Von Jenny Thümmler

Auf die Kinder ist eben Verlass. Weil der Bus nicht wie angekündigt zum Kinderhaus Regenbogen kommt, laufen die Erzieherinnen mit den Kindergartenkindern einfach los. Schließlich winkt eine Spielplatzeinweihung am Berzdorfer See. Da kann man nicht ewig warten. Und der Weg von der Erich-Oppenheimer-Straße zum Nordoststrand ist für die Kleinen offensichtlich nicht zu anstrengend: Kaum am Strand, kümmern sie sich nicht um die vielen Vertreter von Stadt und Baufirma, die sich erwartungsvoll am Rand postiert haben, sondern stürmen sofort auf den Spielplatz und klettern los.

Spielen direkt am Wasser

Gestern Vormittag hat die Stadtverwaltung den neuen Spielplatz am See offiziell eröffnet. Sehr spät in der Badesaison, was Oberbürgermeister Siegfried Deinege auch bedauert in seiner kurzen Ansprache im Nieselregen. Geplant war die Eröffnung eigentlich für August, aber die Stadträte des Technischen Ausschusses waren im Februar nicht sicher, ob der Strand nicht zu schmal ist für einen Spielplatz. Erst im März entschieden sie sich dafür. „Der Zeitraum von März bis zur Eröffnung heute ist aber gut“, so Deinege.

Entstanden ist ein Spielplatz unter dem Motto „Segeln, Surfen und Baden“ direkt am Wasser. Es gibt schräg stehende Surfbretter, ein Boot, eine Schaukel, Holzbögen, die die Wellen des Wassers symbolisieren, einen Bademeisterturm mit Röhrenrutsche und mehrere Kletterwege. Ein großer Teil des Spielplatzes ist schon für Kleinkinder geeignet. Der Spielgerätehersteller Piolka Holzgestaltung aus Mecklenburg-Vorpommern hatte unter vier Bewerbern den Zuschlag der Stadt erhalten und hat in den vergangenen Wochen alles aufgebaut. „Wir fühlten uns gleich heimisch, als wir mit unserer Spielidee im Kopf zum ersten Mal an den Berzdorfer See kamen“, sagt ein Mitarbeiter der Erbauerfirma bei der Eröffnung, „der See war voll von Segeln.“

Rund 50 000 Euro hat der Holzspielplatz die Stadt gekostet, 5 000 Euro davon für Gartenlandschaftsbau. Der Nordoststrand, der wie der Badebereich an der Halbinsel zu den Stränden der Stadt Görlitz gehört, erfährt damit eine deutliche Aufwertung. Immer wieder sind in der Badesaison kritische Stimmen zu hören, dass es an den Görlitzer Stränden zu wenig Freizeitangebote gibt – nicht nur im Vergleich mit der Blauen Lagune der Gemeinde Schönau-Berzdorf. Dorthin locken neben einem Spielplatz unter anderem auch ein Beachvolleyballfeld und ein Verleih von Tretbooten.

Keine Zeit für Obst

Aber der Görlitzer Spielplatz funktioniert. Die Kinder spielen und klettern ohne Pause, springen begeistert in den Sand. OB Siegfried Deinege muss schon selbst drei Kinder holen, um mit ihnen gemeinsam als symbolische Eröffnung wenigstens noch schnell ein Band zu zerschneiden. Passenderweise kommt in diesem Moment der bestellte Bus doch noch und bringt die kleinen Krippenkinder des Kinderhauses vorbei. Auch sie verlieren keine Zeit und erobern die Holzgeräte. Nun wuselt es auf dem ganzen Spielplatz. Die Erwachsenen stehen fröhlich dabei, den ein oder anderen zuckt es sogar in den Beinen, mitzuklettern. Und die Kinder haben kaum Ruhe, sich an den bereitstehenden Obsttellern zu bedienen …