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Kleid und Besen für Görliwood

Der Donnerstag stand ganz im Zeichen des Films: „Der Zauberlehrling“ hatte Premiere und „Wolfsland“ lud ans Set ein.

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© Pawel Sosnowski/pawelsosnowski.com

Von Daniela Pfeiffer

Görlitz. Ein bisschen Zauber kann die Stadt in diesen Tagen besonders gebrauchen. Melancholie und Dankbarkeit schwang in den Worten von Filmproduzentin Ingelore König mit, als sie am Donnerstag im Kino Oberbürgermeister Siegfried Deinege ein Geschenk machte: den Zauberbesen aus dem Kinderfilm „Der Zauberlehrling“. Im Frühjahr dieses Jahres war er in Görlitz und Bad Muskau gedreht worden, Ingelore König hatte sich damit als gebürtige Görlitzerin einen lang gehegten Traum erfüllt. Am Donnerstag nun kehrte sie mit einem Teil der Crew zur exklusiven Premiere in den Görlitzer Filmpalast zurück. Den Besen, wie auch das Kleid der Hüterin aus dem Film, schenkte sie der Stadt. Sollte es doch mal ein Filmmuseum geben, könnten die Sachen dort gern gezeigt werden.

Frische Gesichter für die Leinwand: Max Schimmelpfennig und Pauline Renevier sind die Jungschauspieler, die die Hauptrollen im „Zauberlehrling“ spielen.
Frische Gesichter für die Leinwand: Max Schimmelpfennig und Pauline Renevier sind die Jungschauspieler, die die Hauptrollen im „Zauberlehrling“ spielen. © Pawel Sosnowski/pawelsosnowski.com
Besondere Zauberkraft für die Stadt: Filmproduzentin Ingelore König übergibt den Zauberbesen aus dem Film vor der Aufführung an OB Siegfried Deinege.
Besondere Zauberkraft für die Stadt: Filmproduzentin Ingelore König übergibt den Zauberbesen aus dem Film vor der Aufführung an OB Siegfried Deinege. © Pawel Sosnowski/pawelsosnowski.com
Neue Einträge fürs Goldene Buch: Yvonne Catterfeld, Götz Schubert und Produzentin Jutta Müller trugen sich ein und blättern mit dem OB im Goldenen Buch der Stadt.
Neue Einträge fürs Goldene Buch: Yvonne Catterfeld, Götz Schubert und Produzentin Jutta Müller trugen sich ein und blättern mit dem OB im Goldenen Buch der Stadt. © MDR

Den OB freute es, er versprach, es werde eine Sammlung geben und auch, dass Görlitz weiter erfolgreiche Filmstadt sein werde. Ein kleiner Seitenhieb Richtung Siemens war auch dabei, die Stadt mache gerade eine schwierige Zeit durch, aber ob da ein Zauberbesen hilft? Doch Görlitz verstehe, zu kämpfen und zu feiern. Dann hieß es „Film ab“, schließlich warteten auch viele Kinder schon ungeduldig. Darunter die neunjährige Elly Löschner. Sie hatte eine kleine Sprechrolle ergattert, durfte der Königin ein magisches Halsband überreichen und sagen: „Danke, dass Ihr uns von den Ratten befreit habt, Majestät.“ Dreimal musste sie das beim Dreh im Bad Muskauer Schloss sagen, dann saß die Szene. „Sogar die Königin hat mich gelobt, und ich durfte mit ihr ein Foto machen“, erzählte die kleine Schauspielerin, die vor der Premiere hoffte und bangte, nicht herausgeschnitten worden zu sein. Aber alles ging gut, die ganze Familie konnte Elly in Großaufnahme auf der Leinwand bestaunen.

Die restlichen Besucher bewunderten indes die Görlitzer Kulissen, die allesamt bestens zu erkennen waren: der Untermarkt als zentraler Ort der Handlung, Rathaustreppe, Brauner Hirsch, Oberlausitzische Bibliothek der Wissenschaften, Rathausturm, Wasserschloss Tauchritz. Und immer wieder die beiden Helden Valentin und Katrina. Deren Darsteller Pauline Renevier und Max Schimmelpfennig saßen da noch beinahe unentdeckt in den Reihen. Erst nach dem Film kamen sie auf die Bühne, beantworteten Fragen, schrieben Autogramme. Und schwärmten wie fast jeder Schauspieler, der mal in Görlitz drehte, von der Stadt. „Der Untermarkt ist wie ein fertiges Set“, so Max Schimmelpfennig, der die Stadt während der Drehzeit morgens auch joggend für sich entdeckte. Pauline Renevier hat neben Görlitz vor allem der Kromlauer Park gefallen.

Nicht nur von Görliwood, sondern auch vom schönen Umland begeistert, zeigte sich am Donnerstag die „Wolfsland“-Crew. Sie hatte wenige Tage vor Drehende nach Königshain zum Setbesuch eingeladen. Hoch oben in der Hochsteinbaude ist das Hauptset des vierten Teils, dessen Arbeitstitel „Irrlichter“ lautet. Ein toter Gasthof-Besitzer, seine trauernde Geliebte und ein erst kürzlich geändertes Testament führen die Görlitzer Filmkommissare Butsch (Götz Schubert) und Viola Delbrück (Yvonne Catterfeld) in ihrem neuen „Wolfsland“-Fall in ein großes Familiendrama.

In Königshain ermitteln sie dabei zum wiederholten Male. Schon der erste Teil der MDR/ARD-Krimireihe wurde unter anderem hier in einem Einfamilienhaus gedreht. Das sei eher Zufall, sagt Produzentin Jutta Müller. Man sei immer bemüht, so viel wie möglich von Görlitz und Umgebung zu zeigen. In Görlitz selbst beziehen die Ermittler ab Teil drei ein neues Kommissariat: das ehemalige Zollgebäude. „Ein sehr schönes Gebäude“, wie Götz Schubert sagt. Dazu gekommen ist ebenso eine Filmwohnung für Kommissarin Delbrück – sie lebt jetzt im Nikolaiviertel, während Butsch ja eine Gründerzeitwohnung hat.

43 Tage wurde gedreht, freie Tage gab es kaum. Und doch blieb mal hier oder da eine Stunde, um Restaurants und Cafés zu besuchen, die man schon von den vorherigen Drehs kannte. Yvonne Catterfeld geriet vom Café Herzstück regelrecht ins Schwärmen. Ein solches hätte sie gern in Berlin, wo sie lebt. Schade fanden beide Hauptdarsteller, dass sie trotz toller Restaurants mittags manchmal vor verschlossenen Türen standen. Trotzdem würden sie gern für weitere Teile zurückkommen, erklärten beide. Ob es die gibt, steht noch nicht fest. Die Zeichen stehen aber gut, wie Jutta Müller sagte. „Die Fortsetzungen werden bereits geschrieben.“

„Der Zauberlehrling“ läuft Heiligabend um 16.30 Uhr im ZDF. Die genauen Sendetermine des 3. und 4. Teils von „Wolfsland“ stehen noch nicht fest. Angekündigt ist die Ausstrahlung für 2018 in der ARD.