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Kluger Kopf aus Klingenberg

Maria Hebert hat die Oberschule mit 1,0 abgeschlossen. Nur 20 weitere Schüler in Sachsen schafften das.

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© Frank Baldauf

Von Jane Jannke

Klingenberg. Dass Maria gut ist in der Schule, weiß sie. Schon immer sei sie das gewesen. Warum? Keine Ahnung. Die Gene vielleicht? Nö. Dass sie sogar zu den Besten gehört, hat Maria Hebert aus Colmnitz nun schwarz auf weiß. Die 16-Jährige ist unter den 104 erfolgreichsten Oberschulabsolventen des Landes Sachsen. Auf ihrem Zeugnis stehen ausschließlich Einser, ihre Abschlussnote – mit 1,0 ein Traum. Landesweit haben das lediglich 20 weitere Mädchen und Jungen geschafft. Am 20. Juni bereits wurden sie dafür von Kultusministerin Brunhilde Kurth (CDU) im Sächsischen Landtag ausgezeichnet, am 22. Juni folgte die Ehrung durch Landrat Michael Geisler auf Schloss Wesenstein.

71 Mädchen und 33 Jungen erfüllten insgesamt die Kriterien für eine öffentliche Würdigung. Dafür musste in ihrem Abschlusszeugnis in den Kernfächern Deutsch, Mathematik und Englisch sowie in mindestens zehn weiteren Fächern die Note eins stehen. In den restlichen Fächern schlechtestenfalls eine Zwei. Außer Maria gelang das noch einem weiteren Schüler der Oberschule Klingenberg, die damit in der Region positiv heraussticht. Den Absolventen stünden nun alle Türen offen, so Brunhilde Kurth. Sie warnte davor, „das Abitur als einzig wahren Bildungsweg zu sehen“.

Marias Weg wird sie aber zunächst ganz genau dort hinführen. „Ich möchte als Nächstes mein Fachabitur am Beruflichen Schulzentrum in Freital machen“, erläutert die 16-Jährige ihre Pläne. Und dann? Studium? Elite-Uni und anschließend ein Führungsposten in der Wirtschaft? Pustekuchen. Über ihre Zukunft hat Maria Hebert schon ziemlich klare Vorstellungen. Ein Studium hat darin aber keinen Platz – trotz Superabschluss. Ist das nicht fast schon Verschwendung? Nö, findet Maria. Keineswegs. Studieren müsse sie nicht, um ihren Traumberuf zu ergreifen. Denn den glaubt die Ex-Schülerin, die als Lieblingsfächer Mathematik und Geografie angibt, schon gefunden zu haben.

Musterschülerin will im Osterzgebirge bleiben

Ein Praktikum in einem Vermessungsbüro habe sie überzeugt: „Ich möchte gerne in diesem Beruf eine Ausbildung machen und dann arbeiten“, sagt die Musterschülerin. Vielleicht sogar im gleichen Büro wie einst. Dann müsste sie ihr Zuhause nicht verlassen. Maria Hebert will im Osterzgebirge bleiben.

In die Stadt oder gar die Welt, wie so viele ihrer Altersgenossen, zieht es sie nicht. Noch nicht. Stattdessen liebt sie es, sich mit ihren Freunden zu treffen, und sie liest gern. Den Begriff „Musterschülerin“ nimmt Maria übrigens keinem übel. Gut in der Schule zu sein muss längst nicht mehr bedeuten, als Streber verschrien zu werden. „Meine Klassenkameraden sind sehr stolz auf mich und meine Eltern natürlich auch“, sagt Maria. Gut sein ist also auch gleich cool sein? „Genau“, antwortet sie und lacht.

„Klar habe ich schon ziemlich viel für die Schule gemacht“, schränkt Maria ein. „Aber es gab auch Tage, an denen ich keinen Bock auf Lernen hatte.“ Schulgeplagten macht sie Mut: „Manchmal kommt es einfach darauf an, wie man lernt. Ich habe immer rechtzeitig angefangen, nicht erst kurz vor knapp.“ Das nehme den Druck raus. Auch Pausen machen sei wichtig, und: „Bloß nicht einfach auswendig lernen. Man muss den Stoff begriffen haben, um ihn spontan abrufen zu können.“ Zum Beispiel in der Abschlussprüfung.

In den nächsten Wochen will Maria aber erst mal ihre wohlverdienten Sommerferien genießen, sich erholen vom Prüfungsstress, ehe es im August wieder zurück in die Schulbank geht.