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Kleine Museen bangen um ihre Existenz

Nieder Seifersdorf hat eine Heimatstube und Wiesa die Ahnengalerie. Aber wer betreut sie künftig?

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© André Schulze

Von Steffen Gerhardt

In Nieder Seifersdorf ist die Sorge groß, was denn aus der Heimatstube wird. Denn die Männer und Frauen, die sie 1994 eröffnet haben und seitdem betreuen, sind alt geworden. Allem voran Wolfgang Schymura, der heute seinen 92. Geburtstag feiern kann. Der ehemalige Schulleiter (1946 bis 1989) von Nieder Seifersdorf ist der älteste von ihnen, aber sein Geist ist noch hellwach. Gern führt er durch die Ausstellung in der ehemaligen Ortsschule und kann zu fast jedem Exponat eine kleine Geschichte oder Anekdote erzählen. Es macht ihm großen Spaß, Nieder Seifersdorfer Geschichte(n) den Besuchern zu erzählen.

Nieder Seifersdorf: Zweimal im Monat ist die Heimatstube offen

An jedem ersten und dritten Dienstag im Monat ist die Heimatstube von 15 bis 17  Uhr geöffnet. An diesen Nachmittagen finden sich die Initiatoren dort zusammen. Unter ihnen ist auch Sieghilde Lehmann. Seit sechs Jahren lebt sie zwar in Niesky, fühlt sich aber immer noch als Nieder Seifersdorferin, schließlich war sie hier 30 Jahre Lehrerin für Kunsterziehung an der Schule. „Wir sind alle ein ganzes Stück über die Siebzig und uns fällt es zunehmend schwerer, in die Heimatstube zu kommen“, sagt sie. Deshalb sei man auf der Suche nach jüngeren Nachfolgern, die die Heimatstube nicht nur betreuen, sondern auch ihren Fundus bewahren.

Wolfgang Schymura legt großen Wert darauf, eine historische Heimatstube zu haben und kein „Trödelmuseum“. Was hier ausgestellt ist, widerspiegelt ein Stück Leben im Dorf und stammt auch von dort. Und das stößt auf Interesse. „Besonders zum Weihnachtsmarkt im Städt’l kommen die Leute. Vergangenes Jahr waren das rund 700 Besucher, die an dem Wochenende die Heimatstube besuchten“, sagt Sieghilde Lehmann. Übers Jahr verteilt sind es etwa 100 Gäste, die die Heimatstube zählt.

Neben Wolfgang Schymura und Sieghilde Lehmann, die nur mit einem Chauffeur das kleine Museum erreichen können, sind es Inge und Rainer Jorke, die sich für die Heimatstube seit dem Jahr 2000 engagieren. Doch den beiden Jorkes macht die eigene Gesundheit zu schaffen und sie sind am Überlegen, sich ganz zurückzuziehen.

Die Heimatstube und ihre Betreuer sind ein wichtiges Glied in der Kette des Heimatvereines Nieder Seifersdorf. Der Verein hatte sich 1993 gegründet und ein halbes Jahr später bereits die Heimatstube eingerichtet. Zunächst in einem Raum, 2008 kamen zwei weitere Zimmer dazu. Vorausgegangen ist die über Jahrzehnte dauernde Sammelleidenschaft von Wolfgang Schymura. 1990 hat er das ganze Material aufgearbeitet und der Wunsch nach einer Präsentation für die Öffentlichkeit bestand seitdem.

Wiesa: Neue Überlegungen zu den Ahnen von Wiedebach

Öffentlich zugänglich war nach Voranmeldung ein kleines Museum in Wiesa, auch wenn die Familie von Wiedebach und Nostitz-Jänkendorf das so nicht bezeichnet. Es betrifft die Ahnengalerie, die das Inspektorenhaus schmückt. Durch die Galerie führte Elisabeth Lonny Marie von Wiedebach und Nostitz-Jänkendorf. Seit ihrem Ableben im Juni 2016 ist aber keiner aus der Familie mehr vor Ort, um die Ahnengalerie zu öffnen. Besonders zu Forschungszwecken über das Adelsgeschlecht wurde dieser Fundus gern in Anspruch genommen.

Die Wiedebachs sind noch dabei zu überlegen, wie es mit ihrer meist auf Bildern vorhandenen Ahnengalerie weitergeht, das sagte Sabine Lwowski als Tochter der Verstorbenen auf Nachfrage der SZ. Auf alle Fälle wird sie erhalten bleiben und in neuer Form präsentiert. Wo das sein wird, darüber gibt die Familie derzeit keine Auskunft. Möglich wäre es, die Ahnen in einem Museum oder Schloss zu zeigen.

Dauban: Verein zeigt seine Suche nach vermissten Piloten

Während in Nieder Seifersdorf und Wiesa um die Zukunft der geschichtsbezogenen Ausstellungen diskutiert wird, will ein Verein in Dauban Tatsachen schaffen. Dabei geht es um ein Luftkriegsmuseum, das der Verein Vermisstenforschung Deutschland in diesem Frühjahr schon öffnen will. Mit diesem Museum, in Ergänzung zum Flugplatzmuseum Welzow, will der Verein die bei Bergungen gefundenen Überreste deutscher und alliierter Flugzeuge des 2. Weltkrieges zeigen und an die Schicksale ihrer Piloten erinnern. Der Verein wurde 1999 in Dresden gegründet mit dem Ziel, den Verbleib abgeschossener Piloten zu klären.