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Kleine Brandschützer – großer Spaß

Die Feuerwehren von Kleinnaundorf und Würschnitz präsentierten sich zum 70. Jubiläum jung.

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© M. Müller

Von Manfred Müller

Kleinnaundorf/ Würschnitz. Die Kleinnaundorfer Bambinis hatten ihre helle Freude. Beim Feuerwehrjubiläum durften sie zum ersten Mal einen richtigen Brand löschen. Ihre älteren Kameraden von der Jugendfeuerwehr hatten auf der Festwiese ein Spanplatten-Häuschen errichtet und angezündet. Dann halfen sie den Brandschutz-Eleven beim Ausrollen und Ankoppeln der Schläuche. Den Wasserstrahl aber durften die Zwerge ganz allein auf den Brandherd richten. Unter dem Beifall des Jubiläums-Publikums machten sie den Flammen in weniger als zwei Minuten den Garaus. Das Schau-Löschen neben dem Gerätehaus war einer der Höhepunkte beim Jubiläumsfest der Ortsfeuerwehren von Kleinnaundorf und Würschnitz. Die beiden Wehren waren vor 1947 gegründet worden, und agierten – obwohl in unmittelbar benachbarten Dörfern angesiedelt – zunächst meist unabhängig voneinander. Aber schon 1963 wurde in Würschnitz eine „AG Junge Brandschutzhelfer“ gegründet, bei der auch Kleinnaundorfer Kinder mitmachten. Die Arbeitsgemeinschaft erwies sich in den Folgejahren als wertvolle Nachwuchs-Schmiede – viele heute noch aktive Kameraden sind aus ihr hervorgegangen. Nach der Wende verlagerte sich der Schwerpunkt nach Kleinnaundorf. 1996 wurde hier eine Jugendfeuerwehr gegründet, die bis heute aktiv ist. „Allein 16 unserer 32 Aktiven haben bei der Jugendtruppe ihre ersten Schritte gemacht“, sagt der Kleinnaundorfer Vize-Ortswehrleiter Volkmar Schurig. In Würschnitz sind es immerhin sieben der 18 aktiven Feuerwehrleute. Die Kleinnaundorfer Feuerwehr ist mittlerweile über die Kreisgrenzen hinaus für ihre vorbildliche Jugendarbeit bekannt. Nicht zuletzt deshalb, weil der Nachwuchs regelmäßig an Brandschutz-Wettbewerben teilnimmt und dort gute Platzierungen erreicht. Und weil bei diesen Wettkämpfen die Mädchen der derzeit zwölf Mitglieder umfassenden Nachwuchstruppe besonders starke Ergebnisse erreichen. Auch das hat Tradition: Wurde doch in Würschnitz 1965 die erste Feuerwehr-Frauengruppe des Landkreises Großenhain gegründet.

Auch die älteren Mitglieder haben einiges erlebt. Johannes Lotzmann ist der dienstälteste Feuerwehrmann in Kleinnaundorf. Seit 67 Jahren gehört er der Ortsfeuerwehr an. Sein spektakulärster Einsatz? „Das war wohl die Überschwemmung im Jahr 1958“, sagt Lotzmann. „Da kamen an einem Tag zwei Wolkenbrüche herunter, und der Springbach überflutete das halbe Dorf. In der Feldmühle standen die Kühe bis zum Hals im Wasser, und wir konnten sie gerade noch aus den Ställen holen.“ Ein Jahr zuvor hatte es im Dorf einen großen Stallbrand gegeben, bei dem ebenfalls das Vieh gerettet werden musste. Hier konnten die Feuerwehrleute in letzter Minute ein Übergreifen des Feuers auf Scheune und Wohnhaus verhindern. Für die Würschnitzer trat der Ernstfall im Jahr 1991 ein, als das Förstereigebäude am Ortsausgang in Richtung Ottendorf in Flammen aufging und komplett herunterbrannte. Oder als im September 2014 ein Mann – offenbar in Selbsttötungs-Absicht – vor dem Dorf gegen einen Baum raste. „Das war schon eine schreckliche Sache“, sagt der Würschnitzer Wehrleiter Roland Domsgen. „Das Auto ging in Flammen auf und der Fahrer verbrannte fast völlig.“ Auch so etwas könne im Wirkungsbereich einer kleinen Ortsfeuerwehr passieren. Die jungen Kameraden hätten sich beim anschließenden Einsatz ausgesprochen tapfer gehalten. Bei den vielen Strohfeimen-, Feld- und Waldbränden, zu denen die beiden Jubiläums-Wehren ausrücken mussten, verschwimmen die Erinnerungen der Brandschützer schon ein wenig. Na klar, der Brand des Tabakschuppens in Tauscha ist noch nicht so lange her. Auch die darauf folgende Serie von kleineren Zündeleien, offenbar ein Werk von Brandstiftern. Alles in allem hatten die Würschnitzer und Kleinnaundorfer in den vergangenen Jahrzehnten gut zu tun. Am vergangenen Sonnabend mischten sich die Erinnerungen an die alten Geschichten mit dem Stolz, all die Einsätze erfolgreich absolviert zu haben. Den Pokalwettbewerb am Vormittag gewann zwar eine Mannschaft aus Schmorkau und Umgebung. Aber selbst das konnte den favorisierten, weil wettkampfgestählten Würschnitzern nicht die Laune verderben.