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Kleingärten verwüstet

Diebe stellen 21 Lauben an der Gerhart-Hauptmann-Straße auf den Kopf. Kaum Beute, aber viele Schäden, so das Fazit der Laubenpieper.

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© Rafael Sampedro

Von Mario Heinke

Zittau. Die eingeschlagene Türglasscheibe liegt im Schnee, ein Meißel steckt noch im Türrahmen der Laube. Der Tatort ist die beschauliche Kleingartenanlage „Immergrün“ in der Feldstraße, die von der Gerhart-Hauptmann-Straße abgeht. Rudolph Lorenz ist ratlos. Er überlegt, wie er die beiden aufgebrochenen Türen der Gartenlaube wieder zu bekommt, damit sie nicht offen stehen. Das Schließblech der zweiten Tür liegt auch im Schnee. Der Kleingarten gehört seinem Sohn, der am Freitagvormittag nicht kommen kann, weil er arbeiten ist. Rudolph Lorenz ist deshalb in den Kleingarten gefahren, als er von dem Einbruch erfuhr, um die Schäden zu begutachten. Die Spurensicherung der Kriminaltechnik Görlitz und mehrere Streifenpolizisten der Polizeidirektion sind vor Ort im Einsatz und dokumentieren die Schäden. Eine dicke Schneedecke liegt malerisch über den Gärten und glitzert im Sonnenlicht. Die Befragung der alarmierten Laubenpieper führen die Kriminalisten im Transporter durch, weil es im Freien sehr kalt ist.

Nach ersten Erkenntnissen wurde in 20 Lauben der Kleingartenanlage „Immergrün“ eingebrochen, die insgesamt 48 Parzellen hat. In der benachbarten Gartenanlage „Birkenhain“ blieb es wohl bei einem Einbruch, berichtet ein Kleingärtner. Die Polizei berichtet insgesamt von „mindestens 15 Lauben“. Die Einbrüche fanden vermutlich in der Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag statt, so der Polizeibericht. Den genauen Zeitpunkt zu bestimmen, ist schwierig, sind die Kleingärten doch bis zum Frühjahr verwaist und winterfest. Am Donnerstagabend war die Polizei das erste Mal vor Ort, erzählt Kleingärtner und Vereinsmitglied Karl Weinbeer. Er hat die Mitglieder der Anlage angerufen und alarmiert. „Viele können nicht vorbeikommen, weil sie noch arbeiten“, sagt er und flucht: „Furchtbar ist das.“ In den vergangenen zwei Jahren blieben die Gärten weitgehend von Diebstählen verschont, umso dicker sei es jetzt gekommen.

Ein Polizist versucht mittels Kleingartenplan den Überblick zwischen den Hecken zu behalten und notiert, in welcher Parzelle die Kollegen der Spurensicherung gerade zugange sind. Das ist nicht so einfach, denn viele Kleingärtner haben keine Parzellennummer am Tor angebracht, so wie sich das in einem deutschen Kleingarten gehört.

Männer stehen auf dem Weg zwischen den mannshohen Hecken. Sie tauschen sich darüber aus, was gestohlen wurde. „Bei mir fehlt der Werkzeugkasten und eine Heißluftpistole“, sagt Marcel Weber, der vor zwei Jahren Mitglied in der Kleingartenanlage wurde. „Handkreissäge und Fahrrad“, ergänzt ein anderer Laubenpieper. Schon in den ersten Gesprächen wird deutlich, dass der Wert der geklauten Gegenstände eher marginal ist. Weitaus schlimmer sind die Kollateralschäden an den Lauben, Türen, Toren und Zäunen. Sie zeugen von Vandalismus, sinnloser Gewalt für nichts. „Bei mir fehlt gar nichts, aber die Verwüstung ist schlimm“, bestätigt auch Jens Neumann diesen Eindruck. Der oder die Täter stellten seine Laube auf den Kopf, wühlten in den Schränken und warfen das Fernsehgerät auf den Boden. Der Handwerksmeister ist richtig wütend und gewissermaßen ein „gebranntes Kind“. In den vergangenen Jahren war sein Firmengelände an der Chopinstraße mehrfach im Visier von Dieben.

Karl Weinbeer begutachtet ein aufgebrochenes Türschloss an einer weiteren Laube. Über dem Türrahmen hängt noch ein Seil, an dem bunte Buchstaben befestigt sind. „Happy Birthday“, ist da zu lesen. Der verblasste Glückwunsch wirkt an diesem sonnigen Tag jedoch völlig deplatziert, zeugt er doch vermutlich von einer schönen Feier der Gartenbesitzer im Grünen zwischen Hollywood-Schaukel, Planschbecken und Rosenbeet.

Der Kriminaldienst des Reviers Zittau-Oberland hat die weiteren Ermittlungen aufgenommen.