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Kitas machen Sommerpause

Die Stadt Glashütte führt Schließzeiten in zwei Kindereinrichtungen ein. Das passt nicht jedem.

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© Egbert Kamprath

Von Maik Brückner

Glashütte. Die Urlaubsplanung für 2018 wird für einige Arbeitnehmer und Arbeitgeber in Glashütte etwas komplizierter als sonst. Denn die Stadt wird den Kindergarten Dittersdorf und den Hort Glashütte in der dritten und vierten Sommerferienwoche schließen. Als Alternativen bietet die Stadt in dieser Zeit Ausweichplätze in den Kindergärten Schlottwitz und Glashütte an. Einige der betoffenen Eltern brauchen die nicht. Sie gehen auf Nummer sicher und legen ihren Urlaub so, dass er auf die beiden betreffenden Sommerferienwochen fällt.

„Bei uns betrifft das neun Leute. Das ist ein Drittel meiner Belegschaft“, sagte der Schlottwitzer Bäckermeister Ringo Tannenbaum in der jüngsten Stadtratssitzung. Es werde schwer werden, hier einen Ausgleich zu finden. Denn der Betrieb müsse weiterlaufen. Wenn er die beantragten Urlaubstage nicht genehmigt, führe das zu Frust bei den jeweils Betroffenen. Als Familienvater, der selbst ein Hortkind habe und ähnliche Pläne verfolge, könne er das auch gut verstehen. Andere Schlottwitzer Firmen stehen vor ähnlichen Herausforderungen. In einer Zeit, in der von Firmen und Arbeitnehmern immer wieder gefordert werde, flexibel zu sein, sei die Einführung von Schließzeiten nicht zeitgemäß, sagte Tannenbaum auf SZ-Nachfrage. Die Betreuung in einer anderen Einrichtung sei für manch einen keine wirkliche Alternative, erklärte er. Die Eltern glauben, dass ihre Kinder mit dem Umfeld nicht klarkommen. Er kenne Eltern, die sagen, dass ihr Kind einen Kitawechsel über mehrere Tage nur schwer verkraften würde. Und Großeltern, die die Kinder in der Zeit betreuen könnten, gebe es in diesen Fällen nicht.

Ob er damit die Stadt umstimmen kann, wird sich zeigen. Denn die Verwaltung hat ihre Entscheidung langfristig vorbereitet. Zuvor hatte sie die Kinderbetreuung, den Personaleinsatz und die Auslastung ausgewertet. Beim Hort Glashütte fiel der Verwaltung auf, dass in der dritten und vierten Ferienwoche der Sommerferien sowohl 2016 als auch 2017 von den rund 100 Hortkindern höchstens 24, in einer Woche nur 14 Kinder da waren. Regulär sei im Hort eine Erzieherin für bis zu 22 Kinder zuständig, sagte Hauptamtsleiterin Julienne Döring auf SZ-Nachfrage. Allerdings könne diese den Betrieb nicht allein absichern. In jeder Einrichtung müssen zwingend immer zwei Erzieherinnen da sein. In den Ferien erhöhe sich zudem die tägliche Betreuungszeit um drei Stunden, weil der Hort länger als in der Schulzeit geöffnet habe. Ähnlich ist die Lage im Kindergarten in Dittersdorf.

Gegenwärtig werden hier 19 Kinder betreut, im Sommer sind es ein paar weniger. Doch egal, wie viele da sind, es müssen immer zwei Erzieherinnen vor Ort sein. Bereits mit dieser Minimalbesetzung werde rein rechnerisch der Personalschlüssel überschritten, erklärte Frau Döring. Und da die Erzieherinnen Urlaub haben, Weiterbildungen besuchen und auch mal krank werden, sei man hier immer wieder auf Erzieherinnen von anderen Kitas angewiesen, die hier Fachkräfte vertreten. „Das geht zulasten der größeren Einrichtungen“, sagte Frau Döring. Durch eine 14-tägige Schließzeit könnte die Stadt die Vertretungszeit um vier Wochen verringern.

Insgesamt, so erklärte Bürgermeister Markus Dreßler (CDU), würden die Eltern indirekt von den Schließzeiten profitieren. Denn in den Kindereinrichtungen werde eine restriktive Urlaubsplanung eingeführt. Viele Erzieherinnen werden demnach in den Schließzeiten Urlaub machen müssen. Damit wäre ein „erheblicher Teil des Urlaubsanspruches“ abgegolten, ergänzte Frau Döring. Die Verteilung dieser Urlaubstage müsse nicht mehr im Dienstplan berücksichtigt werden. Damit könne die Stadt in den restlichen 50 Wochen eine bessere Betreuung in den Kindertagesstätten anbieten und krankheitsbedingte Ausfälle in der Schulzeit besser absichern. Mit den Schließzeiten werde Betreuungsqualität optimiert. Und das ohne Zusatzkosten für die Eltern. Dass das Modell funktioniert, bewiesen die Einrichtungen in Reinhardtsgrimma und Cunnersdorf. Dort gibt es schon seit Jahren Schließzeiten in den Kitas und im Hort.

Ob diese Argumente die Eltern überzeugen, die sich gegen die neuen Schließzeiten aussprechen? Das wird sich in der nächsten Sitzung des Verwaltungsausschusses zeigen. In der wird die Verwaltung die Hintergründe ausführlich erläutern. Das hat Dreßler den Eltern in der jüngsten Stadtratssitzung angeboten.

Ringo Tannenbaum will dort unbedingt dabei sein. Er hätte sich gewünscht, dass es eine solche Diskussion schon eher gegeben hätte und auch die Arbeitgeber gefragt worden wären. Hauptamtsleiterin Döring sieht indes kein Versäumnis. Im Mai seien die Elternvertreter über die Pläne informiert worden. Konkrete Vorschläge seien danach nicht gemacht worden. Tannenbaum kann sich das nur so erklären, dass die Eltern mit anderen Dingen befasst waren. Nun sei das Thema aktuell geworden, weil die Urlaubsplanung angelaufen ist.