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Kinderkurheim wird Asylunterkunft

Nachdem der Brandschutz abgesichert ist, gaben die Radeburger Stadträte grünes Licht für die neue Nutzung.

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© Norbert Millauer

Von Wolf Dieter Liebschner

Volkersdorf. Dem Umbau des ehemaligen Kinderkurheims in Volkersdorf in eine Gemeinschaftsunterkunft für Asylsuchende steht nichts mehr im Weg. Die Stadträte von Radeburg votierten jetzt einstimmig für die Nutzungsänderung der Anlage durch den Landkreis. Der Landkreis ist Eigentümer der Immobilie.

Einem ersten Bauantrag vom Dezember vergangenen Jahres hatten die Stadträte teilweise ihre Zustimmung verweigert, weil der Brandschutz für die Gebäude nicht ausreichend war. Die Menge des anliegenden Löschwassers war zu gering, um den Schutz der Gebäude im Brandfall zu gewährleisten. Für die Gesamtanlage ist eine Wassermenge von 48 Kubikmetern für die Dauer von zwei Stunden erforderlich. Diese Menge war zuvor nicht erreicht worden. Mit einer nun eingebauten Zisterne wird eine Menge von 40 Kubikmetern für zwei Stunden erreicht. Ein öffentlicher Hydrant liefert zusätzlich weitere 30 Kubikmeter Löschwasser. Um diese Wassermenge abzusichern, wurde eine Druckerhöhungsstation errichtet. Damit ist der Brandschutz für alle acht barackenartigen eingeschossigen Gebäude auf dem Gelände gesichert.

Ein zunächst zum Abbruch vorgesehenes Gebäude wird nun wieder in das Nutzungskonzept des Landkreises einbezogen. In das ehemalige Heizhaus des Kinderkurheims sollen Waschräume integriert werden. Dadurch kann auf das ursprünglich vorgesehene Aufstellen von Sanitärcontainern verzichtet werden. Außerdem wird eine Gemeinschaftsküche eingerichtet.

Das weitere Vorgehen liegt in den Händen des Landkreises. Ursprünglich sollten zum Jahresbeginn bereits 28 Asylbewerber hier einziehen, was aber wegen der Verzögerung des Umbaus nicht geschehen ist. Die Unterkunft ist für insgesamt 112 Bewohner ausgelegt. Auch Familien sollen hier wohnen können. Laut Landratsamts-Pressesprecherin Kerstin Thöns werden die Umbauarbeiten bis Mitte Juli dieses Jahres abgeschlossen sein. „Das Objekt wird anschließend hausintern an das Ausländeramt übergeben“, so Kerstin Thöns. „Die Gesamtkosten werden bei etwa 1,53 Millionen Euro liegen.“

Keiner weiß, wie sich die Situation entwickelt

Derzeit ist es allerdings fraglich, ob die Gemeinschaftsunterkunft überhaupt für Flüchtlinge gebraucht wird. In den Erstaufnahmeeinrichtungen in Meißen und Umgebung herrscht gähnende Leere. Ein wesentlicher Grund dafür ist die Schließung der Westbalkan-Route und das Abkommen der Europäischen Union mit der Türkei. Allerdings geht das Landratsamt nach wie vor davon aus, dass in diesem Jahr etwa 51 000 Menschen nach Sachsen kommen. Deshalb werden die bereits bestehenden Objekte landkreisweit nicht aufgegeben. Man hält an den einmal akquirierten und teilweise vertraglich gebundenen Einrichtungen fest.

Deshalb wird auch am zweiten Abschnitt der ehemaligen Heimschule in Moritzburg weitergebaut. Im kommenden Monat soll dort die Sanierung des Obergeschosses abgeschlossen sein. Wann sich neue Bewohner zu den gegenwärtig über 60 Männern gesellen werden, ist nicht absehbar. Entscheidend für die Belegung wären die aktuellen Zahlen und die Verteilplanung des Freistaats, so das Landratsamt. Da keiner weiß, wie sich die Situation weiter entwickelt, muss abgewartet werden. Besser sei es, der Kreis halte Objekte vor, als wie zum Jahresende 2015 teilweise überhastet reagieren zu müssen.

Momentan werden im Landkreis gut 2 600 Flüchtlinge – davon ausgenommen sind Schutzsuchende aus den Erstaufnahmeeinrichtungen – aus verschiedenen Nationen untergebracht. Wie schon in den vergangenen Monaten kommen sie vorrangig aus Syrien und Afghanistan, aber auch aus dem Iran, Irak oder Pakistan.

Das Kinderkurheim, in dem sich seit 1991 fast 16 000 weißrussische Kinder von den Folgen der Tschernobyl-Katastrophe erholt hatten, war Ende 2012 geschlossen worden. Der Trägerverein hatte das Geld für notwendige Investitionen nicht mehr aufbringen können.