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Klinikum beruft Urologie-Chefarzt

Dr. Vladimir Novotny kommt zum Jahresanfang aus Dresden. Das Görlitzer Klinikum will mit ihm wieder Boden gut machen.

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© SZ-Archiv/Pawel Sosnowski

Von Sebastian Beutler

Görlitz. Das Städtische Klinikum erhält einen neuen Chefarzt für die Urologie. Wie das Krankenhaus gestern mitteilte, leitet Dr. Vladimir Novotny ab 1. Januar die Klinik für Urologie im Krankenhaus. Der Aufsichtsrat stimmte der Ernennung des 41-Jährigen am Montagabend zu. Dr. Novotny ist noch bis Jahresende in der Klinik und Poliklinik für Urologie am Universitätsklinikum Dresden tätig. Dort hat er seit 2010 als Oberarzt gearbeitet.

Leitet ab 1. Januar die Urologie am Städtischen Krankenhaus: Vladimir Novotny.
Leitet ab 1. Januar die Urologie am Städtischen Krankenhaus: Vladimir Novotny. © Klinikum

Nach Angaben des Städtischen Klinikums handelt es sich bei Vladimir Novotny um einen überaus erfahrenen Operateur. So könne er auf eine große Zahl an offenen Operationen bei Prostatakrebs sowie Operationen bei Harnblasenkrebs mit anschließendem Ersatz der Harnblase durch Darmanteile verweisen. Darüber hinaus ist er versiert bei Schlüsselloch-Operationen und Eingriffen mit Hilfe eines Operationsroboters. 2016 habilitierte Dr. Novotny zum Thema Operationen beim Harnblasenkrebs. Im Anschluss wurde ihm die Lehrbefähigung für das Fachgebiet Urologie ausgesprochen. „Wir freuen uns, mit Dr. Novotny einen erfahrenen und renommierten Urologen für die Versorgung unserer Patienten gewonnen zu haben“, sagt Geschäftsführerin Ulrike Holtzsch.

Bostelaar-Kapitel schließt sich

Damit schließt sich eines der letzten Kapitel des früheren Klinikum-Geschäftsführers René Bostelaar. Denn Novotnys Vorgänger, Hermann Josef Schmitz, löste einst den Streit mit dem Malteser-Krankenhaus St. Carolus aus. Bostelaar holte 2011 Schmitz vom Carolus ans Klinikum – in Teilzeit und mit einem Jahresgehalt von deutlich über 200 000 Euro, denn Schmitz hatte außerdem noch eine urologische Praxis in Zittau. Über sie versorgte er die Krankenhäuser, an denen er tätig war, mit urologischen Patienten. Ziel Bostelaars war es mit der Abwerbung von Schmitz, die Carolus-Urologie zu schwächen und Patienten an das Städtische Klinikum „umzulenken“.

Doch Bostelaar machte die Rechnung ohne seine eigene Urologie. Vor vollendete Tatsachen gestellt, wechselte daraufhin die Spitze seiner Urologie unter Chefarzt Dr. Andreas Lammert vom Städtischen Krankenhaus wiederum zum Carolus-Krankenhaus. Wurden vor dem Wechsel zwei von drei urologischen OPs am Klinikum durchgeführt, so drehte sich das Verhältnis nun zugunsten des Carolus’. Heute ist die Urologie des Rauschwalder Klinikums bedeutsamer. Das Städtische Krankenhaus unternimmt nun mit Novotny aber einen Neuanfang, um Boden gut zu machen.

Mit der Berufung eines neuen Chefarztes ist daher auch die Chance verwirkt, in dem latent schwelenden Wettbewerb zwischen Carolus und Städtischen Klinikum durch Spezialisierung Entspannung zu bringen. So gab es durchaus Gedankenspiele bei den Maltesern, dass das Klinikum auf die Urologie verzichtet, im Gegenzug war man zu Kompromissen auf anderen Gebieten bereit. Letztlich zerschlug sich das aber alles. Der Görlitzer Oberbürgermeister Siegfried Deinege gab die Devise für sein Krankenhaus aus: Wir verhandeln aus der Position des Stärkeren.