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Kinderarzt-Notdienst eingeschränkt

Die Helios-Klinik wird verstärkt zur Anlaufstelle. Die Kinderärzte nutzen die freie Zeit nicht nur zum Erholen.

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© Symbolbild/Klaus-Dieter Brühl

Von Tina Soltysiak

Döbeln. Auf den ersten Blick ist es ein erheblicher Einschnitt in der medizinischen Versorgung der Kleinsten im Altkreis Döbeln: Ab Oktober schränken die Kinderärzte die Rufbereitschaft außerhalb der regulären Sprechzeiten ein. Es gab von Montag bis Freitag einen kinderärztlichen Bereitschaftsdienst von 19 bis 22 Uhr. „Diesen wird es künftig so nicht mehr geben“, sagt Dr. Margit Richter. „Am Mittwoch und am Freitag zwischen 14 und 19 Uhr besteht wie gewohnt kinderärztlicher Bereitschaftsdienst“, ergänzt sie. Die Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin erstellt die Bereitschaftsdienstpläne für den Altkreis Döbeln in Abstimmung mit der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen (KVS).

Auf den zweiten Blick sei der Einschnitt allerdings nicht so erheblich: „Nur sehr wenige Eltern haben den Dienst in Anspruch genommen. Wir machen das schon viele, viele Jahre lang. Es waren zwischen null und drei Fälle am Abend“, erklärt sie. Für das Wohl der Kinder bleibt trotzdem gesorgt. Zwischen 19 Uhr und dem darauffolgenden Tag um 7 Uhr werden kinderärztliche Notfälle durch die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der Helios Klinik Leisnig versorgt. Bislang haben die Kollegen die Dienste ab 22 Uhr übernommen. „Wir haben die geänderten Zeiten mit Chefarzt Dr. Issa abgestimmt“, sagt Dr. Margit Richter.

Wenig Personal, hohe Belastung

Dr. Hassan Issa ist Chefarzt der Leisniger Kinderklinik. Er erklärt: „Es ging dabei vornehmlich um eine Entlastung der Kollegen. Dem sind wir als Klinik gern nachgekommen, da wir eine sehr gute Kooperation mit den niedergelassenen Ärzten haben und als Klinik ohnehin die entsprechenden Strukturen für eine 24-stündige Versorgung vorhalten.“ Eine Mehrbelastung des Klinik-Personals sei zu erwarten. „Wir haben einen doppelten Dienst. Das heißt, es sind auch nachts immer zwei diensthabende Ärzte vor Ort“, sagt er. Hinzukämen zwei Ärzte, die Hintergrunddienst haben, also im Bedarfsfall sofort in die Klinik kommen, ergänzt er.

Zeiten und Zuständigkeiten

Bereitschaftszeiten der Kinderärzte: Montag, Dienstag, Donnerstag kein Dienst; Mittwoch, Freitag 14 bis 19Uhr; Sonnabend, Sonn- und Feiertag 7 bis 19Uhr

Notsprechstunden der Kinderärzte: Sonnabend 9 bis 11 und 17 bis 18Uhr; Sonn- und Feiertag 10 bis 11 und 17 bis 18Uhr

Täglich von 19 bis 7Uhr: Kinderärztliche Notfälle werden durch die Kinderklinik Leisnig (Tel. 03432180) und den diensthabenden Arzt des allgemeinärztlichen Dienstes (zu erfragen unter Tel.0372719292) mitversorgt

Der diensthabende Bereitschaftsarzt kann auch unter der einheitlichen Nummer 116117 erfragt werden.

Quelle: Dr. Margit Richter

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Sämtliche zur vertragsärztlichen Versorgung zugelassenen Ärzte und medizinischen Einrichtungen sind zur Teilnahme am kassenärztlichen Bereitschaftsdienst verpflichtet. Nur vier Kinder- und Jugendmediziner teilen sich diesen im gesamten Altkreis Döbeln: außer Dr. Margit Richter sind es DM Sabine Schiddel sowie Susann Bley und Dr. Eckhardt Erdmann. „Die Dienstfrequenz ist demzufolge sehr hoch. Gleichzeitig steigt das Durchschnittsalter unserer Ärzte. Die Dienste absolvieren wir ja zusätzlich zu unserer normalen Arbeit“, so Margit Richter. Im Durchschnitt ist jeder der vier Ärzte pro Monat sieben Tage hintereinander im Dienst.

Dieser Umstand ist der KV Sachsen bewusst: „Mit Blick auf den sich abzeichnenden Ärztemangel werden die Bereitschaftsdienstgruppen zukünftig kleiner, sodass eine Überbelastung der dienstverpflichteten Ärzte droht.“ Deshalb sei die Veränderung der Bereitschaftszeiten im Altkreis Döbeln per Beschluss der KVS geregelt.

Sicherlich werden die Ärzte damit ein Stück weit entlastet. Trotzdem haben die Patienten einen Vorteil davon: „Wir haben Zeit, gemeinsam an Fortbildungen teilzunehmen. Wer Bereitschaftsdienst hat, musste sich im Altkreis aufhalten, um spätestens etwa 15 Minuten nach dem Anruf in der Praxis sein zu können“, erklärt sie.

Die zusätzliche Leistung der Ärzte für die Kinder ist trotz der Anpassung der Bereitschaftszeiten nicht selbstverständlich. „In anderen Landkreisen gibt es gar keine separaten Bereitschaftsdienste für Kinder bis zum 18. Lebensjahr. Da sind die Kinderärzte in die regulären Pläne des allgemeinärztlichen Dienstes eingebunden“, sagt sie.