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Klosterwald auf dem Prüfstand

Ein Waldprüfer hat sich in Marienthal umgesehen. Für die Eigentümer war das gleich mehrfach ein wichtiger Termin.

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© Matthias Weber

Von Jan Lange

Felix Jantzen und Frank Hartig nehmen gemeinsam mit Niels Plusczyk die großen Fichten genau in Augenschein. Die meisten von ihnen sind nur noch im oberen Teil belaubt. Zwischen den hölzernen Riesen wachsen überall Jungbäume – manche sind schon etwas größer, andere noch ganz klein. Es handelt sich dabei um Kiefern, Lärchen, Eichen und Birken. Sie alle sind nicht etwa gepflanzt worden, sondern durch natürliche Einflüsse, wie zum Beispiel den Wind, an diesen Standort gekommen. Auch deshalb ist jeder der jungen Bäume unterschiedlich groß.

Niels Plusczyk ist zufrieden mit dem, was er sieht. Und das ist für die beiden ihn begleitenden Revierförster der Salm Boscor GmbH gut. Denn Plusczyk ist unabhängiger Waldprüfer. Er entscheidet darüber, ob Salm Boscor weiterhin das sogenannte PEFC-Zertifikat tragen darf. Diese Zertifizierung bestätigt, dass Wälder auf nachhaltige Weise und gemäß strengen Standards bewirtschaftet werden. Die Zertifizierung ist ein Beweis dafür, dass Holz aus ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltig bewirtschafteten Wäldern stammt.

Salm Boscor will zeigen, dass sie genau diese Standards einhalten. Sie wollen positive Nachrichten in die Öffentlichkeit bringen. Denn die Eigentümer des früheren Klosterwaldes sind in den vergangenen Jahren öfter negativ in die Schlagzeilen geraten. Da ist von Kahlschlag die Rede gewesen, als entlang der Bundesstraße 99 auf viele Bäume gefällt wurden. Der geplante Waldtausch mit der Stadt Zittau ist nach dem Widerstand einzelner Jäger auf Eis gelegt worden. Und in Ostritz herrscht große Aufregung, weil im Neißetal die Sitzbänke abgebaut wurden und seit fast eineinhalb Jahren keine neuen aufgestellt werden. Das unfreiwillige Negativ-Image wollen die oberfränkischen Waldbesitzer, die 2010 den Klosterforst Marienthal erworben haben, gern loskommen. Dabei soll auch das PEFC-Zertifikat helfen.

An der Stelle, die sich die beiden Revierförster mit dem Waldprüfer anschauen, ist es etwas kahl. Eigentlich, so erklärt Frank Hartig, sollte an dieser Ecke noch nichts passieren. Doch manchmal kommt es anders als man denkt. Der Borkenkäfer hatte einige Fichten befallen und so mussten die Bäume gefällt werden. Nun sieht es danach aus, dass der Borkenkäfer gestoppt werden konnte – zumindest an dieser Stelle des ehemaligen Klosterwaldes.

Dass es an der Ecke jetzt etwas lichter ist, hat auch seine Vorteile. Denn so wachsen hier nun Kiefern und Lärchen. Beides Baumarten, die mehr Licht brauchen. „Die Lärche wäre wohl nicht da, wenn es hier nicht so viel Licht gebe“, ist sich Hartig sicher. Dass vier bis fünf verschiedene Baumarten auf einem Fleck wachsen, sei gut für den Wald. Denn die Eigentümer wollen von reinen Fichtenwäldern wegkommen und einen Mischbestand erreichen.

Früher erfolgte die Waldbewirtschaftung nach Altersklassen, erklärt Hartig. Die ältesten Bäume wurden gefällt und die Flächen wieder mit Jungbäumen bepflanzt. Salm Boscor will in Marienthal anders handeln. Neuanpflanzungen sollen hier nur im äußersten Notfall erfolgen, erklärt Hartig. Er und sein Kollege setzen vor allem auf die Kraft der Natur. „Die schafft das schon“, meinen beide übereinstimmend. Heuzutage setzen aber nicht nur die Marienthaler Förster auf die natürliche Waldverjüngung.

Manchmal ist die Natur aber zu stark. Das hat der jüngste Sturm vor etwa drei Wochen gezeigt. Unweit der zuerst besichtigten Fläche hat es eine riesige Lärche umgehauen. „Das werden wir im Frühjahr mit aufarbeiten“, sagt Hartig. Zum Glück habe es keine große Probleme durch den Sturm gegeben, meint der Revierförster. Über den gesamten ehemaligen Klosterwald verteilt hatte es nur vereinzelt Bäume umgehauen. Im Revier Reuthen in Brandenburg ist nach seinen Worten fast gar kein Baum betroffen gewesen. Dort sei der Waldumbau aber auch schon abgeschlossen.

Niesl Plusczyk bescheinigt den Förstern auch im Marienthaler Forst eine gute Arbeit. Gravierende Mängel hat der Waldprüfer nicht entdeckt. Und so wird die Salm Boscor GmbH das PEFC-Zertifikat behalten. Und selbst wenn es Anmerkungen des Waldprüfers geben würde, ist das Zertifikat nicht sofort weg. Der Waldbesitzer bekommt in diesem Fall genügend Zeit, die Mängel abzustellen. Dafür wird dann auch die notwendige Zeit eingeräumt.