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Keiner will das Porzellan zerschlagen haben

Der Landtag diskutierte über Konsequenzen aus dem Rekord- Verlust der Manufaktur. Dort traf später ein berühmter, heimlicher Besucher ein.

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© Archiv/Claudia Hübschmann

Von Peter Anderson

Meißen. Hoher Besuch am Freitagvormittag in der Porzellan-Manufaktur Meissen. Prinz Carl Philip von Schweden kam nach SZ-Informationen zu einem kurzen Geheimbesuch. Keine Presse, keine Öffentlichkeit, das war seine Bedingung.

Prinz Carl Philip von Schweden hat künstlerische Neigungen. Er studierte unter anderem Grafikdesign an der Rhode Island Design School und der Stockholmer Forsberg Skola. Dort lernte er seinen heutigen Partner Oscar Kylberg kennen, mit dem er das Label Bernadotte & Kylberg gründete. Seit 2012 entwerfen die beiden Designer gemeinsam Mode, Textilien und Porzellan. Die Manufaktur gab keinen Kommentar zu dem Besuch ab.

Expansionskurs für gescheitert erklärt

Reichlich Kommentare gab es dafür am Donnerstag im Sächsischen Landtag. Nachdem die Debatte am Vormittag in Dresden eher vor sich hin plätscherte, gewann sie am späteren Nachmittag an Brisanz. Ein Antrag der Bündnisgrünen-Landtagsfraktion beendete den Tag. Die Opposition im Parlament forderte, mehr Transparenz zu den Unternehmen und Stiftungen herzustellen, an denen der Freistaat beteiligt ist. Die Staatsregierung solle endlich den seit 2009 ausstehenden, detaillierten Bericht vorlegen.

Aktueller Anlass für den Vorstoß der Grünen am Donnerstag dürfte der Scherbenhaufen bei der Staatlichen Porzellan-Manufaktur Meissen sein. Das Unternehmen hat seinen rasanten internationalen Expansionskurs für gescheitert erklärt. Für das Geschäftsjahr 2014 musste ein Verlust von knapp 20 Millionen Euro ausgewiesen werden.

Grünen-Abgeordnete Franziska Schubert forderte Konsequenzen aus dem Debakel: Wenn die Staatsregierung als Unternehmer auftritt und dies mit Steuergeld tut, müsse sie sich dafür verantworten. Unternehmensstrategien, die Millionen kosten, ohne klare Aussicht auf Erfolg, aber mit der Gefahr Imageschäden zu produzieren, gehörten auf den Prüfstand. Es dürfe nicht sein, dass der Landtag erst über die Zeitung von dem Rekordminus erfahre. „Es geht hier nicht um die Offenlegung von Geschäftsgeheimnissen. Aber nichts schafft mehr Raum für Verunsicherung, Verschwörung oder Spekulation als Kommunikationslücken“, so Franziska Schubert.

Kritik an „Verdunklungs-Strategie“

Für die CDU übernahm es Thomas Colditz – seit 26 Jahren im Landtag – den Angriff der Opposition zurückzuweisen. Er verwies darauf, dass die wichtigsten Kennzahlen der Unternehmen des Landes aktuell auf der Internetseite des Finanzministeriums zu finden sind. Ein eigenes Referat überwacht den Geschäftsverlauf. Die Wirtschaftsexperten der Fraktionen könnten jederzeit im Fachausschuss nachfragen, so Colditz.

Sein Fraktionskollege Lars Rohwer betonte, dass es sich bei der Manufaktur nicht um eine nachgeordnete Behörde handelt. Die Politik habe nicht die Möglichkeit, überall hineinzuregieren, so der Christdemokrat. Ähnlich argumentierte Finanzminister Georg Unland (CDU).

Kritik an der „Verdunklungs-Strategie“ des Ministers übte der Linken-Abgeordnete Sebastian Scheel. Zwei Darlehen an die Manufaktur seien nur auf Nachstoßen ans Licht gekommen. Die Gefahr, dass durch mehr Offenheit Geschäftsgeheimnisse ausgeplaudert würden, sieht Scheel nicht. Er kenne dazu keinen Fall aus der Vergangenheit. Das Beharren darauf erscheine ihm als eine Art Maulkorb, der verhindern solle, dass unbequeme Fragen gestellt würden. Generell machte sich Scheel für ein Miteinander in solchen Fragen stark. Das Landesbank-Desaster wäre nicht erfolgt, wäre vorher über die risikoreiche Anlagestrategie des Geldhauses diskutiert worden, so der Landtagsabgeordnete der Linken.