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Kleingarten sucht Gärtner

Wie in Pretzschendorf stehen auch andernorts immer mehr Parzellen leer. Nur in Stadtnähe sieht es noch besser aus.

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© Regine Schlesinger

Von Regine Schlesinger

Osterzgebirge. Die Lage der Gartenanlage ist ideal. Nicht umsonst heißt sie „Am Sonnenhang“. Wenn über Pretzschendorf die Sonne scheint, dann scheint sie hier den ganzen Tag. Und wer nach getaner Gartenarbeit Erfrischung sucht, findet sie ein paar Schritte weiter im Freibad.

Jetzt, Ende Oktober, sind nur hier und da noch Gärtner am Werk. Die meisten Gärten sind verwaist. Für vier der insgesamt 40 Parzellen ist daran aber nicht die Jahreszeit schuld. Sie stehen leer, weil sie keine Pächter mehr haben. Die einen gaben aus Alters- oder gesundheitlichen Gründen auf, andere, weil sie der Arbeit wegen kaum noch vor Ort sind. Es kommt auch vor, dass der Verein selbst einen Schlussstrich zieht, wenn ein Garten lange Zeit nicht genutzt wird und verwahrlost. Im schlimmsten Fall muss dann der Verein selber dafür sorgen, dass wieder etwas Ordnung in die Wildnis kommt. Der Leerstand am Sonnenhang ist nicht der einzige, den Eckard Clausnitzer, der Vorsitzende der Kleingartensparte Pretzschendorf, zu beklagen hat. Auch in der Anlage an der Beerwalder Straße brauchen drei der 20 Gärten neue Gärtner. An einem dritten Standort existierten einst sechs Gärten. Von denen habe man aber drei aufgegeben, weil sich keine Pächter mehr fanden, sagt Eckhard Clausnitzer. Das Land sei an die Gemeinde zurückgegangen.

Von den insgesamt 63 Gärten des Kleingartenvereins, die in der Regel um die 200 Quadratmeter groß sind, können sieben neu vergeben werden. Das klingt noch nicht alarmierend. Doch der Trend hält an. Eckard Clausnitzer kann auf Anhieb etliche Gartenfreunde aufzählen, die über kurz oder lang aus Alters- und anderen Gründen das Gärtnern aufgeben werden.

Anderen Vereinen geht es ähnlich

Es ist dem Verein zwar in den letzten Jahren auch gelungen, drei, vier junge Familien für einen Kleingarten zu gewinnen. Aber gerade im ländlichen Raum ist das nicht so einfach. Viele haben ohnehin einen Garten oder ein größeres Grundstück am Haus. Die Kleingartenpächter kommen daher auch aus Freital oder Dresden. Der Pretzschendorfer Verein steht mit seinen Sorgen nicht allein da. Der Kleingartenbund Weißeritzkreis informiert auf seiner Internetseite über gleich mehrere freie Parzellen in Gartenanlagen in Bärenstein, Lauenstein und Obercarsdorf. Einzelne freie Gärten gibt es aber auch in zahlreichen weiteren Orten.

Rudolf Gelfert aus Dippoldiswalde, der Vorsitzende des Kleingartenbundes, hatte daher schon vor einiger Zeit erklärt, dass er sich um die Kleingartenvereine im ländlichen Raum die meisten Gedanken mache. Er setzt darauf, dass noch mehr junge Familien ihr Herz fürs eigene grüne Fleckchen entdecken. In Stadtnähe scheint das eher zu klappen. Hier finden sich öfter Nachwuchs-Gärtner, die ihr Obst und Gemüse gerne selber anbauen, weil sie dann ganz genau wissen, woher es kommt. Der Kleingartenbund vertritt in der Region 174 Kleingartenvereine mit rund 6 000 Gärten. Bewirtschaftet wird von den Kleingärtnern eine Fläche von rund 240 Hektar, das sind fast 200 große Fußballfelder. Mindestens ein Drittel der Gartenfläche ist dem Anbau von Obst und Gemüse vorbehalten. Das ist so vorgeschrieben für Kleingartenvereine, die Mitglied im Kleingartenbund sind.

Obst und Gemüse sind nicht Pflicht

Das sind allerdings längst nicht mehr alle Vereine. Auch Eckard Clausnitzer kann daher bei seinen freien Parzellen damit werben, dass es keine Auflagen fürs Bewirtschaften gibt. „Wer will, kann den Garten auch einfach nur für die Erholung nutzen“, sagt er. Gepflegt werden muss die eigene Scholle aber natürlich trotzdem. Eine, die das am Sonnenhang ganz besonders gut macht, ist Viola Helbig aus Pretzschendorf. Auch an diesem sonnigen Herbsttag kommt sie angeradelt, um nach dem Rechten zu sehen. „Etwas zu tun findet man immer“, sagt sie. Arbeit sei das allerdings nicht für sie, sondern Hobby, dem sie seit nun schon seit fast 20 Jahren ihre ganze Freizeit widmet. Was ihr an der Anlage besonders gefällt? „Die Ruhe, die Nähe zum Bad und die netten Nachbarn.“