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Kirche hofft auf 200 000-Euro-Gewinn

Pläne für eine Renovierung des kargen Baus gibt es schon lange. Durch eine MDR-Show könnten sie nun Wirklichkeit werden.

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© Eric Weser

Von Eric Weser

Streumen. Als der Anruf kam, musste Heiner Sandig schnell schalten. Es war nicht viel Zeit, um eine Handvoll Streumener zusammenzutrommeln und sie dafür zu gewinnen, fürs MDR-Fernsehen aufzutreten. Viel Überredungskunst brauchte der ehrenamtliche Pfarrer aber letztlich nicht. Denn die Aussicht, bei der Aktion bis zu 200 000 Euro für die Verschönerung der Dorfkirche gewinnen zu können, war Anreiz genug.

Wie farbenfroh der Raum künftig daherkommen könnte, zeigt eine Visualisierung der Planer.
Wie farbenfroh der Raum künftig daherkommen könnte, zeigt eine Visualisierung der Planer. © Visualisierung: Köstler & Placek, Architektur und
Heiner Sandig, ehrenamtlicher Pfarrer in Streumen.
Heiner Sandig, ehrenamtlicher Pfarrer in Streumen. © SZ-Archiv

Von der Renovierung des Baus träumen sie im Ort schon lange. „Als ich vor etwa zehn Jahren als ehrenamtlicher Pfarrer anfing, hatten wir schon das Gefühl, dass etwas fürs Kircheninnere getan werden müsste“, sagt Heiner Sandig. Zwar sei die Kirche sauber. Aber seit in den 1970er-Jahren die Innenausstattung aus nicht mehr nachvollziehbaren Gründen entsorgt wurde, „fehlt das Fluidum“, wie Sandig sagt. Es mangele an etwas, „worauf die Bevölkerung stolz sein kann“. – Um dem kargen Raum wieder eine einladende Atmosphäre und Aura zu geben, hatte die Kirchgemeinde schon vor gut zehn Jahren zwei Architekten aus Leipzig beauftragt, damit die eine neue Inneneinrichtung samt Farbkonzept planen.

Die Entwürfe sehen unter anderem vor, die alten Kirchbänke und den Fußboden zu entfernen. Auf dem neuen Boden sollen Stühle kommen. Das soll den Raum flexibler nutzbar machen, etwa für Konzerte oder Feiern. Fenster und Wände sollen farbig gestaltet, der Altar erneuert, die Empore aufgearbeitet werden. Auch neue Heiz- und Elektroanlagen sieht das Projekt vor.

Lange waren die Entwürfe in der Schublade verschwunden. Die nötige sechsstellige Summe für die Realisierung auftreiben zu können, erschien utopisch. Doch seit jenem Anruf der Landeskirche, den Heiner Sandig vor Kurzem erhielt, sieht die Welt anders aus. Denn wenn die Streumener sich anstrengen, können sie das Geld gewinnen und ihre Kirche damit wieder zum Schmuckstück des Ortes machen.

Die Stiftung Kiba und der MDR machen es möglich. Kiba steht für die Stiftung „Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler in Deutschland“. 400 000 Euro verteilt die Stiftung für Sanierungen, der erste Preis sind 200 000 Euro, der zweite 125 000 Euro, der dritte 75 000 Euro. Auch wenn Streumen siegen will: „Wir könnten mit jeder Summe etwas anfangen“, sagt Heiner Sandig.

Dafür müssen sich die Streumener aber gegen andere Kirchgemeinden aus dem MDR-Sendegebiet durchsetzen. Es treten je zwei aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen an. Bei den zugehörigen Wettbewerben wird es sportlich zugehen, aber auch Köpfchen dürfte gefragt sein. Zunächst müssen die Streumener gegen die Kirchgemeinde aus Roßwein ran, die als zweite aus Sachsen mit im Rennen ist.

Der Ausscheid findet am letzten August-Wochenende statt. Können sich die Streumener dort durchsetzen, kämen sie ins Halbfinale Mitte September. Und wären sie auch da erfolgreich, winkt das Finale bei der Stefanie-Hertel-Show Ende September. Dann wird die Volksmusik-Gala in der Chemnitzer Stadthalle aufgezeichnet.

Heiner Sandig, der neben Wülknitz’ Bürgermeister Hannes Clauß und drei weiteren Mitstreitern bei der Aktion als Teilnehmer dabei sein wird, setzt schon heute auf rege Unterstützung aus dem Dorf, wenn in wenigen Wochen die Spiele und Dreharbeiten in Streumen stattfinden. Immerhin dürfte es solch ein Spektakel in Streumen nicht gleich wieder geben.