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Kiwi-Mann kommt zum Kräutersonntag

Werner Merkel hat winterharte Kiwis gezüchtet. Im Kloster Panschwitz-Kuckau bietet er sie an. Und berät Hobbygärtner.

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© privat

Von Manuela Paul

Panschwitz-Kuckau. Panschwitz-Kuckau ist für Werner Merkel nicht gerade um die Ecke. Trotzdem kommt der Chemnitzer gern am 20. August zum Kräutersonntag ins Kloster, um seine Pflanzen zu verkaufen. Zumal der erste Besuch beim Kloster- und Familienfest vor zwei Monaten mit sehr angenehmen Erinnerungen verbunden ist. Die Besucher seien sehr interessiert und wißbegierig gewesen, erzählt Werner Merkels Tochter Rita Brauns. Kein Wunder. Die Chemnitzer hatten etwas Besonderes zum Fest mitgebracht: Winterharte Kiwi-Reben. Eigenhändig von Werner Merkel gezüchtete Pflanzen.

Deshalb zögerte der Chemnitzer nicht lange, als die Marktleiterin bei ihm anrief und fragte, ob er auch beim Kräutersonntag dabei sein könne. Das Interesse ist groß. Nach dem Kloster- und Familienfest sei die Marktleiterin nämlich von etlichen Leuten gefragt worden, ob der Kiwi-Mann wieder komme. Rita Brauns wundert das nicht. „Es gibt viel Erklärungsbedarf.“ Wenn man beispielsweise im Gartencenter kauft, sei da niemand, der Auskünfte zu Wuchs, Pflege oder ähnlichen Fragen gebe. Deshalb gibt es am Merkelschen Kiwi-Stand nicht nur Pflanzen, sondern oft auch ausgiebige Gespräche. Denn beim Anbau der Kiwi-Beeren – so nennt man die unbehaarten, glattschaligen Früchte, um den etwas abwertenden Namen „Mini-Kiwi“ abzulösen – gilt es so einiges zu beachten. Die Kiwi ist eine Liane, benötigt eine Rankhilfe und wächst genau wie die Weinrebe. Auch der Schnitt erfolgt wie beim Wein. In Fruchtgröße und Erziehung sind die Beeren ebenfalls mit ihm vergleichbar. Das Wurzelsystem gleicht aber mehr dem der Himbeere. Die Pflanzen vertragen jeden Standort ob Sonne, Halbschatten oder nur Schatten, sie wollen aber nicht mit dem Fuß in der Sonne kochen, bei praller Südlage muss man die Pflanzgrube mit weißen Steinen abschattieren und die Pflanzgrube immer feucht halten. Ideal für die Pflanzgrube ist eine Mischung von Torfmull oder Rhododendronerde oder Waldboden mit gelagerter Komposterde also eine saure und wasserspeichernde Pflanzgrube, wie sie auch Himbeeren mögen. Der Platzbedarf pro Pflanze beträgt mindestens drei Meter.

Selbstfruchtbarkeit als Mythos

Wichtig zu wissen ist auch, dass man ein Pärchen braucht – also eine männliche und eine weibliche Pflanze – um später Früchte zu ernten. Wobei eine männliche Pflanze bis zu acht weibliche Sorten bestäubt. Die oft beschworene Selbstfruchtbarkeit sei ein Mythos, weiß Werner Merkel. Eine Kiwipflanze, die ordentlich gepflegt wird, kann über 100 Jahre alt werden. Geduld sollten angehende Kiwi-Anbauer allerdings mitbringen. Denn die Pflanze wird erst ab dem 3. Standjahr erwachsen und entwickelt erst dann die volle Fruchtleistung. Dann kann man je nach Sorte 20 bis 25 Kilo pro Jahr ernten.

Werner Merkels Kiwis vertragen Temperaturen bis minus 30 Grad. Sie überstehen also auch harte Winter. Mit seiner Kiwi-Zucht will der Chemnitzer Gartenfreunde animieren, selbst Kiwi anzubauen, statt weit gereiste Importware im Supermarkt zu kaufen. Merkels Pflanzen gibt’s nur im Internet – darum kümmert sich Werner Merkels Enkel, der Bestellungen aus ganz Europa erhält – oder auf regionalen Märkten, wie in Panschwitz-Kuckau.

Ratgeber im Fernsehen

Obwohl der ehemalige Ingenieur im Automobilbau im Mai 80 Jahre alt wurde, züchtet er immer weiter. Dazu steht er im regen Austausch mit Fachleuten in der ganzen Welt. Denn das Interesse an der neuen Obstsorte wachse weltweit, so der Chemnitzer. Bereits seit über 30 Jahren beschäftigt er sich intensiv mit den Kiwis. Seine Züchtungen sind gefragt. Neun seiner Sorten wurden in der Landesanstalt für Weinbau in Veithöchstheim bei Würzburg über Jahre auf Leistungsfähigkeit geprüft und gemeinsam mit Fachbetrieben für die Vermehrung selektiert. Auch die Bautzener Baumschule Sämann vermehrt Pflanzen. Alle seine Kiwisorten habe er am Kräutersonntag vorrätig, verspricht der Chemnitzer Züchter, der in Fachkreisen einen anerkannten Namen hat.

Neben seinen vielen Vorträgen publiziert Werner Merkel in verschiedenen Fachmagazinen und tritt als Ratgeber im Fernsehen auf, zum Beispiel in „Heim und Garten“ in ARD-Fernsehen oder bei MDR-Garten. Also, ein Grund mehr, am 20. August zwischen 13 und 18 Uhr beim Kräutersonntag im Panschwitz-Kuckauer Kloster St. Marienstern vorbeizuschauen.