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Kinder sollen in der Distel leben

Die Jugendwohngruppe erweitert sich. Der Betreiber will auch Plätze für ausländische Jugendliche einrichten.

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© Symbolfoto/André Braun

Von Sylvia Jentzsch

Großweitzschen. Seit mehr als einem Jahr wohnen sechs Jungs im Alter von 13 bis 18 Jahren in der intensivpädagogischen Wohngruppe Die Distel in Großweitzschen. Jetzt will Träger Thomas Mehlhorn die Einrichtung erweitern. Künftig sollen bis zu acht Kinder im Alter ab zwei Jahren betreut werden. Dafür muss Thomas Mehlhorn als Träger der Einrichtung den unteren Bereich des Hauses am Honigweg 2 umbauen.

Damit erschöpfen sich die Pläne von Thomas Mehlhorn noch nicht. Er würde gern weitere Räume des Vierseithofes ausbauen, um den Landkreis bei der Unterbringung von minderjährigen Ausländern, die ohne Eltern in Deutschland sind, zu unterstützen. Das entsprechende Fachwissen und den Platz hat er. Nur die Räume müssten noch modernisiert werden. Aber bisher ist die Finanzierung noch nicht gesichert.

Für die Sanierung benötigt er finanzielle Unterstützung. Deshalb stellte Thomas Mehlhorn einen Fördermittelantrag beim Kommunalen Sozialverband Sachsen. Nun liegt dieses Schriftstück im Landratsamt. Obwohl Mehlhorn weiß, dass dringend Plätze benötigt werden, muss er warten. Allen Beteiligten sei klar, dass eine Kapazitätserweiterung nur mit staatlicher Förderung möglich ist.

Mehlhorn hat sich nicht nur Gedanken um die Unterbringung gemacht. Bevor er dem Landkreis sein Angebot unterbreitete, sprach er mit „seinen Jungs“ und auch mit dem pädagogischen Team über das Vorhaben. „Es war nicht so, dass alle gleich begeistert waren. Doch es gab eine grundsätzliche Zustimmung“, so Mehlhorn. Er habe auch mehrere Einrichtungen im Erzgebirge besucht, die bereits minderjährige Ausländer betreuen. „Ich habe mich unter anderem informiert, welche kulturellen Besonderheiten es gibt, was beim Essenangebot zu beachten ist und wie miteinander kommuniziert wird“, sagte der Leiter der Großweitzschener Einrichtung. Wenn er die notwendige Unterstützung bekommt, könnte er zwei weitere Wohngruppen für je sechs bis acht Jugendliche schaffen.

Ganz so einfach ist es mit der finanziellen Unterstützung nicht. „Grundlage für eine Förderung ist die Förderrichtlinie Investitionen des Sächsischen Ministeriums für Soziales. Danach können nur anerkannte Träger der freien Jugendhilfe gefördert werden“, teilte der Leiter der Pressestelle des Landratsamtes André Kaiser auf Anfrage des DA mit. Der Landkreis begrüße die Bemühungen des privaten Anbieters ausdrücklich und habe erste Gedanken für eine mögliche Lösung.

Bisher wurden 45 Kinder und Jugendliche im Alter von sieben bis 18 Jahren im Landkreis zu versorgen, so Kaiser

Die Pläne für die zweite Wohngruppe für Kinder ab zwei Jahren stehen schon länger und sollen Stück für Stück umgesetzt werden. Thomas Mehlhorn hat konkrete Vorstellungen, wie er die Räume umbauen will. Es soll ein großer Wohn- und Spielbereich entstehen. Jedes Kind bekommt ein Zimmer. Auch der Sanitärbereich wird etwas größer ausfallen. „Wir müssen Vorgaben des Gesundheitsamtes beachten“, sagte er. So werden Wickelkommoden aufgestellt und niedrige Sanitärkeramik eingebaut. Ein großzügig gestalteter Ess- und Küchenbereich sowie ein Zimmer für Eltern, die zu Besuch kommen, sind ebenfalls geplant. „Wenn alles passt, werde ich im Frühjahr nächsten Jahres die Betriebserlaubnis beantragen“, sagte Thomas Mehlhorn. Er legt Wert auf die Qualität der Arbeit und ausgebildetes Personal. Wird die zweite Wohngruppe eröffnet, arbeiten in der Distel neun pädagogische Fachkräfte.

„Die Nachfragen zur Aufnahme von Kindern ab zwei Jahren werden immer mehr. Sie kommen vor allem aus den Großstädten“, sagte der Leiter der Jugendwohngruppe. Dabei handle es sich meist um Kinder von drogenabhängigen Eltern oder aus Großfamilien. Als Thomas Mehlhorn 2001 im Bereich der Unterbringung von Kindern und Jugendlichen zu arbeiten, waren diese meist älter als 14 Jahre.

Die intensivpädagogische Einrichtung arbeitet mit Einrichtungen aus der Region zusammen. Die Jugendlichen besuchen die Regenbogenschule und das Gymnasium in Döbeln sowie die Oberschule in Leisnig. „Mit allen gibt es eine gute Zusammenarbeit“, sagte Mehlhorn. Das treffe auch auf die Gemeinde und Unternehmen zu. Diese bieten zum Beispiel Praktika an. Ein 17-Jähriger absolviert zurzeit das berufsvorbereitende Jahr und wird voraussichtlich 2016 als Lehrling in der Bäckerei Körner beginnen.

Wichtig ist dem Team der Distel auch der Kontakt zu den Leuten im Dorf. Thomas Mehlhorn wünscht sich, dass sie einfach einmal in der Einrichtung vorbeikommen und sich über die Arbeit informieren.