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Kochen mit der coolen Knolle

Frisches Essen lässt sich schnell zubereiten. Diese Erfahrungen konnten Altenberger Grundschüler machen.

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© Egbert Kamprath

Von Maik Brückner

Altenberg. Gebannt schauen die neun Schüler der Klasse 3 a nach vorn. Dort sitzt Martin Schneider hinter einer Kartoffel. Er zückt ein Messer und zeigt den acht- und neunjährigen Kindern, wie Erdäpfel zerkleinert werden. „Setzt eure Finger auf die Kartoffel und krallt sie mit den Fingernägeln fest“, erklärt er. „Das Messer setzt ihr vor euren Fingern an“, mahnt der 47-Jährige. Wer diesen Tipp befolgt, könne sich beim Schneiden nicht verletzen. Dann gibt der Koch jedem Kind ein Messer. Die Kinder fangen an, die zuvor geschälten Kartoffeln in kleine Stücke zu schneiden. Einige stellen sich ganz geschickt an, bei anderen muss Martin Schneider eingreifen. Nach ein paar Minuten ist die Aufgabe erledigt.

Eventkoch Martin Schneider erklärt, was beim Kartoffelschälen zu beachten ist.
Eventkoch Martin Schneider erklärt, was beim Kartoffelschälen zu beachten ist. © Egbert Kamprath
Danach dürfen die Kinder das selbst probieren.
Danach dürfen die Kinder das selbst probieren. © Egbert Kamprath
Der Kochbus ist seit 2008 unterwegs und gehört eigentlich zum Essenanbieter Menüpartner. Der Bus ist aber neutral gestaltet und kann daher auch von anderen Initiativen wie der Marktgemeinschaft Erdäpfel genutzt werden.
Der Kochbus ist seit 2008 unterwegs und gehört eigentlich zum Essenanbieter Menüpartner. Der Bus ist aber neutral gestaltet und kann daher auch von anderen Initiativen wie der Marktgemeinschaft Erdäpfel genutzt werden. © Egbert Kamprath

Das Kartoffelzerschneiden ist nur einer von vielen Arbeitsgängen, die die Kinder am Donnerstag bewältigen müssen. Am Ende dieser ungewöhnlichen Unterrichtsstunde unter dem Motto „Coole Knolle“ soll es ein Mittagessen geben. Diese findet nicht in der Altenberger Grundschule statt, sondern in einem Bus. Den hat Michael Schneider auf dem Schulhof geparkt. Der Doppeldecker, der mit einer Spüle, Kochutensilien sowie einem Arbeits- und einem Essbereich ausgestattet ist, ist nicht zu übersehen. Auf dem grünen Bus sind Kartoffeln und Küchengeräte zu sehen.

Dass der Kochbus nach Altenberg gekommen ist, geht auf die Klasse 3 a und ihre Klassenleiterin Silke Kunze zurück. Diese beteiligte sich an einer Initiative der Marktgemeinschaft Erdäpfel, die vermitteln will, dass die Kartoffel ein „wertvoller Bestandteil einer gesunden und abwechslungsreichen Ernäherung“ ist. „Wir haben uns im Februar bei der Gemeinschaft beworben“, erinnert sich Frau Kunze. Ende März/Anfang April sandte diese ihr zehn Kilogramm Saatkartoffeln zu. Die Schüler legten die Knollen im Schulgarten aus, pflegten sie und dokumentierten den weiteren Verlauf. Sie erfassten unter anderem, wie viel Wasser sie zum Gießen brauchten und wie viele Kartoffelkäfer sie absammelten. Auch im Unterricht war die Kartoffel ein Thema. „Wir haben sie fächerübergreifend behandelt“, sagt Frau Kunze. Über die Knollen wurde nicht nur im Sachkundeunterricht, sondern in den Mathe- und Deutschstunden gesprochen. Selbst im Kunstunterricht spielte sie eine Rolle. Zudem haben die Kinder ein Gedicht verfasst. Das hat die Klassenleiterin abfotografiert und eingeschickt. Zur Belohnung hat die Marktgemeinschaft den Kochbus für einen halben Tag nach Altenberg geschickt.

„Wir wollten, dass auch die Freunde unserer Schüler an den Kochkursen teilnehmen dürfen“, sagt die Klassenleiterin mit einem Augenzwinkern. Und das funktionierte. Auch die Schüler der 3 b durften in den Bus einsteigen und sich von Schneider erklären lassen, wozu Kartoffeln verarbeitet werden können. Der Eventkoch hat inzwischen Routine und weiß, wie man Drittklässler fürs Kochen begeistern kann. „Wichtig sind klare Ansagen“, sagt er. Das klingt manchmal ein wenig hart. Doch das funktioniert. Auch die neun Schüler der 3 a haben Spaß am Schnipseln und Schneiden. Sie trauen sich auch an die Zwiebeln heran, die sie zerkleinern sollen. „Schneiden, nicht zerdrücken, sonst verlieren sie ihren Saft“, mahnt der Koch und zeigt, was er damit meint. Überhaupt erklärt er viel. Die Kinder erfahren auch, weshalb sich nach dem Schneiden von Kartoffeln weiße Flecken auf dem Brettchen bilden, welche Unterschiede es zwischen roten, gelben und grünen Paprikas gibt und wie man feststellt, wann die gekochten Kartoffeln fertig sind. Martin Schneider übernimmt das Kochen, er dünstet die Zwiebeln. Am Ende dürfen die Schüler die Zwiebeln mit den Paprikastückchen, Magerquark und verschiedenen Kräutern vermischen.

Nach gut einer halben Stunden stehen die gekochten Kartoffeln neben dem Kräuterquark auf dem Tisch. Die Schüler müssen kosten. Das ist das Los des Kochs, der das Essen zubereitet, sagt Schneider. Das gelte auch für Speisen, die er selbst nicht mag. Nach einem „Guten Appetit“ beginnt die Verkostung. Und: Alle Kinder lassen es sich munden – auch die, die vorher Bedenken angemeldet hatten, weil sie keine Zwiebeln oder Paprikas essen. Martin Schneider kennt das. Jeder Mensch ändere seine Gewohnheiten, sagt er. Bei Erwachsenen geschehe das meist nach sieben Jahren, bei Kindern gehe das schneller. Deshalb sollten sie den Rat der Eltern befolgen und immer mal etwas Neues kosten. Und damit die Kinder das zu den Eltern sagen können, erhielten die Schüler nach dem Unterricht im Kochbus ein Rezeptebuch und einen Maßbecher mit dem Hinweis: Selber kochen und gesund essen ist cool.