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Kiosk bleibt dicht

Die meisten Spartenlokale in Görlitzer Gartenkolonien stehen leer – auch im Helenenbad findet sich kein Betreiber.

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© Pawel Sosnowski/80studio.net

Von Daniela Pfeiffer

Mehrere Kühlschränke, zwei Herde, Spülen – alles da. Nur jemand, der seinen Einkauf in den Kühlschrank stellt, auf dem Herd etwas kocht oder die Teller und Tassen spült, der fehlt. Gerne würden Michael Günzel, seine Frau Ramona und die anderen Mitglieder der Gartensparte Damaschke im Görlitzer Norden ihren Kiosk wieder geöffnet sehen. Doch es will sich einfach niemand finden, der ihn betreibt.

Gleich nebenan, mit einem Durchgang verbunden, ist das Spartenlokal. Für Feiern wie Geburtstage oder Schulanfang nutzen es Vereinsmitglieder gelegentlich. Aber eigentlich könnte es beides zusammen vermietet werden. „Gerade hier auf der Friedhofstraße ist doch viel Laufkundschaft“, sagt Spartenchef Michael Günzel. Viele nutzen die Verbindung zwischen Königshufen und der Innenstadt. Und haben früher gern mal auf ein Eis oder einen Kaffee hier haltgemacht.

Doch inzwischen ist das kleine Kiosk-Fenster seit zwei Jahren zu. „Es ist so schade darum“, sagt Ramona Günzel. „Wir haben sogar für 1 000 Euro das Dach gedeckt, komplett aus Mitgliedsbeiträgen finanziert.“ Sogar eine Toilette haben sie aufgestellt. Die Sparte ist außerdem voll belegt, 113 Parzellen. An fehlender Kundschaft kann es also nicht liegen, dass sich niemand findet. Woran dann?

Vermutlich, weil man Kiosk und Spartenheim nur zwischen April und Oktober betreiben kann, sich dann aber auch am Wochenende hinstellen muss. Viel vorzubereiten ist eben auch: einkaufen, vielleicht Kuchen backen. Dann auf schönes Wetter hoffen. „Aber vor allem schrecken die vielen Genehmigungen, die man braucht, die Leute wohl ab“, glaubt Michael Günzel. Bewerber gab es schon einige, aber alle sagten letztlich ab. Mit einem der Vorbetreiber waren sie hochzufrieden. Bockwurst, Boulette, Kartoffelpuffer, Kuchen, Eis – das alles gab es bei ihm. Aus gesundheitlichen Gründen musste er aufgeben.

Noch vollkommener war der Kiosk aber zu DDR-Zeiten. Brot, Milch, einfach alles gab es da hier. „Es gab Familien, die kamen frisch aus dem Urlaub und hielten erst mal hier, um einzukaufen.“ Überall in der Stadt gab es Kioske und Spartenheime. Viel ist vor allem in den Gartenanlagen davon nicht mehr übrig. Frank Reimann vom Niederschlesischen Kleingärtnerverband glaubt, dass es wohl an den Gesetzmäßigkeiten liegt, dass so viele zu- aber kaum welche wieder aufmachen. Mit der vorgeschriebenen Toilette fange es oft schon an. In Kleingartenanlagen gebe es nun mal kaum Wasseranschlüsse, stattdessen hauptsächlich abflusslose Gruben. „Es hat mal viele Spartenheime gegeben, heute sind es in Görlitz, so viel ich weiß, noch drei“, sagt Reimann. „Bei einem weiteren laufen die Verhandlungen mit einem möglichen neuen Betreiber.“ Die drei Glücklichen sind die Gartensparten Eschengrund und Am Sonnenland in Weinhübel sowie Brose in der Südstadt.

Schon länger auf der Suche ist auch Rolf Weidle. Der pensionierte Arzt und Stadtrat (Bürger für Görlitz) sucht händerringend nach einem Betreiber für den Kiosk im Helenenbad. „Früher gab es dort eine komplette Küche“, weiß er. Heute wäre er schon froh, wenn es für die Eltern und Kinder, die zur Kinderbadelandschaft kommen, einfache Imbissangebote gäbe. „Ich habe keine Ahnung, warum das so schwierig ist, jemanden zu finden“, räumt er ein. Auch die Sorgen der Gartensparten diesbezüglich kennt er gut. Mit Stadtratskollegen hat er unlängst einige Sparten besucht. „Da war genau das ein Kernthema.“

Ramona und Michael Günzel geben so schnell jedenfalls nicht auf. Sie denken an die Zukunft, haben sogar eine Obstbaumwiese für Kinder gepflanzt – als Anschauung, damit auch die Stadtkinder sehen, dass der Apfel nicht wirklich aus dem Supermarkt kommt. Irgendwann wird es für die Kinder, Gartenfreunde und Besucher sicher auch wieder Kaffee und Eis geben.

Interessenten melden sich bitte bei Familie Günzel unter: Tel. 03581/303556