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Kirchenkreuz aus Meissener Porzellan

Die Treppenhäuser der Dresdner Kreuzkirche müssen saniert werden. Wer dabei helfen will, bekommt eine eigene Stufe.

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© Sven Ellger

Von Annechristin Bonß

Dresden. Der Unterschied könnte kaum größer sein. Dort ein riesiges Kreuz im Halbrund des Kirchendaches. 13 Meter lang, sechseinhalb Meter breit. In den Stein gehauen überspannt es in schlichter Schönheit das Innere der Kreuzkirche. Kristina Karnau hält das gleiche Kreuz in den Händen. Kaum drei Zentimeter groß erhebt es sich auf einem weißen Oval aus Meissener Porzellan. Der kleine Anhänger am Lederband ist die neueste Idee des Fördervereins für die Kirche, um die Sanierung des Gebäudes zu unterstützen.

Pfarrer Holger Milkau zeigt das nun fertig sanierte Treppenhaus B.
Pfarrer Holger Milkau zeigt das nun fertig sanierte Treppenhaus B. © Sven Ellger

Kristina Karnau ist eine der Ersten, die das Schmuckstück in den Händen hält. Die Dresdnerin und ihr Mann Viktor haben im August 2015 in der Kreuzkirche geheiratet. Dank der Kollekte, die bei dem Gottesdienst zusammenkam, konnte das Paar eine Stufenpatenschaft im Treppenhaus B erwerben. Der Aufgang, den Besucher für Konzerte und Gottesdienste nutzen, ist auch für die Kruzianer wichtig. Die gelangen hauptsächlich durch dieses Treppenhaus, rechts vom Haupteingang, zu ihrem Platz auf der Empore.

Im vergangenen Jahr haben die Arbeiten an den Treppenhäusern begonnen. Die Steine müssen restauriert werden, die Wände gestrichen. Auch müssen neue Sicherheitsstandards baulich umgesetzt werden. Im Juni wurde bereits der Aufgang F fertig. Durch den gelangen die Besucher nun auf den Turm. Aus der alten Bibliothek ist ein Ausstellungsraum geworden. Nun fehlt nur noch das Treppenhaus D mit seinen nördlichen und südlichen Aufstiegen. Im kommenden Jahr sollen dort die Arbeiten beginnen.

Insgesamt kostet die Sanierung aller drei Aufgänge 1,7 Millionen Euro. Einen Teil davon muss die Kirchgemeinde aufbringen. Unterstützung kommt vom Förderverein. Der bietet seit zweieinhalb Jahren Patenschaften für die Stufen und die Podeste an. 500 Euro zahlen die Paten für eine Stufe, 2 500 für ein Podest. „Die Nachfrage war enorm“, sagt der Vereinsvorsitzende Lars Rower. Gunter Emmerlich hat eine, Peter Schreier auch, die Dresdner Feuerwehr genauso wie Schauspieler Tom Pauls. Nur 25 Stufenpatenschaften im Treppenhaus D Süd sind noch zu vergeben. Die Namen werden, falls gewünscht, an den Stufen vermerkt. 218 000 Euro sind bisher mit der Aktion zusammengekommen.

Mit der Porzellanmanufaktur Meissen haben die Dresdner einen Partner gefunden. Erstmals hatte sich mit dem Förderverein ein Interessent ohne kommerzielles Ansinnen mit dem Wunsch nach einer Sonderanfertigung an das Unternehmen gerichtet, sagt Marketingchefin Sandra Jäschke. Die damit verbundene Aufgabe, das riesige Kreuz zu einem kleinen Anhänger zu machen, sei eine Herausforderung gewesen. Vermesser sind dafür aber nicht in die Kirche gekommen. Die Porzellan-Experten haben sich inspirieren lassen.

„Immer wieder beobachten wir Gäste in der Kirche, die das riesige Kreuz bewundern“, sagt Lars Rower. Mit dem Anhänger können sie diese Eindrücke und Erinnerungen nun mit nach Hause nehmen. Zunächst wurden 50 der Schmuckstücke gefertigt. Dank der dazu passenden Form kann der Förderverein jederzeit Nachschub bei den Meißnern bestellen. „Wir wollen erst einmal sehen, wie sich die Nachfrage entwickelt“, sagt Lars Rower. Den Anhänger gibt es nur in der Kreuzkirche zu kaufen. Von den 30 Euro soll ein Teil in die Sanierung des Gebäudes fließen.

„Ohne diese Unterstützung und die Stufenpaten würde es nicht gehen“, sagt Pfarrer Holger Milkau. Er freut sich über das Engagement und die ersten Ergebnisse. Genau wie die Spender. Stolz hält Kristina Karnau den Porzellananhänger in den Händen. Stellvertretend für alle Spender hat die Familie eins der Schmuckstücke bekommen. „Das ist eine Ehre für uns“, sagt sie. Schon bald will sie ihn tragen. Es ist eine schöne Erinnerung an die Hochzeit in der Kreuzkirche, in der es schon bald nur sanierte Treppenaufgänge geben soll. 2020 wollen die Arbeiter und Planer fertig sein.