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Kitas auf der Suche nach der Identität

Der Mohorner Heidelberg macht weiter als „Gesunde Kita“. Warum feilen auch andere an ihren Konzepten?

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© K.-L. Oberthür

Von Annett Heyse

Mohorn. Es ist Mittwochvormittag und für viele der Heidelberg-Kinder aus Mohorn beginnt jetzt die schönste Stunde des Tages. Sport in der benachbarten Schulturnhalle. Während also draußen der Frost noch auf den Wiesen glitzert, sausen sie in T-Shirts und kurzen Hosen übers Parkett. Dann fassen alle das kreisrunde, bunte Tuch an, schütteln es und laufen im Kreis. Die wöchentliche Sportstunde ist für die Kinder ein großer Spaß, für die Erzieher mit ihrem pädagogisch geschulten Blick dagegen ein Baustein ihres Konzeptes.

Gesunde Kita heißt es und wird im Mohorner Kindergarten „Am Heidelberg“ seit 2010 umgesetzt. Das Konzept ist ein Dreiklang aus gesunder Ernährung, viel Bewegung und der Ausgleich für Geist und Seele. So gibt es täglich eine Obstpause, es wird bei Wind und Wetter rausgegangen. Die Kita organisiert Ausflüge und Wandertage, ebenso wie Projekte zur Gesundheit. Die Natur und ein gesunder Lebensstil stehe im Mittelpunkt des Kita-Alltags, erklärt Leiterin Iris Petzsch. „Wir leben das hier.“ Auch gehören Wohlfühlbedingungen dazu: kein Lärm, ruhige Gruppenatmosphäre, Regeln, Normen, Werte. Und das gelte nicht nur für die Kinder: „Da wird auch ganz genau auf die Arbeitsbedingungen des Personals geachtet.“

Kürzlich war eine Prüfungskommission im Haus und klopfte alles ab. Den Speiseplan, die Qualität des Essens, das selbstgeerntete Gemüse, die Sportstunden, die Wandertage, den Lärmschutz in den Räumen. Anschließend wurde das Zertifikat verlängert. Elf Kindergärten im Landkreis sind mittlerweile Gesunde Kitas, 53 sind es in Sachsen, in Deutschland insgesamt 238.

Die Mohorner liegen damit in einem Trend: Immer mehr Kindereinrichtungen verpassen sich ein Extra-Konzept. Früher gab es einfach nur Kindergärten. Die Mädchen und Jungen gingen hin, es wurde gespielt, gemalt, gesungen, im Garten getobt. Dazwischen gab es Mittagsessen und Mittagsschlaf. Einmal im Jahr wurde ein Kinderfest gefeiert und natürlich kam im Dezember der Weihnachtsmann. Heute hat allein Wilsdruff x-verschiedene Konzepte. Da gibt es in Braunsdorf das Haus der kleinen Forscher. In Blankenstein wird viel im angrenzenden Wald gespielt, die Kinder haben dort eine Holzhütte und sind mitunter fast den ganzen Tag draußen. In Kesselsdorf gibt es ein christliches Kinderhaus.

Kita muss in Wohnortnähe liegen

„Die Eltern nehmen solche Konzepte gerne an und schauen hin, wie das umgesetzt wird“, sagt Karla Horn, Vorsitzende des Wilsdruffer Kindergartenvereins, der die Kitas betreibt. So bringen sich zum Beispiel Mohorns Eltern sehr aktiv in die Frage der Ernährung ein. „Da gibt es schon Diskussionen um den Essenanbieter und die Elternvertreter fahren auch mal in eine Küche und gucken sich um.“ Vorrangig aber werde der Kita-Platz immer noch nach der Lage ausgesucht. Horn: „Die Eltern wählen letztendlich eine Kita, die günstig am Arbeitsweg oder nah am Wohnort liegt.“ Nur beim christlichen Kinderhaus Kesselsdorf sei das Konzept ausschlaggebend – da würden manche Familien auch weitere Wege auf sich nehmen, um dort ihre Kinder unterzubringen.

In anderen Gemeinden gleicht sich das Bild. In Possendorf und Hänichen beispielsweise haben sich die Kindergärten das Thema Zahlen herausgepickt. Hier werden die Mädchen und Jungen spielerisch mit dem ersten Rechnen vertraut gemacht – insbesondere auch im Hinblick auf die Schulvorbereitung.

Auch Freitals Kindergartenlandschaft ist kunterbunt. „Die Stadt setzt an dieser Stelle ganz bewusst auf unterschiedliche pädagogische Ansätze, zum Beispiel nach Fröbel, Montessori, Kneipp und andere individuelle entwicklungspsychologische Herangehensweisen“, erklärt Marcus Schettler, Qualitätsmanager für die Freitaler Kitas. Erfahrungsgemäß würden sich die Eltern aber zuallererst nach der Lage der Kita richten. Selbst in einer Stadt wie Freital spielen also Wohnort und Arbeitsweg die größte Rolle. Lediglich bei der Kita „Samenkorn“ mit ihrem kirchlichen Konzept und der Kita „Rotkopf-Görg“ mit dem Kneipp-Konzept würden einige Eltern ihre Kinder ganz gezielt anmelden, heißt es aus dem Rathaus.

Dennoch feilt man weiter an den Konzepten. Freital hat vor eineinhalb Jahren eine Kita-Entwicklungsrunde ins Leben gerufen. Darin sind Leiter der städtischen Einrichtungen aber auch von freien Trägern vertreten. „Es werden stetig die konzeptionellen Ansätze beurteilt und mit wissenschaftlicher Begleitung neue Herangehensweisen entwickelt“, sagt Marcus Schettler.