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Kinderreiches Löbtau

Immer mehr junge Familien wollen hier wohnen. Das verändert vieles im Stadtteil. Eine wichtige Sache fehlt dennoch.

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© Symbolfoto: dpa

Von Annechristin Bonß

Freie Wohnungen mit vier Zimmern gibt es derzeit kaum in Löbtau. Familien, die jetzt hier suchen, müssen Geduld haben und Ausdauer beweisen. Der Stadtteil ist beliebt. Nach den Studenten, die vor wenigen Jahren aus der Südvorstadt kamen, wollen nun immer mehr junge Eltern mit ihren Kindern hier leben.

In den kommenden Jahren wird sich die Zahl der Kinder und Jugendlichen im Stadtteil erhöhen. Seit dem Jahr 2000 steigen die Einwohnerzahlen in Löbtau kontinuierlich. 20 300 Menschen sollen der Statistik nach 2025 hier leben. Ebenfalls im Aufwärtstrend ist der Jugendquotient für den Stadtteil. Je höher dieser ist, desto höher ist der Anteil der Kinder und Jugendlichen gemessen an der Anzahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter. Der Durchschnitts-Löbtauer ist unter 35 Jahre alt und damit acht Jahre jünger als der Durchschnitts-Dresdner.

Zwei, die den Trend schon lange bemerken, sind Lars Uhlmann und Jörg Pistorius. Die beiden 53-Jährigen gehören zur Adventgemeinde an der Poststraße. Seit 20 Jahren organisieren sie mit vielen Mitstreitern das Kinderstraßenfest. Einmal im Jahr gehört die Fläche zwischen Post- und Reisewitzer Straße für einen Nachmittag den Kindern. Kamen im ersten Jahr 100 Gäste, zählen die Organisatoren nun weit über 500 Kinder und Erwachsene. Viele der Angebote sind kostenlos: Basteln, Toben, Spielen.

„Wir wollten etwas nur für Kinder machen“, sagt Lars Uhlmann. Die Resonanz war gut. So gut, dass es Jahr für Jahr eine Neuauflage gab. Zum 20. Fest haben sich jetzt zwei weitere Gemeinden angeschlossen. Ansässige Firmen unterstützen das Anliegen. In diesem Jahr wird dafür extra die Kreuzung Post-/Schillingstraße gesperrt.

„Der Stadtteil hat sich verändert“, sagt Lars Uhlmann. 1996 kam er nach Dresden. Die erste Wohnung fand er nur in Löbtau, an der Tharandter Straße. „Da zieht man nicht hin“, haben Freunde gesagt. „Damals stand Löbtau im Schatten der anderen Stadtteile“, sagt er. Mittlerweile ist er nach Naußlitz gezogen. Das nahe Löbtau besucht er immer noch regelmäßig. Fasziniert beobachtet Lars Uhlmann, wie sich die Straßen und Plätze verändern. Rund um den Schillingplatz, wo nun die Kinder feiern, gab es noch vor 20 Jahren Schnaps- und Dönerbuden und eine huckelige Straße. Nun zieren schmucke Häuser den Platz. Die Poststraße wurde mithilfe eines Förderprojektes saniert. Breite, glatte Fußwege, Parkbuchten und neue Bäume gehören nun zum Bild. 15 Millionen Euro wurden seit Mitte der 90er-Jahre investiert, um Freiflächen und Grünanlagen zu verschönern und aus Brachen ansehnliche Grundstücke zu machen.

Und auch für die reiche Kinderschar im Viertel hat die Stadt etwas getan. Stetig wurde auch in die Spielplätze investiert. „Es gibt kaum Stadtteile, in denen so vielfältige Angebote bestehen wie in Löbtau“, sagt Ines Pochert aus dem Amt für Stadtgrün. Für alle Altersgruppen gebe es Angebote. Allerdings müssen einige Kinder weitere Wege in Kauf nehmen, um zu den Spielangeboten zu gelangen. Denn freie Flächen, um weitere Spielplätze zu bauen, sind rar. Und die Konkurrenz der Wohnbauprojekte ist dagegen groß.

Nur eine Sache fehlt dem Stadtteil. Das Flair der jungen Ausgehviertel Neustadt und Hechtviertel suchen Besucher hier vergebens. Der Löbtauer bleibt unter sich und privat. Kneipenkultur und Szenetreff? Fehlanzeige! „Eine Szene muss sich noch entwickeln“, sagt Lars Uhlmann. Der neu gegründete Stadtteilverein „Loebtop“ will sich darum kümmern. Derzeit sammeln die Mitglieder Spenden, um einen Stadtteilladen zu eröffnen. Eine Wohnungsgenossenschaft hat dafür günstig Räume auf der Deubener Straße 24 in Aussicht gestellt. Für das erste halbe Jahr und die Einrichtung fehlen noch 2 800 Euro.

Vielleicht finden interessierte Geldgeber auch auf dem Kinderstraßenfest zusammen. Genau so stellen sich die Organisatoren ihr Fest vor. Ein bunter Treff soll es sein, von Menschen, die in Löbtau leben. Denn davon gibt es immer mehr.

Kinderstraßenfest, Schillingplatz, 13. August, 14–18 Uhr.