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Kieswerk investiert in Ober-Neundorf

Die Firma Kuhn wird 25 Jahre alt. Jetzt kauft sie neue Technik, hat mehr Leute denn je und plant einen Baustoffhandel.

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© privat

Von Ingo Kramer

Der neue Saugbagger ist schon da. „Vorige Woche wurde er angeliefert“, sagt Dietrich Kuhn, Inhaber der Firma Kuhn Kies + Sand GmbH in Ober-Neundorf. In den nächsten zwei Wochen soll die Maschine zusammengebaut werden. Kuhn spricht von einer hohen Investition, „die wir nicht tätigen würden, wenn wir nicht an die Zukunft der Region glauben würden.“

Der 56-Jährige kann sich momentan wirklich nicht beschweren. Vor exakt 25  Jahren hat er die Firma gegründet. Aktuell beschäftigt er elf Leute – so viele, wie noch nie in der Firmengeschichte. Einer ist sogar von Anfang an dabei: Achim Kotz aus Zodel. Der 60-Jährige sei so eine Art Werkleiter und rechte Hand vom Chef. „Er hat den Überblick und ist immer da, wenn es mal klemmt“, sagt Kuhn. Zum Dank für die 25 Jahre hat er Kotz neulich einen Präsentkorb überreicht – und er hofft, dass der Zodeler noch einige Jahre in der Firma bleibt.

Dafür, dass es so gut läuft, gibt es mehrere Gründe. Einerseits ist es die regionale Betonindustrie, die Sand und Kies in verschiedenen Körnungen kauft, um daraus Beton herzustellen. „Es wird zwar längst nicht so viel gebaut wie in den alten Bundesländern, aber für hiesige Verhältnisse doch ganz gut“, sagt Kuhn. Hinzu kommt, dass er die Zeichen der Zeit erkennt und immer wieder neue Standbeine errichtet.

Abbau, Aufbereitung und Verkauf von Sand und Kies stehen bis heute im Mittelpunkt, aber Bodenaufbereitung, Betonrecycling und Ziegelschuttannahme sind über die Jahre hinzugekommen. „Künftig wollen wir zudem in einem Nebengebäude von Schloss Ober-Neundorf einen ökologischen Baustoffhandel betreiben“, sagt Kuhn. Ein, zwei Leute seien gerade dabei, das aufzubauen. Die Eröffnung ist für 2019 oder 2020 geplant. Kuhn will alte Ziegel verkaufen, dazu Produkte wie Hanf, Flachs und Blähton. Und er möchte die Menschen dafür sensibilisieren, bewusst ökologisch zu bauen: „Früher wurde mit Sand und Kalk gebaut, das hat funktioniert, die Häuser stehen bis heute – und weil sie nicht totgedämmt sind, sondern atmen können, bildet sich oft kein Schimmel.“ In modernen Häusern aber seien viele Giftstoffe verarbeitet, die sich später nicht recyceln lassen.

Dietrich Kuhn ist auch Eigentümer des Schlosses. Er saniert es gerade, will künftig auf dem Gelände wohnen. Da liegt es nahe, dass der Baustoffhandel ebenfalls dort starten soll. Geboren wurde er 1962 aber am Bodensee, ging dort zur Schule, absolvierte eine technische und eine kaufmännische Ausbildung und wurde Geschäftsführer in einem Kieswerk nahe Stockach, nicht weit vom Bodensee. Mit der hiesigen Region verbunden ist er trotzdem schon sein halbes Leben: 1991 wurde sein Vater, der ebenfalls in der Branche tätig war, vom damaligen Görlitzer OB Matthias Lechner zu einer Studienreise nach Görlitz eingeladen. Als Lechner fragte, ob er sich hier ansiedeln wolle, entgegnete er: „Ich nicht, aber vielleicht mein Sohn.“ So war es tatsächlich. Dietrich Kuhn wollte damals dahin gehen, wo der Markt ist: „Mir war klar, dass hier ein riesiger Bauboom stattfinden muss.“

Seither ist viel passiert. Sein Bruder betreibt heute die Firma am Bodensee. Kuhn lebt mit seiner Frau in Görlitz, hat drei Töchter. „Die Jüngste wird irgendwann die Firma übernehmen“, sagt er. Bis dahin will er aber noch eine Weile arbeiten: Sand und Kies reichen für die nächsten 100 Jahre. Zumal es seit anderthalb Jahren eine neue Regelung gibt: Er darf Sand und Kies jetzt bis zu einer Tiefe von 37 Metern abbauen. Vorher waren es nur 20 Meter. „In der Tiefe ist der Kiesanteil deutlich höher“, sagt er. Da Kies immer Mangelware gewesen sei, eröffnet die neue Fördertiefe neue Möglichkeiten. Dazu ist auch der neue Saugbagger nötig, denn in der Tiefe steht Wasser. Zudem hofft Kuhn, dass künftig ab Emmerichswalde ein Abtransport per Bahn möglich sein wird: „Das erhöht den Absatz in andere Gegenden.“ Die Hauptkundschaft, da ist er sich sicher, wird aber auch künftig die regionale Bau- und Betonindustrie bleiben.