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„Keiner steckt den Kopf in den Sand“

Trotz Insolvenz beim Waggonbau Niesky will die IG Metall einen Tarifvertrag für die Mitarbeiter. Drei Fragen an Axel Drescher.

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© IG Metall

Von Thomas Staudt

Beim Treffen mit Wirtschaftsminister Dulig (SPD) in Niesky sprachen Sie von einem Tarifvertrag für die Mitarbeiter des Waggonbaus (WBN). Wie realistisch ist das angesichts der Insolvenz?

Also, eins muss man klarstellen. Die Kolleginnen und Kollegen beim Waggonbau Niesky haben derzeit einen Tarifvertrag. Jedoch wollen wir gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen diesen auf ein dem Schienenfahrzeugbau entsprechendes Niveau anheben. Dazu haben wir im Oktober Verhandlungen aufgenommen. In dieser Zeit hat man uns seitens der Geschäftsführung noch gesagt, dass es dem Waggonbau sehr gut ginge. Momentan haben wir natürlich ganz andere Sorgen! Die Verhandlungen zur Angleichung an den Flächentarifvertrag ruhen. Dennoch sollte einem neuen Investor bewusst sein, dass die Beschäftigten des Waggonbaus Niesky ein Recht auf faire Bezahlung haben. Niedrige Löhne sind kein Garant für eine sichere Zukunft, sie schützen außerdem nicht vor Fehlentscheidungen der Geschäftsführung oder vor Investoren, die nur an sich denken!

Vor der Wiederaufnahme der Gespräche muss das Nieskyer Unternehmen wieder in geordnete Bahnen. Wie wahrscheinlich ist für Sie der mögliche Erfolg eines Insolvenzverfahrens?

Ich halte das für sehr wahrscheinlich. Auch wenn die Stimmung derzeit stark getrübt ist. Wir haben eine starke Belegschaft, die zusammen mit der Unternehmensführung alles daran setzen wird, die Aufträge zu erfüllen und die Kunden zu befriedigen. Ich bin sicher, keiner wird den Kopf in den Sand stecken. Außerdem sind die Auftragsbücher voll und die Kunden mit der Qualität zufrieden.

Jüngst wurden Vorwürfe laut, die Eigentümergesellschaft Quantum treibe bewusst Tochterfirmen in den Ruin, indem Geld abgezogen wird. Sind da nicht alle Bemühungen Makulatur?

Schaut man sich die Bilanzen an, kommt man schwerlich drum herum zu bestätigen, dass einiges Geld aus dem Unternehmen herausgezogen wurde. Über die Gründe kann und will ich mich nicht äußern.

Der Waggonbau Niesky (WBN) hat mit Jahresbeginn Insolvenz beantragt. Der Dresdner Rechtsanwalt Jürgen Wallner ist als vorläufiger Insolvenzverwalter eingesetzt. Nach seinen Angaben ist eine drohende Zahlungsunfähigkeit der Grund für diesen Schritt. Mit einem Start des Insolvenzverfahrens ist frühestens im Februar/März zu rechnen. Die Produktion läuft indes weiter.