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Kino im alten Freibad?

Der Neubau des „Boni“ würde 2,5 Millionen Euro kosten. Das Geld hat die Stadt nicht. Andere Ideen für das Areal sind gefragt.

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© Claudia Hübschmann

Von Marcus Herrmann

Meißen. Einfach resignieren wäre der falsche Weg. Findet zumindest Rene Roßberg. Auch wenn viele Meißner nach nunmehr 15 Jahren langsam den Glauben verlieren dürften, dass ihr Freibad „Boni“ in naher Zukunft wieder öffnet, will Roßberg die Befürworter des Bades vereinen und etwas tun. „Die Finanzierung ist nur zu stemmen, wenn wir als Bürger, die Stadt und alle betroffenen Instanzen zusammenarbeiten“, schreibt er auf seiner Facebook-Seite.

Zunächst gehe es darum, Ideen zu sammeln, wie in Zusammenarbeit mit dem Wellenspiel das Gelände des alten Freibades wieder nutzbar gemacht werden könnte. „Konkurrenz mit dem Wellenspiel kann durch Kombination beider Anlagen gelöst werden, so hat man eine wetterfeste Badeanlage und das Gegenargument mit den wenigen Schönwettertagen ist auch entkräftet“, schreibt Roßberg. Eine Zusammenarbeit sei auch deswegen ratsam, weil dadurch Sponsoren akquiriert werden könnten – etwa für Fitnesskurse, Freiluftkino, Minigolf, Wasserball oder Kinderbetreuung. Um solche Spenden könnte sich etwa der 2009 gegründete Freibadverein kümmern.

Allerdings sind dessen Mitglieder schon seit Jahren bemüht, mehr Mitwirkende und Spendenmittel zu bekommen. Doch der Weg zu durchschlagenden Erfolgen ist lang. Das letzte Badfest auf dem Gelände des ehemaligen „Boni“ ist drei Jahre her. Vor ziemlich genau einem Jahr sagte die Vorsitzende des Vereins Meißner Freibad 09 Simone Teske, dass es keine positiven Entwicklungen gebe. Könnte sich das durch den Vorstoß einer Bürgerinitiative ändern?

Den Glauben daran scheint man innerhalb der Verwaltung jedenfalls nicht verloren zu haben. „In den nächsten Monaten sollen Gestaltungsideen und Konzepte zusammengetragen werden“, kündigt Stadtsprecherin Katharina Reso an. Zwar gebe es auch im Meißner Wellenspiel an der Berghausstraße einen „attraktiven Außenbereich mit Außenbecken“. Aber gerade bei heißen Sommerwochen könne man seitens der Stadt den Wunsch der Meißner nach einem Freibad verstehen.

Jedoch ließen der bauliche Zustand des alten Bades sowie der der technischen Anlagen einen Weiterbetrieb keinesfalls zu. „Das war bereits im Jahr 2002 so, deshalb musste das Freibad Meißen damals gesperrt werden.“ Bereits wenig später habe man aber Ausschau nach Alternativen gehalten, es wurden Planungen und Vorschläge für ein künftiges Freibad erarbeitet. „So gab es zum Beispiel den Vorschlag, das Freibad als Naturbad zu betreiben und durch die Wassererfassung Bohnitzsch einzuspeisen. Dem erteilten die Gesundheitsbehörden allerdings eine Absage“, erklärt Reso. Der Grund: Ohne den Einsatz von Chlor sei eine Gesundheitsgefährdung nicht auszuschließen.

In den darauffolgenden Jahren mussten die Meißner dem Verfall ihres Freibades hilflos zusehen, konnten höchstens von einem Neubau ausgehen. Das Thema Freibad sei aber nie ganz vergessen worden, teilt die Stadt mit. Es habe Pläne und viele Ideen gegeben, an denen sich auch der hiesige Freibadverein aktiv beteiligt hatte. Laut diesen Plänen wäre ein Neubau mit Kosten von mindestens 2,5 Millionen Euro verbunden. „Hinzu würden Unterhaltungskosten sowie Abschreibungen von insgesamt rund 300 000 Euro im Jahr kommen“, erläutert Reso. Diese enormen Kosten könne man – moderate Eintrittspreise und circa 20 bis 30 Badetage in unseren Breitengraden vorausgesetzt – „einfach nicht abdecken“.

Die momentan wachsende Stadt kann dieses Geld nicht bereitstellen, benötigt Investitionen für Kindertagesstätten und Schulen. „Hier ist sämtliche Finanzkraft konzentriert, auch, was die Inanspruchnahme von Fördermöglichkeiten angeht“, sagt Katharina Reso. Damit sei eine Finanzierung eines neuen Freibades unwahrscheinlich. Plänen und Aktivitäten aus der Bürgerschaft, wie denen von Rene Roßberg, stehe man aber wohlwollend gegenüber. „Uns ist natürlich an sinnvollen und gemeinnützigen Nutzungsmöglichkeiten des Freibadgeländes gelegen“, sagt Reso.