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Klassentreffen in der Kirche

Eine Ausstellung stimmt auf das Schuljubiläum ein. Dabei gibt es viel mehr zu bestaunen als nur alte Klassenfotos.

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© A. Braun/Montage: D. Thomas

Von Elke Görlitz

Grünlichtenberg. Es wird kein gewöhnliches Klassentreffen, das Michael Kreskowsky für den 25. Dezember organisiert. Eigentlich ist es auch eine Ausstellungseröffnung, die der ehrenamtliche Museumsführer vorbereitet. Dass diese dennoch den Charakter eines Klassen- oder gar Schultreffens haben wird, hat zwei Gründe, wie er sagt: „Die Fotos, die gezeigt werden, dokumentieren unter anderem die Entwicklung des Schulgebäudes, dessen 120-jähriges Bestehen wir im Herbst feiern. Zum anderen hat sich die Veranstaltung, die wir zum vierten Mal durchführen, zu einem Treff von Freunden, Verwandten und Nachbarn entwickelt. 150 Leute waren letztes Jahr da.“

1934 feierte eine heute 90-Jährige aus dem Ort ihre Einschulung. Fotos davon stellte sie für die neue Ausstellung zur Verfügung.
1934 feierte eine heute 90-Jährige aus dem Ort ihre Einschulung. Fotos davon stellte sie für die neue Ausstellung zur Verfügung. © privat
Wahrscheinlich 1950, so vermutet der Kurator, ist dieses private Foto an der Grünlichtenberger Schule entstanden.
Wahrscheinlich 1950, so vermutet der Kurator, ist dieses private Foto an der Grünlichtenberger Schule entstanden. © privat

Viele von ihnen werden sich oder Nachbarn, die Eltern oder Großeltern auf den Fotos wiedererkennen, die Michael Kreskowsky für die Ausstellung ausgesucht hat. Mit Schule kann jeder etwas anfangen“, weiß der Grünlichtenberger nur zu gut. Selbst saß er dort sechs Jahre lang bis 1992 auf der Schulbank, hat das 90-jährige Bestehen miterlebt und zwei Feste mitgestaltet. Schon den 100. und 110. Schulgeburtstag hat er aktiv begleitet, Festschriften gestaltet und sogar ein kleines Heftchen, das die damaligen Grünlichtenberger Grundschüler 2008 im Unterricht als Lernmaterial verwendeten. Seine historischen Schulstunden sind beim Publikum beliebt, auch wenn er als Oberlehrer mit dem Rohstock droht. Dabei war er selbst überhaupt kein Musterschüler, wie er zugibt. Das Fach Geschichte habe er zumindest in der siebten und achten Klasse nicht besonders gemocht und sogar Fünfen kassiert. „Das lag am Lehrer“, meint er lachend und ist froh, dass sich diese temporäre Abneigung längst ins Gegenteil umgekehrt hat.

„Die Leute kennen mich und meine Sammelleidenschaft. Ich muss gar nicht mehr groß dazu aufrufen, sie bringen mir ihre Dokumente und Fotoalben“, sagt Kreskowsky. Deshalb kann er für seine Vorträge und für die neue Ausstellung aus einem gewaltigen Fundus auswählen. Gezeigt werden Fotos vor allem aus der Zeit zwischen 1940 und 1990, „einige von ihnen erstmals“, so der Kurator.

Die Dokumente kann Michael Kreskowsky lebendig werden lassen. „Ich lasse mir dazu die Geschichte erzählen“, sagt er. Manche ältere Grünlichtenberger würden ihre Fotoalben, Zeitungsartikel und anderes vorbeibringen mit der Bemerkung, die Erben könnten ohnehin damit nichts anfangen. Der Chronist dagegen hütet sie wie einen Schatz und ist schon dabei, gleich mehrere neue Publikationen und Vorträge vorzubereiten. Das 120-jährige Schulbestehen ist dabei nur ein Thema.

Grünlichtenberger Original

Einen Teil der Ausstellung widmet der Kurator einem Grünlichtenberger Original, dem Anfang dieses Jahres verstorbenen Gärtner Herbert Bormann. „Dessen Vater war ab 1910 Gärtner im Rittergut Lichtenberg. Vor seinem Tod übergab mir der 1924 in Grünlichtenberg geborene Herbert Bormann zahlreiche Fotos und Bild-Dokumente über das Rittergut“, so Michael Kreskowsky. Zu Lebzeiten habe er keinen seiner Vorträge verpasst und ihm zum Nachlass des Vaters viele wertvolle Hinweise gegeben. „Man darf gespannt sein“, so der Kurator.

Drei neue Bronzeglocken

Außerdem bekommt ein zweiter Jahrestag, den Grünlichtenberg im kommenden Jahr begehen wird, seinen Platz in der Ausstellung. „In Apolda wurden 1968 drei neue Bronzeglocken für unsere Kirche gegossen. Vom Aufzug der Glocken vor 50 Jahren werden deshalb auch Fotos gezeigt, ebenso welche aus dem Jahr 1940“, sagt der Kurator. Auch zu diesem Thema bereitet Kreskowsky zurzeit einen Vortrag vor. Und er freut sich, dass die Sanierung des Gotteshauses vorangeht. „Die Kirchenfassade einschließlich des Turmes wird komplett neu verputzt“, kündigt der Grünlichtenberger an. Die Kirchenfenster sollen beginnend an der Südseite erneuert werden. Dafür sind die Spenden gedacht, die am 25. Dezember zur Ausstellungseröffnung gesammelt werden.