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„Kinder und Jugendliche brauchen klare Regeln“

Markus Henninger, Leiter der Königswarthaer Paulus-Schule, erklärt, warum ein Leitsatz des verabschiedeten Pfarrers nach wie vor gilt.

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© Uwe Soeder

Von Madeleine Siegl-Mickisch

Königswartha. Ende September wurde Pfarrer Andreas Kecke, der mehr als 25 Jahre in Königswartha gewirkt hat, verabschiedet. Er hat inzwischen seine neue Pfarrstelle in Radeburg angetreten. Damit hat auch die 2009 in Königswartha gegründete Paulus-Schule einen ihrer wichtigsten Geburtshelfer und Mitgestalter verloren. Wie es an der Schule jetzt weitergeht, darüber hat die SZ mit Schulleiter Markus Henninger gesprochen.

Herr Henninger, wie groß ist die Lücke, die Pfarrer Kecke hinterlassen hat?

Der Gemeindepfarrer ist für uns als evangelische Schule natürlich ein wichtiger, nicht wegzudenkender Teil. Aber durch die Unterstützung des evangelischen Schulvereins, dem wir ja angehören, ist dafür gesorgt, dass bis zu einer Neubesetzung der Pfarrstelle in Königswartha die geistliche Betreuung weiterhin gesichert ist. So findet wie bisher jeden Donnerstag der Schulgottesdienst statt. Den hält jetzt hauptsächlich Pfarrer Blumenstein aus Bautzen. Da wir genügend Religionslehrer haben, ist es auch kein Problem, den Religionsunterricht für alle Klassen abzudecken. Und um seelsorgerische Dinge und die Jugendarbeit kümmert sich vorübergehend die Neschwitzer Pfarrerin Susanne Aechtner.

Pfarrer Kecke hat die Paulus-Schule nicht nur mit auf den Weg gebracht, sondern sich auch sehr in die Ausgestaltung des Schullebens eingebracht.

Das ist richtig. Aber die Schule hat sich mittlerweile sehr gut etabliert, das Kollegium trägt die Besonderheiten, die unsere Schule ausmachen, mit. Und wir arbeiten daran, sie weiterzuentwickeln.

Welche Besonderheiten sind Ihnen wichtig?

Wir legen sehr großen Wert auf Gemeinschaft. So gibt es in unserer Aula jeden Tag ein gemeinsames Frühstück mit Andacht und Tischgebet und auch das gemeinsame Mittagessen. Diese Zeiten sind für alle verbindlich. Wir setzen überhaupt auf klare Regeln. Pfarrer Kecke hat den Leitsatz „Liebe in klarer Ordnung“ geprägt. Der gilt auch weiterhin. Kinder und Jugendliche brauchen klare Regeln. Das ist die Grundlage, um eine Beziehung zwischen Schülern und Lehrern aufbauen zu können. Besonderheiten in diesem Sinne sind auch, dass bei uns Schulkleidung getragen wird und dass Schüler aufstehen, wenn sie im Unterricht antworten. Das mag etwas veraltet erscheinen. Aber es hilft den Schülern, sich besser zu artikulieren, und es macht sofort deutlich, wer gerade das Wort hat. Hier wirkt auch noch ein wenig der Einfluss des ersten Schulleiters Ralf Hickethier fort.

Wie schätzen Sie die Entwicklung der Paulus-Schule seit der Gründung vor acht Jahren ein?

Sehr gut. Wir haben jedes Jahr eine gute Resonanz, was Schüleranmeldungen betrifft, und wir bekommen positive Rückmeldungen von unseren Absolventen. Drei Jahrgänge haben wir ja bereits verabschiedet. Etliche Schüler haben sich für eine weiterführende Schulbildung an einem beruflichen Gymnasium oder einer Fachoberschule entschieden, sie kommen dort gut zurecht. Wir bekommen auch immer wieder Rückmeldungen von außen, die uns freuen, zum Beispiel wenn unsere Klassen im Rahmen der Berufsorientierung Einrichtungen besuchen und dort durch ihr Verhalten und ihre Mitarbeit einen guten Eindruck hinterlassen.

Sachsenweit beschäftigt das Thema Lehrermangel die Schulen. Wie sieht es bei Ihnen aus?

Bei uns sind alle Stunden abgedeckt, wir haben keinen längerfristigen Ausfall, den hatten wir auch bisher nicht. Ganz einfach ist es natürlich nicht, alle Lehrerstellen zu besetzen. So arbeiten inzwischen auch an unserer Schule zwei Quereinsteiger. Als kleine, einzügige Schule profitieren wir davon, dass der evangelische Schulverein unser Träger ist, der ja mit der Oberschule und dem beruflichen Gymnasium in Gaußig noch mehr weiterführende Schulen betreibt. So sind einige der 18 Lehrer, die bei uns unterrichten, auch in Gaußig tätig.

Sie nutzen ein Schulgebäude aus DDR-Zeiten. Entspricht es trotzdem den heutigen Anforderungen?

Nach dem großen Umbau vor drei Jahren, als unterm Dach unsere Aula entstand, bringen wir nun in kleinen Schritten die Ausstattung auf den aktuellen Stand. Alle Unterrichtsräume sind mittlerweile mit Beamer und Laptop ausgestattet. Im Keller haben wir gerade die Fachräume für den Bereich Wirtschaft, Technik und Haushalt modernisiert. Neben der Lehrküche gibt es nun einen Raum für die Theorie, und auch der Nähmaschinenraum wurde neu eingerichtet. Jetzt ist noch der Werkraum dran.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Dass Schüler und Lehrer auch weiterhin gern in die Paulus-Schule kommen.

Gespräch: Madeleine Siegl-Mickisch