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Kinderparadies auf dem Eselhof

Für Familie Wulke in Nechern gab es jetzt eine besondere Auszeichnung. Denn dort können die Besucher eine Menge lernen.

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© Carmen Schumann

Von Kerstin Fiedler

Nechern. Dass Esel störrische Tiere sein sollen, das widerlegen Heike und Ralf Wulke schon seit vielen Jahren. Auch an diesem Tag, wo sie auf dem Eselhof in Nechern Besuch vom sächsischen Landesverband der Vereinigung der Freizeitreiter und -fahrer (VFD) haben, zeigen die Tiere, wie gutmütig und lernwillig sie sind. Und Streicheleinheiten lieben sie besonders. Das haben auch Till und Eric Zepezauer gemerkt und haben sich an diesem Nachmittag überzeugt, dass die Esel ab sofort zu ihren Lieblingstieren gehören. Und weil das schon viele Kinder feststellten, die in den vergangenen Jahren Zeit auf dem Eselhof verbracht haben, wurde der Hof nun als „VFD Kids-Stall“ ausgezeichnet. Immerhin als erster Betrieb in Sachsen.

Die Landesvorsitzende Dr. Claudia Nebel-Töpfer schwärmt von der Arbeit, die auf dem Eselhof in Nechern gemacht wird. „Die Nachwuchsförderung ist qualitativ hochwertig. Außerdem werden die Tiere hier artgerecht gehalten“, sagt Claudia Nebel-Töpfer. Ein Offenstall und ein Trail mit Totholzhecken, Aussichtshügel, Unterstellmöglichkeiten, Kräuterbar und vieles mehr haben Wulkes für die Esel angelegt. Doch sie haben auch an die theoretische Ausbildung gedacht. In einem alten Eisenbahnwaggon kann man gemütlich zusammensitzen. Es gibt Lehrmaterial, mit dem vor allem die Kinder spielerisch an die Arbeit mit den Tieren herangeführt werden. Dabei sollen die Kinder – und auch die Erwachsenen – nicht nur lernen, wie man reitet oder Kutsche fährt. „Wir wollen allen, die zu uns kommen, ganz viel vom Wesen des Tieres vermitteln“, sagt Ralf Wulke. „Wir erklären, wie solch ein Tier lebt, was es frisst und was ich tun muss, damit es dem Tier gut geht“, sagt Ralf Wulke. „Animation für den Kopf“, nennt Nicole Zepezauer von der Prüfungskommission der Vereinigung so etwas.

Statt einem Pony ein Esel

Dabei begann das Leben mit den Eseln bei Familie Wulke eher unspektakulär mit einem Zufall. Ihre Tochter wünschte sich ein Pony, und die Eltern gingen auf die Suche – gefunden haben Wulkes Sunny, ihren ersten Esel. Die Stute lebt seit 1999 auf dem Hof und ist mittlerweile 22 Jahre. Da ist sie im besten Alter, findet Ralf Wulke, denn Esel können bis zu 40 Jahre alt werden, weiß er. Sunshine, ihr erstes Fohlen, ist mittlerweile 16 und lebt auch auf dem Eselhof. Insgesamt sind es acht Esel, zwei Maultiere und zurzeit zwei Esel zur Pflege. Einer von ihnen ist Aaron, fünf Monate alt. Seine Mutter hat einen holländischen Pass. Über dubiose Tierhändler kam sie nach Deutschland. Doch die Käuferin war mit der Haltung zum damaligen Zeitpunkt überfordert. Als Aaron zur Welt kam, wandte sie sich an die Noteselhilfe. Denn auch hier engagiert sich die Familie aus Nechern. Heike Wulke ist Vorsitzende des Vereins, der deutschlandweit agiert. Zuerst haben die beiden versucht, vor Ort auf dem Hof zu helfen, doch dann kam die Entscheidung, die Tiere nach Nechern zu holen. „Jetzt geht es beiden gut“, sagt Ralf Wulke. Als ob Aaron es bestätigen will, macht er kleine Bocksprünge, als seine Mutter lautstark nach ihm ruft. Und schon sind die Streicheleinheiten vergessen und er läuft zu den anderen Tieren. „Ein bisschen wird es noch dauern, doch dann können wir die beiden vermitteln“, sagt Ralf Wulke. Wahrscheinlich wird Aaron dann auf dem Hof, auf dem er geboren ist, in die Wallach-Herde kommen. Doch noch genießt auch er es, dass sich so viele Menschen an diesem Tag um ihn kümmern.

Für Heike und Ralf Wulke ist die Würdigung durch den Verband eine Bestätigung ihrer Arbeit. Denn sie haben sich immer wieder weitergebildet, bevor sie dann ihr Wissen auch an andere weitergeben konnten – und wollten. Dennoch bleibt es ein Hobby. Beide gehen arbeiten. „Wenn wir Geld damit verdienen müssten, würde das zu Lasten der Tiere gehen. Und das wollen wir nicht“, sagt Ralf Wulke. Und so bleibt es bei den Angeboten, die die beiden machen. Das geht von Wanderungen für Erwachsene, Familien, Vereine oder Firmen über Projekttage für Schul- und Kita-Gruppen bis hin zur Ausbildung zum Kutschenführerschein. Die Teilnehmer lernen, wie die Esel am Strick und über sowie durch Hindernisse geführt werden. Dabei kommen die Teilnehmer aus ganz Deutschland. „Wir würden uns ein bisschen mehr Interesse von den nahen Kitas und Schulen wünschen“, sagt Heike Wulke. Mit dem Kinderheim in Wuischke gab es schon einmal eine engere Zusammenarbeit. Es werden zwar keine Therapien direkt angeboten, aber doch Unterstützung gegeben.

Einige Plätze gibt es jetzt noch zu Pfingsten für das Kids-Camp. Es eignet sich für acht- bis 14-Jährige und geht über drei Tage. Zum Mühlentag führen die Kinder dann ein Programm mit den Eseln auf.

Weitere Informationen im Internet unter:

www.eselhof-nechern.de

www. noteselhilfe.org

www.vfdnet.de