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Kiffen auf Rezept kann teuer werden

Seit wenigen Wochen ist Marihuana für Schwerkranke auf Rezept erhältlich. Doch die Kassen zahlen nicht immer.

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© dpa

Von Lea Utz

„Ohne Cannabis zu leben, wäre der blanke Horror“, sagt Andreas Dombrowski und beugt sich auf seinem Stuhl nach vorne. Vor ihm auf dem Tisch steht eine kleine Plastikdose, daneben liegt ein Inhaliergerät. In dem Mainzer Burger-Laden, in dem er arbeitet, kauen ein paar Gäste an ihren Pommes. Als Dombrowski die Dose öffnet, steigt der süßliche Geruch getrockneter Cannabisblüten in die Luft. Illegal ist der Stoff nicht, er kommt aus der Apotheke.

Der 29-Jährige aus dem rheinland-pfälzischen Ingelheim leidet unter der chronischen Darmkrankheit Morbus Crohn und ist einer von rund 1 000 Menschen in Deutschland, die derzeit mit einer Sondererlaubnis Cannabis als Medizin konsumieren dürfen. Doch die Ausnahmegenehmigungen laufen demnächst aus. An ihre Stelle ist am 10. März ein neues Gesetz getreten, das es Ärzten ermöglicht, schwer kranken Patienten Cannabisarzneimittel ohne Sondererlaubnis zu verschreiben. Die Kosten soll die Krankenversicherung übernehmen. Bisher musste er seine Medikamente aus eigener Tasche bezahlen. 850 Euro im Monat kostet den Auszubildenden das Cannabis in der Apotheke – deutlich mehr als auf dem Schwarzmarkt. Doch es gibt einen Haken: Die Krankenkasse muss das erste Rezept genehmigen. Und die habe zuletzt signalisiert, dass sie an der Wirksamkeit von Cannabis bei Morbus Crohn zweifle. „Da ist mir die Kinnlade runtergefallen“, sagt Dombrowski.

Nach der neuen Gesetzeslage dürfen Ärzte Cannabis nur dann verschreiben, wenn alternative Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft sind. Außerdem muss die Aussicht bestehen, dass Cannabis den Krankheitsverlauf positiv beeinflusst. Denkbar sei der Einsatz zum Beispiel bei Multipler Sklerose oder in der Palliativmedizin. Hat eine Krankenkasse Zweifel, kann sie ein Gutachten in Auftrag geben.

Die Geschichte seiner Krankheit beginnt, als er 14 Jahre alt ist. Er wird immer dünner und blasser, hat Darmbeschwerden und Durchfälle. Innerhalb kurzer Zeit magert er auf 46 Kilo ab. Cortison hilft am Anfang, doch die Dosis wird immer höher, und die Nebenwirkungen schlimmer. Nach den ersten Cannabis-Versuchen bleiben die Schübe aus. Das bedeutet: Kein Durchfall, keine Krämpfe, keine Schmerzen. „Es ist das einzige Medikament, das mir wirklich hilft“, sagt er heute. Für Dombrowski hat nun ein Wettlauf gegen die Zeit begonnen: Bis Juni gilt seine Sondergenehmigung, bis dahin will er die Krankenkasse mit seinem Antrag überzeugen. (dpa)