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Kino wird jetzt abgerissen

Die Mehrheit der Stadträte von Seifhennersdorf will ihre Beschlüsse zur Brandruine endlich umgesetzt sehen. Endgültig ist das noch nicht.

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© Bernd Gärtner

Von Holger Gutte

Seifhennersdorf. Das Seifhennersdorfer Kino wird abgerissen. Das haben die Stadträte mit den Stimmen von CDU und Die Linke jetzt auf einer Sondersitzung erneut beschlossen. Diesmal wurde auf Antrag von Bürgermeisterin Karin Berndt (parteilos/UBS) darüber namentlich abgestimmt. Das Grundstück Nordstraße 14, auf dem das Kino steht, darf nun erst verkauft werden, wenn das Gebäude abgerissen und eine Freifläche entstanden ist. „Mit Stand heute wird das Kino abgerissen. Ob das morgen so ist, kann ich nicht sagen“, meint der stellvertretende Bürgermeister, Peter Hänsgen (CDU). Denn über den Widerspruch der Bürgermeisterin, wegen ihres Befugnisentzuges zum Kino, ist noch nicht entschieden worden. Die unendliche Geschichte könnte also weitergehen.

Was bisher geschah

1955: Kino wird gebaut

In schwerer Knochenarbeit haben die Seifhennersdorfer 1955 in ehrenamtlichen Arbeitseinsätzen ihr Kino gebaut. Mit Spitzhacke, Spaten und Schaufeln ist in 2000 Arbeitsstunden die Baugrube ausgehoben worden. 1956 wird es eröffnet.

1991: Es läuft kein Film mehr

Das 1985 komplett sanierte und neu ausgestattete Kino darf die Stadt nicht erwerben. Die Treuhand verkauft es an einen „Investor“. Der schließt es 1991.

1998: Das Gebäude brennt lichterloh

Am 15. Juni 1998 steht das Seifhennersdorfer Lichtspieltheater in Flammen. Bis heute ist die Ursache des Brandes nicht aufgeklärt worden.

September 2011: Kauf beschlossen

Mehrheitlich haben die Stadträte im September 2011 beschlossen, das Grundstück Nordstraße 14 mit der Brandruine zu kaufen. Der Abstimmung ist eine umfangreiche Debatte über das Für und Wider eines Abrisses vorausgegangen.

Februar 2013: Aktionsbündnis für Kino

Nach dem Vorbild zum Erhalt der Schauburg in Zittau gründet sich Ende Februar 2013 ein Aktionsbündnis von Seifhennersdorfer Bürgern, die das Kino retten wollen. Zu diesem Zeitpunkt ist aber schon absehbar, dass im Stadtrat eine Beschlussvorlage zum Abriss des Gebäudes eingebracht werden soll. Und eine Mehrheit der Stadträte schon bei den Diskussionen im Vorfeld dafür plädiert.

März 2013: Grundsatzentscheidung

Am 21. März 2013 fällen die Stadträte eine Grundsatzentscheidung zur Finanzierung des Kino-Abrisses. Sieben Stadträte stimmten dafür. Lediglich drei und Bürgermeisterin Karin Berndt dagegen.

Mai 2013: Genossenschaft gegründet

Die Genossenschaft „Zukunft Seifhennersdorf“ stellt am 22. Mai 2013 einen Kaufantrag für das Kino. Sie hofft, dass der Stadtratsbeschluss noch mal gekippt werden könnte.

Juni 2013: Es bleibt beim Abriss

Die große Mehrheit der Abgeordneten steht weiter hinter dem Abrissbeschluss. Sie glauben nicht daran, dass sich die Ziele der Genossenschaft für den Erhalt des Gebäudes und deren Vorstellungen für eine Nutzung umsetzen lassen.

Oktober 2013: Beschwerde eingereicht

Die Mehrheit der Stadträte reicht eine Fach- und Dienstaufsichtsbeschwerde über die Bürgermeisterin bei der Rechtsaufsichtsbehörde ein. Der Abrissbeschluss ist immer noch nicht umgesetzt.

Dezember 2013: Abriss wird umgesetzt

Stadträte drängen erneut auf das Umsetzen des Abrissbeschlusses. Die Einwände der Bürgermeisterin werden von der Rechtsaufsicht nicht geteilt.

Mai 2014: Kino unter Denkmalschutz

Das Kino steht plötzlich unter Denkmalschutz. Nun ist für den Abbruch eine weitere Genehmigung erforderlich. Trotzdem vergibt der Stadtrat einen Auftrag zum Abriss. Die Bürgermeisterin geht in Widerspruch.

Juli 2015: Abriss unterschrieben

Gegen den Willen der Bürgermeisterin wird ein Auftrag zum Abriss des Kinos in Seifhennersdorf unterschrieben.

September 2015: Kopfgebäude soll weg

Der Versuch der UBS-Fraktion und Bürgermeisterin Karin Berndt, wenigstens das Kopfgebäude des Kinos mit seinen markanten Säulen zu retten, scheitert im Stadtrat. Daran ändert auch die Fürsprache von Leipzigs „Denkmal-Doktor“, Frank Pastille, nichts.

Januar 2016: Asbestbelastung entdeckt

Wegen Asbestbelastung wird der Kino-Abriss um 13000 Euro teurer. Die Stadträte stellen das Geld in den Haushalt ein.

April 2016: Haus verkauft

Jetzt soll das Gebäude verkauft und nicht abgerissen werden.

April 2016: Arbeiten gestoppt

Der Abriss wird gestoppt. Die Bürgermeisterin hat das Kino verkauft. Danach legt die Rechtsaufsicht fest: Karin Berndt darf nicht mehr zum Kino entscheiden.

Mai 2016:

Der stellvertretende Bürgermeister, Peter Hänsgen, nimmt für die Stadt das Rücktrittsrecht im Kaufvertrag wahr.

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