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Kinder helfen Ebersbacher Brandopfern

Nach dem Feuer im Oberland hat eine Schulklasse Geld gesammelt. Auch von vielen anderen Seiten kommen Spenden.

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© Bernd Gärtner

Von Romy Kühr

Janine und Justin können wenigstens schon wieder ein bisschen lächeln. Stolz präsentiert Justin seinen nagelneuen Schulranzen. Den hat er von der Buchhandlung Fiedler aus Neugersdorf geschenkt bekommen. Sein alter ist verbrannt. Vor gut zwei Wochen haben die beiden Kinder und ihre Familien durch ein Feuer einiges an Hab und Gut verloren. Im Mietshaus im Ebersbacher Oberland, in dem beide Familien leben, brannte es. Das Feuer ging von der Wohnung von Justins Familie aus, Jasmin wohnte darunter. Dort richtete das Löschwasser Schaden an. In Justins Kinderzimmer ist fast alles zerstört, erzählt seine Mutti.

Umso mehr freut sie sich über die große Hilfsbereitschaft, die sie und ihre Familie nach dem Unglück erfahren haben. Von den Eltern der Mitschüler an der Andert-Oberschule gab es jetzt sogar eine Geldspende. Das Geld haben sie bei einer spontanen Aktion eingenommen: einem Hotdog-Basar an der Schule. Nach dem Unglück war schnell klar, dass die anderen Schüler und Eltern helfen wollen. Spontan wurde ein Treffen der Eltern organisiert und man machte sich Gedanken, was am schnellsten und effektivsten funktionieren könnte, erzählt Ronny Arlt, dessen Tochter in die gleiche Klasse wie Janine und Justin an der Andert-Oberschule geht. Auch die Kinder selbst machten sich Gedanken, wie sie ihren Mitschülern helfen können. So kam die Idee für die Hotdog-Aktion auf.

Mithilfe vieler Freiwilliger war schnell alles organisiert. Der Neugersdorfer Fleischermeister Steffen Heinig, der ebenfalls ein Kind in der Klasse hat, spendierte die benötigten Würstchen. Bäcker Andreas Füssel aus Neueibau steuerte die Brötchen bei. Eltern und Kinder bereiteten die Hotdogs zu. 110 Snacks brachten die Helfer diese Woche in einer großen Pause unter die Schüler, 220 Euro kamen mit dem Verkauf zusammen. „Das Geld wird geteilt und geht direkt an die Familien“, so Ronny Arlt. Der Schulförderverein der Andert-Oberschule spendet weitere 100 Euro für die Familien. Mit dem Geld können sie verlorene Spielsachen ersetzen oder in den bevorstehenden Ferien einen Ausflug machen, damit die Kinder mal wieder auf andere Gedanken kommen. Das hat sich Justins Mutti vorgenommen. Sie plant mit ihren Kindern – Justin hat noch eine kleine Schwester – in den Herbstferien eine Fahrt nach Dresden in den Zoo. Sie hofft, dass vor allem ihre Sprösslinge dabei ein bisschen entspannen können.

Für die junge Mutter selbst ist schon die Unterstützung, die sie von allen Seiten erfährt, eine große Hilfe. Die Aufzählung aller Helfer nimmt gar kein Ende. Unzählige Sachspenden habe sie schon erhalten, darunter Kleidung für ihre Kinder. Auch Möbel wurden angeboten. Das Spreequellkaufhaus spendierte Schulsachen wie Stifte und Buchumschläge. Andere Sachen sind allerdings nicht leicht zu ersetzen. Die Schulbücher zum Beispiel kosten eine Menge Geld und auch die Hefter und Aufzeichnungen aus dem Unterricht fehlen nun. Darum kümmert sich die Schule. Sie ersetzt die Bücher und sorgt auch dafür, dass Justin wieder Hefter und alle nötigen Unterlagen bekommt.

Damit für den Jungen und seine Familie schon bald wieder etwas Normalität einkehrt, werden sie in den nächsten Tagen eine neue Wohnung ganz in der Nähe der alten beziehen können. „Wir richten der Familie jetzt eine andere Wohnung her, damit sie schnell wieder eine eigene Bleibe hat“, sagt Andreas Stein, Geschäftsführer der Ebersbacher Wohnungsunternehmen GmbH (EWU), der die Wohnungen gehören. Derzeit ist die Familie bei Verwandten untergekommen.

Die Brandwohnung wird die EWU renovieren und anschließend wieder vermieten, sobald alle Untersuchungen von Polizei und Versicherung abgeschlossen sind. Denn, warum es vor gut zwei Wochen in der Wohnung in Ebersbach brannte, versucht die Polizei derzeit noch herauszufinden. Polizeisprecher Thomas Knaup sagt: „Ein technischer Defekt ist bisher nicht auszuschließen.“ Das haben die bisherigen Untersuchungen des Brandursachenermittlers ergeben.

Das Feuer war am 12. September nachmittags ausgebrochen. Alle Wohnungen in dem Hauseingang an der Thüringer Straße mussten vorrübergehend evakuiert werden. Ein Großaufgebot an Feuerwehren aus der Umgebung löschte den Brand. 70 Kameraden waren im Einsatz.