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Knackig, frisch und kostenlos

Die Gärtnerei Findeisen aus Radebeul verschenkt Obst und Gemüse. An suchtkranke Arbeiter aus Dresden.

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© Norbert Millauer

Von Beate Erler

Radebeul. Der Hofladen von Christiane Findeisen ist gut besucht. Mitten in der Woche und am Vormittag gehen die Kunden ein und aus. In den blauen Kisten stapeln sich Radieschen, Möhren, Porree, Salate und Spinat. Obst und Gemüse kommen von dem fünf Hektar großen Feld auf der Serkowitzer Straße. Für diese Frische, direkt vom Feld in den Laden, zahlt die Kundschaft etwas mehr. Doch mit einer gemeinnützigen Aktion bekommen auch die etwas ab, die es sich sonst nicht leisten könnten.

Einmal in der Woche kommen eine Dresdner „Küchenfee“, wie Christiane Findeisen sie nennt, mit einem Helfer in das Geschäft. Gemeinsam schauen sie dann, welche der Waren nicht ganz perfekt aussehen. Dieses Gemüse landet in dem Trolley, den die beiden jedes Mal dabei haben. Die Köchin und ihr Begleiter kommen vom Dresdner St.-Pauli-Friedhof. Dort kümmern sich zehn alkoholabhängige Männer in einer Arbeitsgelegenheitsmaßnahme (AGH) um die Friedhofspflege.

„Wir schenken ihnen unser aussortiertes Gemüse für ihre Mahlzeiten“, sagt Findeisen. Dabei geht es nicht darum, alte oder schlechte Waren loszuwerden. „Wir achten darauf, dass das Gemüse frisch ist, wir wollen keine schlechte Qualität abgeben“, sagt die Geschäftsinhaberin. Viele Kunden würden beim Kauf aber sehr auf die Optik achten. Wenn ein Blumenkohl nicht ganz so schön geformt ist, bleibe er liegen. Diese Sachen gehen dann an die Arbeiter auf dem Friedhof.

Seit über zwei Jahren läuft das Projekt, das von der Diakonie Dresden betreut wird. Die suchtkranken Männer arbeiten täglich von Montag bis Freitag und erledigen kleine Arbeiten wie Unkrautzupfen. Und es wird auch zusammen gekocht. Da kommt das gesponserte Gemüse genau richtig, denn das Budget ist klein. Immer am Montag oder Dienstag holen sie die Sachen ab, die dann über die Woche hinweg gekocht werden. Ungefähr anderthalb Kisten landen so nicht in der Tonne, sondern auf den Tellern der Arbeiter.

Christiane Findeisen ist mit ihrem Hofladen seit zehn Jahren auf der Kaditzer Straße. Zusammen mit ihrem Mann und 13 Mitarbeitern kümmert sie sich um den Anbau, die Ernte und den Hofladen. Die Zusammenarbeit mit der Diakonie hat sich aus einem privaten Kontakt ergeben. „Damals wurde ich gefragt, ob ich für das Projekt etwas Gemüse über hätte, da nicht viel Geld für das Kochen da ist“, sagt sie.

Mittlerweile gehören die kurzen Besuche der Arbeiter zum Wochenablauf dazu. „Sie sind auch sehr dankbar und freuen sich, wenn auch einmal etwas Besonderes im Trolley liegt.“ Das sieht Christiane Findeisen auch an den kleinen Aufmerksamkeiten, die sie bekommt. Manchmal ist es ein Päckchen Kaffee, manchmal auch ein selbst gehäkelter Topflappen.