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Kinderschloss lässt Hüllen fallen

Mit dem Sommer ist die Außensanierung des Schlosses in Waldhufen fast abgeschlossen. Einiges hat sich über den Winter geändert.

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© André Schulze

Von Sabine Ohlenbusch

Waldhufen. Erst seit Kurzem befreit sich das große Sanierungsprojekt der Gemeinde Waldhufen nach und nach von allen Sichtbarrieren. Zuerst hat sich das Herrenhaus im Süden von seiner Schokoladenseite gezeigt: Granitdetails am Portal bilden einen interessanten Kontrast zu der neuen vorherrschenden Farbe, einem warmen Ton zwischen Gelb und Beige. „Die Farbe hat der Denkmalschutz ausgewählt“, erklärt Heike Hübner. Die Mitarbeiterin im Bauamt der Gemeinde Waldhufen kümmert sich in der Verwaltung um das Projekt Kinderschloss.

Eine weitere große Enthüllung sind die offiziellen Kosten, die mit dem Fortschritt des Projekts gewachsen sind. Offiziell liegen sie jetzt nach den neuesten Schätzungen bei 3,9 Millionen Euro. Dafür ist es der Gemeinde Waldhufen gelungen, Fördergelder aus dem Programm Vitale Dorfkerne zu ergattern. 1,2 Millionen Euro Förderung sichern nun den Innenausbau des Gebäudes, sodass die Kindereinrichtungen darin Platz finden.

Da dieses Programm mit 75 Prozent gefördert ist, pendelt sich die Förderquote des gesamten Projekts nach den jetzigen Zahlen auf rund 79 Prozent ein. Denn zu den Zuwendungen durch den Denkmalschutz, welche die Außenarbeiten ermöglicht haben, gewährt auch die Landesdenkmalpflege weitere 687 000 Euro zu einem Fördersatz von 90 Prozent. Mehr als drei Viertel der Gesamtsumme von 3,9 Millionen sind durch die bestehenden Förderzusagen gesichert. Die Gemeinde trägt dabei etwas unter 560 000 Euro selbst. Weitere Förderanträge laufen.

Viele Waldhufener fragen sich auch, wie die Verzögerungen auf der Baustelle zustande gekommen sind. Denn die Außenhülle des Gebäudes hätte eigentlich im vergangenen Jahr fertig werden sollen. Längere Bauzeiten bedeuten auch höhere Kosten, folgert Gemeinderat Joachim Renner bei der vergangenen Gemeinderatssitzung. Er stellt die Frage, warum es länger gedauert hat.

„Einige Herausforderungen haben sich ergeben, von denen niemand ahnen konnte“, ist Heike Hübners Antwort auf die Frage, wieso sich die Bauzeit an der Außenhülle des Gebäudes ergeben habe. Das Dach des Sanitäranbaus zum Beispiel sei marode gewesen. Außerdem sind Risse an der Ecke von West- und Südseite zutage getreten. Um hier die Statik zu gewährleisten, ist ein Fenster zugemauert worden. Schließlich führt Heike Hübner noch die detailreiche Ausarbeitung der Fassade als Zeitfaktor an.

Aber die längere Bauzeit ist nicht alleine die Ursache dafür, dass der jetzige Stand der Kosten stark von den ursprünglich veranschlagten 2,7 Millionen Euro Gesamtkosten abweicht. Diese erste veranschlagte Zahl sei eine Grobplanung gewesen, sagt Heike Hübner. Diese habe nicht enthalten, eine ökologische Alternative zur alten Heizung einzubauen. Außerdem seien Ingenieurleistungen mit der neuen Gebührenordnung um 33 Prozent gestiegen.

Kritiker des Kinderschlosses sprechen häufig die Alternativen zu dem Großprojekt an. Das Gebäude des Kindergartens in Jänkendorf und die Krippe in Diehsa wären in diesem Fall zu sanieren gewesen. Oder ein Neubau hätte an anderer Stelle mehrere Kindereinrichtungen vereint. Dann hätte der Denkmalschutz keine Zuschüsse zu dem Projekt gegeben.

Statt der alten Heizung soll nun eine Pelletanlage das Gebäude wärmen. So hat es die Beschlussvorlage vorgesehen. Aber Gemeinderat Friedrich Boltz bringt den Einwand, dass eine größere Heizung wirtschaftlicher und auch ökologisch sinnvoll sei. So könnten Solarzellen in Verbindung mit einer Wärmepumpe auf dem Gewerbehof fast ohne laufende Kosten heizen.

Der Gewerbehof könnte so auch von der Erdwärme profitieren. Nach dem Vorbild, eine Heizung für mehrere Gebäude zu bauen, funktioniert die Dorfheizung im Rietschener Ortsteil Daubitz. Diese Überlegung erntet Zustimmung im Gemeinderat; der Beschluss wird vertagt. Auch Joachim Renner möchte eine Untersuchung der Wärmepumpe. „Für Erdwärme gibt es keine Abgaben“, argumentiert er. Eine Betriebskostenanalyse soll nun zeigen, wie viel die Pelletheizung auf Dauer kostet.

Bürgermeister Horst Brückner ist dagegen, dieses Vorhaben zum jetzigen Zeitpunkt einzuschieben. „Das dauert zu lange“, erklärt er im Gespräch mit der SZ. Außerdem hält er es nicht für realistisch, dass eine Gemeinde für Privatpersonen die Heizung übernimmt. „Die Verantwortung ist zu groß“, ist seine Einschätzung, „dafür braucht man einen großen Partner oder einen Betreiber.“ In Rietschen hat sich eine Genossenschaft gegründet, um die Fernwärmelösung zu stemmen. Dort ist nun schon die zweite Dorfheizung im Ortsteil Werda in Planung – allerdings nicht unter Zeitdruck.

Auch die pädagogische Konzeption der Räumlichkeiten regt Bürger zu Fragen an. Dorothea Hilsberg ist als ehemalige Leiterin des Kindergartens in Diehsa vor allem an den Bedingungen interessiert, die ihre ehemaligen Kolleginnen aus der jetzigen Krippe vorfinden. Hier stößt sie sich vor allem an einem Waschraum, der ohne Fenster konzipiert ist. Ferner kritisiert sie als Gast in der Bürgerfragestunde der Sitzung, dass eine zu geringe Zahl von Garderoben eingeplant ist.

„Wenn die Krippe so entsteht wie geplant, bleibt sie eine Notlösung“, sagt sie. Sie wünscht sich, dass die Gemeinderäte sich für diesen Aspekt stärker interessieren. Außerdem sollten die Erzieherinnen sich für die optimale Einrichtung des Schlosses für die Kinder einsetzen, sagt sie. Eine Antwort aus dem Stegreif erhält sie an diesem Abend nicht.