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Kleinod zwischen Dresden und der Lausitz

Auf Klippenstein wird neben Radeberger Schloss- und Stadtgeschichte auch die Wirtschaftsgeschichte lebensnah vermittelt.

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© Bernd Goldammer

Von Bernd Goldammer

Radeberg. Die Kulturlandschaft zwischen Radeberg, Dresden und der Lausitz hat sich in den Nachwendejahren ein Kleinod zurückgeholt. Gestern, beim 41. Internationalen Museumstag, ist das wieder deutlich geworden. Hans-Gunther Lemke machte während seiner Museumsführung deutlich, welch bewegtes Leben das Schloss Klippenstein hinter sich hatte, als es die Radeberger unter die eigenen Fittiche nahmen. Entstanden ist ein Haus, in dem aktuelle Kultur gemeinsam mit Stadt- und Schlossgeschichte gepflegt wird.

Hans-Gunther Lemke führte die Besucher durchs Schloss und auch in die schwarze Küche.
Hans-Gunther Lemke führte die Besucher durchs Schloss und auch in die schwarze Küche. © Bernd Goldammer
Die Besucher waren auch auf dem Zeitstrahl der Geschichte auf Schloss Klippenstein unterwegs.
Die Besucher waren auch auf dem Zeitstrahl der Geschichte auf Schloss Klippenstein unterwegs. © Bernd Goldammer

Außerdem ist das Schloss-Team in alle Himmelsrichtungen vernetzt. Inzwischen sind viele Ausstellungen, Konzerte, Schauspielereien über die Bühne gegangen. Das führte dazu, dass dieses Haus einen überregionalen Kreis von Stammbesuchern gewinnen konnte. 1993 wurde der Verein Schloss Klippenstein gegründet, der sich sehr für Inhalte der Kulturarbeit engagiert. Aus diesem Miteinander haben sich einzigartige Wechselbeziehungen und Entwicklungsmöglichkeiten für alle Seiten ergeben. Frank Baumert kam über eine ABM (Arbeitsbeschaffungsmaßnahme) ins Schloss. Als gelernter Elektriker ist er mit seinen umfangreichen Erfahrungen sehr hilfreich. Er selbst findet hier immer noch seine Berufung als ehrenamtlicher Museumsmitarbeiter. Am Sonntag war er wieder in der Mangelstube zu erleben. In der Vorburg führte er zahlreichen Gästen vor, wie so eine historische Wäschemangel dereinst betrieben wurde. Für eine kleine Spende hätte er den Besuchern die mitgebrachte Wäsche gemangelt. Das Angebot stand. Hans-Gunther Lemke stand gestern ebenfalls im Mittelpunkt des Geschehens. Er ist über eine Fördermaßnahme hierher gekommen und hat seine Erfüllung gefunden. Dem Stil seiner Schlossführungen ist das anzumerken. An die 50 Führungen macht er jährlich. Er kennt sich mit Ausstellungen zu unterschiedlichsten Themen aus und kann auch die Stadtgeschichte sehr lebendig vermitteln.

Radeberg hat nach Fertigstellung der Bahnlinie eine vielfältige Industriegeschichte aufzuweisen, die auf Schloss Klippenstein liebevoll aufgearbeitet worden ist. Auch in diesem Bereich sind die Ausführungen von Hans-Gunther Lemke spannend. „Ich habe hier wohl die Arbeit meines Lebens gefunden und das in einem wunderbaren Team“, betont er im SZ-Gespräch. Auf diese Weise wird das Geheimnis erfolgreicher Museumsarbeit deutlich. Die Ehrenamtlichen bringen hier einen großen Schatz an Lebenserfahrungen ein. Viel Zeit hatte Hans-Gunther Lemke gestern allerdings nicht. Immer wieder ist er ein gefragter Ansprechpartner für Schlossbesucher aus nah und fern. Sie nutzen die Gelegenheit, sich die Ausstellungsstücke anzusehen, um anschließend Fragen zu stellen. Zum Beispiel zum 3. Juli 1813. An diesem Tag soll nämlich Napoleon I. – aus Dresden kommend – sich hier aufgehalten haben. Davon erzählt ein Schild, das in einer Vitrine im Museum aufbewahrt ist. Den Lotzdorfer Lehrer Großmann hat dieser Fakt mit Ehrfurcht erfüllt, sodass er aus diesem Anlass eine Pappel pflanzte und ein Gedenkschild anbringen ließ. Auch wenn die Pappel nicht mehr existiert, das Schild zeigt, dass das Radeberger Land von größeren Weltereignissen touchiert wurde. Auch die Handwerksgeschichte hat auf Schloss Klippenstein ihren Platz. Die Schauwerkstatt „Historische Böttcherei“ ist nach wie vor ein Anziehungspunkt. Die historischen Zellen des einstigen Radeberger Stadtgefängnisses waren trotz Renovierungsarbeiten zur Besichtigung geöffnet. Höhepunkt des Tages war das Frühlingsliedersingen der Radeberger Kantorei. Im Schlosshof gab es Volkslieder zum Hören und Mitsingen. Kantor Rainer Fritzsch war hier als Dirigent zu erleben. Viele Gäste waren zu diesem musikalischen Schlusspunkt des Museumstages gekommen.

„Ich bin froh, dass ich heute mal auf meine Kinder gehört habe und mit nach Radeberg gekommen bin. Es war ein sehr schöner Tag in Radeberg“, betont Achim Lauber aus Bautzen. Für ihn hat sich Schloss Klippenstein als Kleinod zwischen der Lausitz und Dresden erwiesen.