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Keiner zahlt Begrüßungsgeld wie Sebnitz

Die 10 000-Euro-Prämie für Ladengründer in Sebnitz wird breit diskutiert. Nachahmer gibt’s bisher keine, dafür andere Ideen.

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© Dirk Zschiedrich

Von Dirk Schulze

Sebnitz. Leerstehende Ladenlokale sind überall ein Thema. Besonders in den kleinen und mittleren Städten gehören verwaiste Geschäfte in früheren Einkaufstraßen zu den drängenden Problemen. Dementsprechend aufmerksam wird der Sebnitzer Weg, Ladengründer mit einem Begrüßungsgeld von bis zu 10 000 Euro zu locken, verfolgt. Übrigens nicht nur im Osten: Hoch im Norden an der Weser nahm sich die Nordwest-Zeitung des Leerstands in der Fußgängerzone der Stadt Brake an, wo immer mehr Geschäfte schließen. Grundsätzlich sei solch eine Förderung eine gute Idee, sagte Bürgermeister Michael Kurz. Man könne einem nackten Mann aber nicht in die Tasche greifen. „Wir haben die finanziellen Möglichkeiten nicht, solche Zuschüsse zu bezahlen.“

Wie sieht es in der näheren Umgebung in Sachsen aus? Gleich um die Ecke, in Bischofswerda, stehen nach einer Zählung der SZ über 40 Geschäfte in der Innenstadt leer. Für eine finanzielle Förderung neuer Einzelhändler gibt es im dortigen Stadtrat aber keine Mehrheit. Als maximal kurzfristig wirksam und nicht zielführend wird das Prämienmodell von den befragten Fraktionschefs eingeschätzt. Zudem sei es für Bischofswerda nicht finanzierbar und ungerecht gegenüber den eingesessenen Händlern, meint zumindest Linken-Stadtrat Thomas Köckritz.

Auch in Bautzen stößt der Sebnitzer Weg überwiegend auf Skepsis. Zumindest die dortige Citymanagerin Gunhild Mimuß kann dem Vorstoß aber etwas abgewinnen: „Ich finde eine solche Idee sehr gut, denn sie zeigt den Händlern, dass sie willkommen sind“, sagt sie. Bautzen habe gute Erfahrungen gemacht mit einem Testshop, einem Ladenlokal, das Interessenten auf Zeit anmieten können, um ihre Geschäftsidee auszuprobieren. Derzeit plant die Stadt Kunstwochenenden in leeren Läden, die zu Belebung führen sollen.

In Meißen hält man nichts von der Sebnitzer Fördermethode. „Bei uns wird niemand pauschal 10 000 Euro bekommen“, sagt Meißens Stadtmarketingchef Christian Friedel. Untätig bleibt die Domstadt dennoch nicht: Meißen will einen Existenzgründerwettbewerb ausrichten. Wie in einer TV-Castingshow sollen sich die Teilnehmer eine Expertenjury aus Bankern, Steuer- und Unternehmensberatern sowie Vertretern des Handels präsentieren. Wer mit seinem Konzept überzeugen kann, kommt nach mehreren Runden ins Finale. Die vier Bestplatzierten sollen ein Jahr lang ein Ladenlokal zu günstigen Konditionen erhalten, der Gewinner zudem eine kostenfrei erstellte Website. Ab dem Sommer wird der Existenzgründerwettbewerb sachsenweit beworben.

In Zittau steigt die Leerstandsquote seit Jahren kontinuierlich an. Rund 30 Prozent der Ladengeschäfte sind nach Angaben der Stadt mittlerweile ungenutzt. Um diesem Trend etwas entgegenzusetzen, will die Stadt Unternehmer bei Investitionen unterstützen. Gewerbetreibende in der Innenstadt können eine Förderung von 40 Prozent beantragen. Wer den Bedingungen entspricht, kann somit zwischen 2 000 und 50 000 Euro kassieren – muss aber auch eine entsprechende Summe investieren.