdient“, sagt Sigune Kohn. Sie selbst will noch ein paar Jahre im Café Uhrwerk Gäste bewirten. Und das hat sie auch ihrer durch die Gerüchte aufgeschreckten Kundschaft sehr humorvoll erklärt. Sie hängte einen Zettel mit folgenden Sätzen ins Schaufenster: „Obwohl die Menschen sich inzwischen schneller bewegen als der Schall, ist dennoch ein Gerücht immer noch schneller. Zum wiederholten Mal: nein wir machen nicht zu! Und ja, wir machen weiter!“