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Kleiner Stich mit bösen Folgen

In der Region zwischen Dippoldiswalde und Pirna gab es in diesem Jahr so viele Borreliose-Fälle wie nirgends in Sachsen. Wie kann man sich schützen?

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© dpa

Von Tobias Winzer

Freital. Schüttelfrost, Fieber, Gelenk- und Muskelschmerzen sowie Erschöpfungszustände sind die üblichen Symptome, wenn Zecken mit ihrem Stechrüssel Borreliose-Erreger auf den Menschen übertragen. Wie das sächsische Gesundheitsministerium mitteilt, hat es im ersten Halbjahr im Freistaat ungewöhnlich viele solcher Fälle gegeben. Bis Ende Juni wurden 593 Infektionen registriert – 145 mehr als im Vorjahreszeitraum. Der Halbjahreswert ist der höchste seit 2013 und liegt auch über dem fünfjährigen Mittelwert. Die meisten Fälle wurden in den beiden ersten Quartalen in Dresden und im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge gemeldet.

Dem Landratsamt in Pirna sind insgesamt 87 Borreliose-Fälle aus den ersten sechs Monaten des Jahres bekannt – 16 wurden im ersten Quartal, 71 im zweiten Quartal gemeldet. Von einem bemerkenswerten Anstieg im Vergleich zum Vorjahr kann aber keine Rede sein. Im Vergleichszeitraum waren 2017 sogar 90 Erkrankungen gemeldet worden. Auch beim Vergleich mit den Zahlen der vorangegangenen Jahre sind laut Gesundheitsamt keine Tendenzen ersichtlich. Zu groß seien die Schwankungen zwischen den Jahren.

Ob es in einem Jahr viele oder wenige Zecken gibt, hängt von vielen Einflussfaktoren ab. So sind zum Beispiel die Lebensbedingungen der Zecken stark von der Witterung abhängig. Haben wir einen gemäßigten Winter, wie den vergangenen, überleben mehr Zecken. Das heiße jedoch nicht automatisch, dass sich auch die Zahl der Infektionen durch Borrelien erhöht, so das Gesundheitsamt. Untersuchungen in Sachsen haben ergeben, dass etwa jede fünfte Zecke mit Borrelien infiziert ist.

Warum es im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge im ersten Halbjahr im sächsischen Vergleich besonders viele Borreliose-Erkrankungen gegeben hat, lässt sich nur schwer sagen. Eine Ursache kann auch sein, dass hier einfach besonders viele Fälle bekannt und gemeldet werden und die Dunkelziffer in anderen Landkreisen größer ist.

Von einer Zecke gestochen zu werden und damit Borrelien übertragen zu bekommen, ist im Landkreis überall möglich, so das Gesundheitsamt. Die Zecken sind meist in hohem Gras und Sträuchern zu finden. Deshalb sollte man beim Spazierengehen in der Natur versuchen, der Zecke wenig Angriffsfläche zum Stechen zu bieten. Dazu gehören lange Kleidung und festes Schuhwerk sowie ein Zeckenschutzmittel.

Nach dem Aufenthalt im Freien ist es wichtig, den ganzen Körper nach Zecken abzusuchen. Denn die Zecken stechen nicht gleich. Sie krabbeln unbemerkt über die Haut und suchen sich dünne, warme, gut durchblutete Hautstellen, zum Beispiel Arm- und Kniebeugen, Hautfalten und Haaransätze. Die Zecke sollte so schnell wie möglich entfernt werden, dabei aber auf keinen Fall gequetscht oder mit Öl oder Klebstoff beträufelt werden, weil sie dadurch erst recht ihren möglicherweise infizierten Speichel abgeben könnte.

Sollte die Zecke doch zustechen, muss die Stichstelle etwa sechs Wochen lang beobachtet werden. Denn selbst eine mit Borrelien infizierte Zecke überträgt die Keime nicht in jedem Fall. Eine große Untersuchung in Polen hat gezeigt, dass nur fünf bis sechs Prozent der gestochenen Menschen eine Infektion entwickeln. Borreliose erkennt der Laie daran, dass sich rings um den Zeckenstich eine Rötung bildet, die immer größer wird. In diesem Fall muss der Arzt aufgesucht werden.

Zecken können neben Borreliose viele andere Krankheiten – zum Beispiel Babesiose und Rickettsiose – übertragen. Auch die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) gehört dazu. Im Landkreis ist das Risiko, sich damit durch einen Stich der Blutsauger anzustecken, jedoch gering. In den vergangenen Jahren gab es im Landkreis meistens nur ein oder zwei Fälle. Aus dem ersten Halbjahr 2018 ist noch keine durch Zecken übertragene FSME, im Volksmund Hirnhautentzündung genannt, bekannt.

Wer sich trotzdem gegen diese Krankheit schützen will, kann sich vorsorglich impfen lassen. Gegen die Borreliose hingegen gibt es keine Impfung, sie kann aber mit Antibiotika behandelt werden.