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Knusper, knusper, Knäuschen ...

In Medingen kamen in diesem Winter viele Besucher zum Pfefferkuchenhaus. Die Hexe war zum Glück nicht da.

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© Axel Lammich

Von Nadine Steinmann

Medingen. Welches Kind kennt nicht das Märchen von den beiden Geschwistern Hänsel und Gretel, die sich von ihren Eltern ausgesetzt, im dunklen Wald verlaufen haben. Die Erlösung fanden die beiden Kinder vermeintlich bei der Entdeckung eines Pfefferkuchenhauses. Doch hier wohnte die böse Hexe, die Hänsel und Gretel mit dem allseitsbekannten Spruch „Knusper, knusper, Knäuschen, wer knuspert an meinem Häuschen?“ hineinlockte. Ihr bösartiger Plan: Sie wollte Hänsel mästen, um ihn dann zu verspeisen und Gretel später im Ofen backen.

© Axel Lammich
© Axel Lammich

Was viele aber vielleicht nicht wissen: Das Pfefferkuchenhaus aus dem Märchen der Gebrüder Grimm gibt es tatsächlich. Seinen Standort hat es in der Ottendorfer Ortschaft Medingen. Um genau zu sein, am Heinrich-Zille-Weg. Doch zum Glück wohnt hier keine böse Hexe, sondern das Ehepaar Lammich, das sich vor mittlerweile fast zehn Jahren dazu entschieden hat, von der Landeshauptstadt Dresden nach Medingen zu ziehen, um sich hier den Traum vom eigenen Haus zu erfüllen.

Die Ehefrau hilft mit

Für die Gestaltung ihres Gartens hat sich das Ehepaar viel Mühe gegeben und vor allem viel Kreativität gezeigt. Denn aus dem vom Verfall bedrohten Geräteschuppen haben die Lammichs eine wahre Augenweide gemacht. „Wir hatten vom Hausbau noch einiges an Material übrig. Also begannen wir Ostereier zu gestalten und zu bemalen“, berichtet Axel Lammich. Dabei bekam das Ehepaar auch Unterstützung von zahlreichen Kindern aus der Ortschaft und sogar von einer Kindergartengruppe aus Dresden. 2008 war es dann soweit: Der Geräteschuppen war beschmückt mit vielen, bunt bemalten und farbenfrohen Ostereiern. Doch das sollte es nicht gewesen sein, schließlich können die Ostereier nicht das ganze Jahr den Geräteschuppen zieren. Also hat Axel Lammich vor zwei Jahren damit begonnen, aus nicht mehr benötigten Spanplatten Pfefferkuchen zu gestalten. Bei den malerischen Aufgaben steht ihm vor allem seine Frau zur Seite, die ebenfalls eine sehr kreative Ader hat. „Sie ist bei einem Nachfolger von Salvador Dali in die Schule gegangen“, berichtet der 56-Jährige nicht ohne Stolz. Dali war ein spanischer Maler, Grafiker und Bildhauer, der zu den bekanntesten Malern des 20. Jahrhunderts gehört. Soll etwas also wirklich schön werden, greift deswegen seine Frau zu Farbe und Pinsel.

Die Pfefferkuchen werden eingelagert

Das Ergebnis kann sich in jedem Fall sehen lassen: Seit Weihnachten 2014 wandeln nun Axel Lammich und seine Frau den Geräteschuppen in ein Pfefferkuchenhaus um. Das besondere Häuschen hat dabei schon für viel Aufmerksamkeit und strahlende Kinderaugen gesorgt. Denn weil die Pfefferkuchenplatten ja leider nicht zum verspeisen geeignet sind, hat Axel Lammich am Eingang des Hauses mit Geschenkband Schokolade aufgehangen. „Viele Kinder aus der Ortschaft sind während ihres Spazierganges mit den Großeltern bei uns vorbei gekommen“, berichtet der gelernte Baufacharbeiter. Mit einer Schere konnten sich die kleinen Besucher, die ja zum Glück keine Angst vor einer bösen Hexe haben mussten, eine der Naschereien abschneiden. „Die Kinder hat es sehr gefreut“, erzählt der Wahl-Medinger. Selbst für die Erwachsenen hängte er kleine Pralinen auf.

Doch die Weihnachtszeit ist spätestens seit dem 2. Februar, dem Fest Mariä Lichtmess, offiziell vorbei. Deswegen soll nun langsam auch das Pfefferkuchenhaus wieder verschwinden. „Spätestens Ende Februar lagere ich die Pfefferkuchen wieder ein“, berichtet Axel Lammich. Wer also noch einmal das besondere Häuschen aus dem Märchen von Hänsel und Gretel sehen möchte, könnte seinen Wochenendspaziergang nach Medingen verlegen. Das Wetter sollte mit den vorhergesagten milden Temperaturen einem schönen Ausflug auch keinen Strich durch die Rechnung machen. Und im März, wenn dann langsam wieder alles anfängt zu blühen, wird Axel Lammich den Geräteschuppen wieder mit Ostereiern schmücken. Lange müssen die Medinger darauf auch nicht mehr warten, denn das Osterfest ist in diesem Jahr sehr zeitig. Den Ostersonntag feiern wir bereits am 27. März.