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Kleinstes Kino der Welt?

Vier Kinosessel, eine Leinwand – ein Kleindittmannsdorfer hat sich einen Traum erfüllt.

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© privat

Von Luisa Kreich

Kleindittmannsdorf. Stolz hält er die Urkunde in den Händen. Mit geschwungener Schrift steht dort geschrieben: „Verliehen vom Nachbarschaftshilfeverein für das beste Kino Kleindittmannsdorfs“. Was sich wie ein kleiner Scherz anhört, ist wortwörtlich ganz großes Kino. Andreas Kreich hat sich einen Kindheitstraum erfüllt –  und im heimischen Kleindittmannsdorf ein Kino eröffnet. Ein ungewöhnliches.

Andreas Kreich konnte sich schon früh für Schauspielerei und Filme begeistern. Als Kind sollte er dabei eigentlich von den Eltern aus zum Skitraining fahren, doch er gab das Geld lieber heimlich fürs Kino aus. „Damals kostete das Kino noch 50 Pfennige, genau so viel wie eine Zugfahrt hin und zurück …“, erinnert er sich schmunzelnd. Heute ist er 49 und steht in seinem eigenen Kino. Wobei er das Wort Kino dann doch ein wenig zu hoch gegriffen findet. Ein ausgebauter Raum im Einfamilienhaus ist es, aber vier Kinosessel und eine Leinwand hat das Kino dann schon. „Für Freunde und Familie gedacht, also nicht wirklich ein öffentliches Kino –  und natürlich ohne Eintritt“, macht Andreas Kreich deutlich. Besonders stolz ist er dabei auf die erwähnte Leinwand. Wie alles hier, selbst gebaut. Aus Segeltuch mit dazugehörigem Rahmen. Ganz allein hat er sein Kino aber nicht gebaut, Freunde und Familie haben geholfen, wo sie konnten. Die Belohnung sind nun regelmäßige Kinoabende, mindestens einmal pro Woche. Das Programm bestimmen dabei meist die Besucher; bringen eine DVD mit oder „plündern“ in Andreas Kreichs „Fundus“. Manchmal wird’s dabei sogar richtig eng hier. „Silvester zum Beispiel, da haben wir gemeinsam mit einem Freund einfach noch ein Podest aus Paletten hinter die vier Sessel gebaut und ein paar Klappstühle draufgestellt …“ Zudem wurde kurzerhand „auch noch der Sitzsack meiner Tochter genutzt“, verrät er.

Von seinen Freunden gab’s jüngst zum Geburtstag sogar einen aufmontierten echten Defa-Scheinwerfer – samt der erwähnten Urkunde des Nachbarschaftshilfevereins. Wobei der im eigentlichen Sinn kein Verein ist. Vielmehr eine Gruppe von Freunden aus der Nachbarschaft. Gemeinsam trifft man sich dabei aber nicht „nur“ zum Filme schauen. Auch Ausflüge werden organisiert. Ein Männertrip in ein technisches Museum zum Beispiel; oder die Frauen gehen auf Tagesausflug zu einer Kreativwerkstatt. Manchmal sitzt der „Verein“ aber auch einfach mal zusammen am Grill-Feuer im Garten. „Wie man sieht, sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt, mit Freunden ist sogar ein eigenes Kino umsetzbar“, freut sich der Kleindittmannsdorfer.

Unsere Autorin Luisa Kreich ist 15 Jahre alt, besucht das Gymnasium Großröhrsdorf und absolvierte ein Schülerpraktikum bei der SZ-Redaktion in Radeberg.