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Kochen für die Kleinen

Das Lößnitzer Kinderland hat noch eine eigene Küche. Das Glück haben nicht alle Radebeuler Kitas und Schulen.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Nina Schirmer

Radebeul. Die Knirpse können kaum über den Rand schauen. Es ist aber auch wirklich ein sehr großer Topf, der da vor ihnen steht. Eher eine Wanne. In der Küche im Lößnitzer Kinderland ist alles größer als gewohnt. Ein Schneebesen sogar höher als die kleinen Besucher. Der Abstecher der Kindergartenkinder in die Küche ist auch etwas Besonderes. Was es heute wohl zu essen gibt? Ginge es nach den Kindern, dann wahrscheinlich Nudeln. Oder Schnitzel. Oder Quarkkeulchen. Das mögen sie am liebsten, sagt Ralph Müller.

Der Mann mit der karierten Kochhose und der weißen Haube auf dem Kopf hat ein Auge auf die 190 Kilo Kartoffeln, die vor sich hin garen. Hier in der Nizzastraße 18 wird noch selbst gekocht. Was früher ganz normal war, ist inzwischen eher eine Ausnahme. Viele Kindergärten und Schulen beziehen ihr Essen von einem Cateringservice. Das Lößnitzer Kinderland hat eine eigene Küche. Von hier aus wird auch für andere Einrichtungen der Volkssolidarität gekocht. Mindestens 1 000 Essen bereiten Chefkoch Müller und sein Team jeden Tag vor. Die Gerichte werden in elf Kindergärten nach Radebeul, Coswig, Weinböhla, Moritzburg und Weixdorf geliefert.

Die Mitarbeiter haben um 5 Uhr mit der Arbeit begonnen, damit zur Mittagszeit jedes Kind ein Essen vor sich stehen hat. „Bis um 9 wollen wir in der Regel fertig sein“, sagt Müller. Danach geht es ans „Auskübeln“. Was nicht gerade appetitlich klingt, meint einfach nur das Umfüllen des Essens in Edelstahlgefäße. Was morgens gekocht wurde, wird mittags gegessen. „Es ist gesünder, vor Ort zu kochen“, sagt Müller. „Wir verwenden so wenig Chemie wie möglich.“ 2,65 Euro kostet ein Mittagessen in der Kita.

An Ort und Stelle wird in Radebeul auch das Essen für die fünf städtischen Kindergärten gemacht. In der Küche im Kinderhaus Naundorf werden täglich rund 450 Portionen für Krippen- und Kindergartenkinder frisch zubereitet. Ein Mittagessen kostet in den städtischen Kitas 2,24 Euro, inklusive Getränk. Für Frühstück und Vesper fallen jeweils 83 Cent an.

In den Schulen und städtischen Horten gibt es keine eigenen Küchen. Dort wird das Essen durch externe Caterer angeboten. In der Regel eilt dem Schulessen nicht der beste Ruf voraus. „Für die Auswahl des Essensanbieters werden insbesondere die Meinungen der Eltern hinzugezogen“, teilt die Stadt mit. In der Regel suchten Elternvertreter den Caterer aus und testeten vorher verschiedene Anbieter bei Probeessen.

Die Stadt bezuschusst das Essensangebot externer Anbieter, in dem diese kostenfrei Strom und Wasser für die Schulspeisung nutzen dürfen. Die Preise für das Schulessen werden vom Caterer bestimmt und variieren je nachdem, was die Schüler auf dem Teller wünschen. Ein normales Essen koste meistens unter drei Euro, so die Stadt. Bio-Essen ist teurer.

Im Küchenteam des Lößnitzer Kinderlandes ist die Stimmung gut. Wobei das auch ein bisschen vom Essen abhängt, das gerade gekocht wird. „Wenn es Schnitzel gibt, sind wir angespannt“, verrät Koch Ralph Müller. Denn rund 1 300 Stück davon zu braten, ist anstrengend. Die Bratpfanne sieht auch wie eine Wanne aus. Sie kann wie ein Schnellkochtopf verriegelt werden.

Ralph Müller war jahrelang selbstständig in der Gastronomie tätig, bevor er in der Küche des Kinderlandes angefangen hat. „Es macht Spaß, für die Kinder zu kochen“, sagt er. Und fast immer kriegt der 48-Jährige ein positives Feedback. Einmal hat er auch schon gemeinsam mit den Kindern eine Tomatensuppe gekocht. Das würde er in Zukunft gern öfters machen. „ Mittlerweile haben wir eine Generation, bei der schon viele Eltern das Kochen nicht mehr gelernt haben“, sagt er. Deshalb möchte er sein Wissen über die Zutaten an die Kinder weitergeben.