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Klinikum erhält Auszeichnung

27 Menschen bekamen 2016 in Görlitz durch eine Organspende die Chance auf ein neues Leben. Die Deutsche Stiftung Organtransplantation ehrt dieses Engagement.

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© Pawel Sosnowski

Görlitz. Das Städtische Klinikum wird am Donnerstag für sein besonderes Engagement in der Organspende geehrt. Die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) würdigt damit die Ärzte und Pflegenden aus drei Krankenhäusern Sachsens, Thüringens und Sachsen-Anhalts, die sich für die Organspende einsetzen. Darüber informiert Katja Pietsch, Sprecherin des Klinikums, in einer Pressemeldung. Insgesamt gibt es laut Pietsch in Deutschland immer weniger Menschen, die zu einer Organspende bereit sind. Im Görlitzer Klinikum hingegen sei die Zahl im vergangenen Jahr im Vergleich zu den Vorjahren gestiegen. „Bei insgesamt neun Patienten war der unabänderliche Hirntod eingetreten und wurde anschließend von mindestens zwei unabhängigen Fachärzten festgestellt. Dann wurde gemeinsam mit den Angehörigen eine Entscheidung zur Organspende getroffen“, sagt Thomas Kühnert. Durch diese Organspenden konnte laut Kühnert 27 Menschen das Leben gerettet werden. Kühnert ist gemeinsam mit den Pflegekräften Manuela Zimmer und Cornelia Dutschmann Transplantationsbeauftragter im Klinikum Görlitz. Ihre Aufgabe ist es, mit schwerstverletzten Patienten auf der Intensivstation stets auch an die Möglichkeit einer Organspende zu denken. Sie führen Gespräche mit den Angehörigen und kümmern sich um die Organisation und die Kontakte mit der DSO. Konrad Pleul von der DSO lobt diese Arbeit vor Ort im Klinikum.

Laut einer Pressemitteilung der Krankenkasse Barmer Sachsen besitzen aktuell 30 Prozent der dort Versicherten einen Organspendeausweis, Frauen etwas häufiger als Männer. Am häufigsten bejahen laut Barmer junge Leute zwischen 18 und 25 Jahren die Frage nach dem Spenderausweis. Von ihnen habe fast jeder Zweite (46 Prozent) ein solches Dokument. Das gehe aus einer repräsentativen Befragung von 1.000 Barmer-Versicherten zwischen 14 und 64 Jahren hervor. Acht von zehn aller Befragten wissen demnach, dass die im Organspendeausweis dokumentierte Entscheidung zugleich ihre Angehörigen entlaste.

Die Befragung signalisiere zudem, dass der Vertrauensverlust in das System der Organspende durch die Skandale der Vergangenheit noch nicht bewältigt sei. So stimmen 39 Prozent der Befragten zu, dass ihr Vertrauen negativ beeinflusst wurde. Allerdings widersprach auch ein Drittel dieser Aussage. Dabei gebe es einen Zusammenhang zwischen dem Alter der Befragten und dem Ausmaß des verlorengegangenen Vertrauens. Während nur 19 Prozent der bis 17-Jährigen einen Vertrauensverlust bestätigen, sei es bei der Altersgruppe zwischen 51 und 64 Jahren fast jeder Zweite (45 Prozent). Ältere unter den Befragten gaben zugleich häufiger an, sich gut genug über Organspende informiert zu fühlen, um eine Entscheidung treffen zu können. Zudem ergab die Umfrage: Wer viel über Organspende weiß, ist auch selbst eher bereit, Organe zu spenden.

Das Klinikum Görlitz wurde bereits vor zwölf Jahren mit dem Preis der DSO bedacht. Aus Sicht von Petsch zeigt das, wie wichtig dieses Thema hier sei. „Ich bin stolz, dass wir zu den ausgezeichneten Häusern gehören, denn es ist keine Selbstverständlichkeit“, sagt Geschäftsführerin Ulrike Holtzsch. Diese Ehrung sei verbunden mit jahrelanger Arbeit. „Vor allem sind es die Mitarbeiter, die diese verantwortungsvolle Aufgabe in unserem Klinikum erfüllen und sich über das Notwendige hinaus dafür einsetzen. Sie leisten diese Arbeit so einfühlsam und engagiert, dass sie damit viele Menschen retten.“ Das Klinikum hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Menschen für dieses Thema zu sensibilisieren. Das geschehe auch mit Vorträgen für die Bevölkerung. Darüber hinaus gibt es ein klinisches Komitee mit internen und externen Mitgliedern, das in ethischen Fragen berät. Im kommenden Jahr sei eine große thematische Veranstaltung mit zwei Landeskirchen und der DSO geplant.

„Wir freuen uns sehr über diese Würdigung“, sagt auch Stationsleitung Manuela Zimmer. Oft seien es die Angehörigen, die in einer für sie schmerzhaften Situation eine zügige Entscheidung über den weiteren Behandlungsverlauf oder eine Organspende treffen müssen. Diese Gespräche seien nie einfach. „Trotzdem haben wir die Erfahrung gemacht, dass die Angehörigen im Anschluss mit einem guten Gefühl gehen, diese Entscheidung getroffen zu haben.“ Viele bedankten sich später noch einmal sich bei den Mitarbeitern, erklärt Pietsch. (szo)