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Kiwi-Ernte im Biergarten

Einst pflanzte die Lehndorfer Gastwirtfamilie Kubitz das exotische Kletterobst als Schattenspender. Inzwischen trägt es enorm viele Früchte.

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© René Plaul

Von Manuela Paul

Lehndorf. Wer den Biergarten des Gasthauses Zur Linde betritt, könnte glauben, sich in Südtirol zu befinden. Allein die gegenwärtigen Temperaturen erinnern an die Realität. Hier in Lehndorf – mitten in Sachsen – hängt die Pergola des Biergartens voll großer, behaarter Früchte: Kiwis. Das exotische Obst wartet darauf, geerntet zu werden. „Ich werde sie jetzt wohl abnehmen“, verrät Rainer Kubitz. Schließlich sei es in den Nächten schon ziemlich frisch. Da will er nichts riskieren. Wenn es nur einmal Frost gäbe, wäre die Ernte hin.

Vor zwanzig Jahren pflanzte er seine ersten zwei Kiwis – eine männliche und eine weibliche Pflanze. Die hatte er sich damals aus dem westlichen Teil Deutschlands mitgebracht. Denn ein Gärtnermeister riet ihm zu Kiwis, als er nach einer schönen Schatten spendenden Rank-Pflanze fragte. Und tatsächlich zeigte sich die Neuerwerbung als kletter- und rankfreudig. Es dauerte nicht lange und die Pergola hatte ein wunderbar dichtes, grünes Blätterdach.

Nach elf Jahren dann die Überraschung: Plötzlich blühte die Schlingpflanze. Aus den Blüten entwickelte sich exotisches Obst. Handtellergroße, längliche, bräunliche Früchte, wie man sie aus dem Supermarkt kennt. „Oder aus Südtirol“, sagt Rainer Kubitz. In seiner Lieblings-Urlaubsregion haben Kiwis natürlich weitaus bessere Wachstumsbedingungen. „Dort gibt es inzwischen auch Kiwi-Plantagen.“

Ernten kann man die süßlich-sauren Früchte, bei denen es sich aus botanischer Sicht um Beeren handelt, ab Ende Oktober. Da sie hierzulande an der Pflanze oft nicht vollständig ausreifen, muss man sie nachreifen lassen. Zwei bis sieben Wochen sollte man sie lagern. Dann kann man die vitaminreichen Früchte verzehren. Aus ihren ersten Ernten kochte das Gastwirtpaar Marmelade. „Unsere Hotelgäste waren begeistert“, erzählt Rainer Kubitz. Diesmal sollen die Kiwis als frisches Obst gereicht werden. Ein Experte habe geraten, die Ernte an einem kühlen, trockenen Ort aufzubewahren und immer ein paar zum Nachreifen holen. So habe man bis in den Februar hinein immer frische Früchte.

Viel Arbeit mache die Pflege seiner Kiwis – inzwischen hat sich die Familie weitere Pflanzen aus Südtirol mitgebracht – nicht. Regelmäßig gießen sei wichtig. Denn wegen der großen Blätter und für die Fruchtentwicklung brauche die Pflanze viel Wasser. Nach der Ernte werden abgestorbene und alte Triebe abgeschnitten. Um die Wurzeln vor Frost zu schützen, schaufelt Rainer Kubitz den Schnee aus dem Biergarten zum großen Haufen rings um den Stamm. „Das wärmt. Und wenn es taut, bekommen die Wurzeln gleich Wasser.“ Denn viele Pflanzen würden im Winter nicht erfrieren, sondern verdursten.