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Kleiner Ort, große Sause

Mohorn feiert ab Montag seinen 750. Jahrestag – mit Komik, Kultur und Freibier.

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© Oberthür

Von Verena Schulenburg

Mohorn. Die Dame vom Supermarkt spitzt die frisch gepinselten Lippen. Ob sie dem jungen Mann gelten, dort an der Tankstelle weiter drüben? Der aber hat gerade andere Sorgen. Sein Auto hält eindeutig an der falschen Zapfsäule. Das wird teuer. – Zum Glück nur auf den gemalten Leinwänden, die derzeit die Wände im Mohorner Lokschuppen schmücken. Die Karnevalisten haben zur Farbe gegriffen und karikaturistisch die Gewerke des Wilsdruffer Ortsteils auf die Schippe genommen. Es sind auch Gewerke, die nur noch Erinnerungen aufkommen lassen. „Eine Tankstelle haben wir hier schon lange nicht mehr“, winkt Heike Arnhold ab und schmunzelt.

Sich erinnern und daran Freude haben, das ist das Ziel des Festes, für das die Mohornerin zusammen mit Frank Stockmann die letzten Wochen, gar Monate geschwitzt hat. Die beiden leiten das Festkomitee für die 750 Jahrfeier Mohorns. Am Pfingstmontag geht’s los. Eine ganze Woche lang herrscht dann in dem 1 090 Einwohner zählenden Ort der Ausnahmezustand. „Ein Wochenende genügt uns eben nicht“, scherzt Frank Stockmann.

Auf jede Menge Spaß können sich auch die Besucher des Festes freuen. Denn Festkomitee und Vereine haben allerhand organisiert, um dem Jubiläum mit einer ordentlichen Sause gerecht zu werden. Ein gemeinsames Frühstück am Pfingstmontag, um 8 Uhr, im Lokschuppen läutet die Festwoche ein. An demselben Vormittag wird auch die Zeitkapsel vorm Haus versenkt, in die unter anderem die Chronik des Ortes und ein paar Münzen kommen. Das dafür notwendige knapp einen Meter tiefe Loch im Mohorner Mutterboden hat Christian Oertel vom Festkomitee diese Woche gebuddelt. Wenn die Kapsel im Boden liegt und das Loch verfüllt ist, wird auf den Fleck Erde ein großer Stein aus echtem sächsischem Marmor gesetzt, der unter anderem das Logo des örtlichen Vereins trägt. Ein kleines Vermächtnis an die Festwoche. Was der Ort selbst an Vermächtnissen zu bieten hat, wird nächsten Donnerstag auf dem historischen Spaziergang durch Mohorn deutlich. Dann nimmt Margit Möbius alte Gebäude in Augenschein, die für den Ort von Bedeutung sind.

Trotz der vielen Veranstaltungen, die schon nächste Woche in Mohorn geplant sind, wird das Fest erst am kommenden Freitagabend offiziell eröffnet: „Mit einhundert Liter Freibier“, sagt Frank Stockmann. Mit dabei ist neben anderen Gästen auch der Wilsdruffer Bürgermeister Ralf Rother (CDU), der ein paar Festworte an die Feiernden richten will.

Der Höhepunkt der Jahrfeier dürfte der stehende Festumzug werden, der am 11. Juni auf der Wiese entlang Henkers Feldweg geplant ist. Anders als bei einem Festumzug im hiesigen Sinn haben alle Besucher die Gelegenheit, sich die insgesamt 20 Schautafeln auf dem Festgelände anzusehen. „Es zieht also nicht der Umzug an den Besuchern vorbei, sondern die Besucher an dem Festumzug“, erklärt Stockmann. Neben jeder Tafel, die über Handel, Landwirtschaft, Bergbau, Schulwesen oder das Mohorner Bergbräu informiert, das hier bis 1914 gebraut wurde, positionieren sich Akteure. Sie stellen das jeweilige Thema dar und zeigen beispielsweise, wie das frühere Handwerk funktionierte.

Beinahe zwei Jahre haben die Mohorner an dem kompletten Programm für die große Sause gearbeitet. Nun ist alles organisiert. Nur eines müssen die Feiernden dem Zufall überlassen: das Wetter. „Ach was“, sagt Frank Stockmann lachend. „Ich habe schon mit dem Pfarrer gesprochen. Er kümmert sich.“

Zur Feier wird die neue Festschrift „750 Jahre Mohorn. Geschichte und Geschichten“ für zehn Euro verkauft.