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Kleiner Bolzen – schicke Tafel

Eine neue Info-Tafel auf dem Neukircher Valtenberg erinnert an die Höhenvermessung in Sachsen.

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© Jens Riedel

Neukirch. Unscheinbar ragt der kleine Metallbolzen aus dem Mauerwerk heraus, „umrahmt“ von zwei Leitungen. Auf dem kurzen Weg von der Valtenbergbaude zum Aussichtsturm wurde er jahrzehntelang von kaum jemandem wahrgenommen. Das ist seit ein paar Tagen anders.

Zum Turmjubiläum vor zwei Wochen wurde eine Tafel aus Edelstahl enthüllt, die auf den Bolzen und dessen Bestimmung hinweist. Bei der Höhenvermessung in Sachsen spielte das kleine Teil eine wichtige Rolle. Der Kulturförderverein „Neukircher Heimat“, die Gemeinde Neukirch als Eigentümerin von Gipfel, Turm und Baude sowie die Trumpf Sachsen GmbH, in der die Tafel angefertigt wurde, rückten den Bolzen jetzt wieder ins Bewusstsein. Er befindet sich exakt 588,264 Meter über dem Meeresspiegel und ist damit etwa anderthalb Meter höher als der eigentliche Valtenberggipfel, dessen Höhe die Fachleute mit 586,6 Metern angeben.

Bei solchen Höhenbolzen handelt es sich um eine Vermessungsmarke, die einen Höhenfestpunkt dauerhaft kennzeichnet. Sie können sowohl senkrecht als auch horizontal an Bauwerken, in Fels oder an besonders gegründeten Vermessungspfeilern aus Granit oder Beton eingebracht werden. Die Höhe des Punktes bezieht sich stets auf die höchste Stelle des Bolzens, weshalb dort bei Messungen die Nivellierlatte angelegt wird, sagt Peter Biel, Mitarbeiter im Staatsbetrieb Geobasisinformation und Vermessung Sachsen (GeoSN). Auch mit Blick auf die geplante Gedenktafel war die Höhe im vergangenen Jahr mit den neuesten Geräten ein weiteres Mal wissenschaftlich ermittelt worden.

Der Bolzen selbst hat seinen Ursprung in der sächsischen Höhenvermessung, die im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts durchgeführt wurde. 1908 war damit begonnen worden, sagt Peter Biel. Durch den Ersten Weltkrieg (1914 bis 1918) wurden die Arbeiten unterbrochen. In den 20er-Jahren konnte sie fortgeführt und 1927 abgeschlossen werden. Ältere Bolzen zeigen noch das sächsisch-königliche Wappen. Das ist beim Neukircher Bolzen nicht der Fall. Deshalb ist davon auszugehen, dass er erst vor etwa 90 Jahren in die Granitmauer eingelassen wurde.

Die erste wissenschaftliche Landvermessung in Sachsen geht allerdings bereits auf die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück. Schon damals spielte der Valtenberg eine wichtige Rolle. „Unter Federführung des Dresdener Professors August Nagel wurde ein Netz von Dreiecken – Triangeln – über Sachsen gelegt, weswegen die Vermessung auch als Triangulation bezeichnet wurde“, so Peter Bien. In diesem Zuge wurden sachsenweit 158 Knotenpunkte festgelegt, an denen Nagel steinerne Säulen errichten ließ. Die Säule auf dem Valtenberg trägt die laufende Nummer 6. Seit dem Jahr 1864 steht sie auf dem Valtenbergturm, der selbst nur sieben Jahre älter als die Säule ist.

Zum 150-jährigen Jubiläum der Triangulation im Jahr 2014 wurde die Säule auf Initiative des Kulturfördervereins restauriert und um eine Info-Tafel auf der Aussichtsplattform ergänzt. Diese erinnert mit Texten, Fotos und Karten an die ein Meter hohe Gradmessungssäule auf dem Aussichtsturm.

Wer den Aufstieg nicht scheut, der wird nicht nur durch eine wunderbare Aussicht belohnt, die bei klarer Sicht bis ins Riesen- und Erzgebirge reicht. Er steht auch rund 610 Meter über dem Meeresspiegel. Höher hinaus geht’s im ganzen Landkreis Bautzen nirgendwo. (SZ/ir)