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Keine Krippenplätze für’s Zwergenland

Die jüngsten Medinger müssen künftig nach Ottendorf. Die Verwaltung erklärt den Grund und nennt auch Positives.

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© Thorsten Eckert

Von Nadine Steinmann

Medingen. Diese Nachricht hat die Medinger Eltern sprichwörtlich aus den Latschen kippen lassen! Vor wenigen Tagen haben sie im Rahmen einer Elternbeiratssitzung erfahren, dass ab dem neuen Schuljahr in der Medinger Kita Zwergenland keine Krippenplätze mehr angeboten werden sollen. Stattdessen bittet die Ottendorfer Verwaltung die Eltern, ihre Kinder entweder in den Waldkindergarten oder in die Hermsdorfer Betriebsstätte „Sonnenhügel“ zu schicken.

Insgesamt verfügt die Medinger Einrichtung, die sich an der Schulstraße befindet, über 68 Plätze. Neun davon sind für die Jüngsten ab zwei Jahren vorgesehen. Der Entschluss, dass diese künftig wegfallen sollen, wurde aufgrund beengter Platzverhältnisse getroffen, wie Ottendorfs Hauptamtsleiter Udo Rößler auf Nachfrage der Sächsischen Zeitung erklärt. Denn vor allem die Küchen- und Sanitärbereiche sind viel zu klein. Das werde schon seit langer Zeit bemängelt. „Deshalb gibt es die Überlegung, den Sanitärbereich zu vergrößern“, so der Verwaltungsmitarbeiter.

Gespräche mit der Einrichtungsleitung und dem Bauamt zu den verschiedenen Möglichkeiten hätte es bereits gegeben. Doch wenn etwas vergrößert wird, fällt natürlich an anderer Stelle Platz weg. Und zwar der Platz für die Krippenkinder. „Der Waldkindergarten hat aber ausreichend Kapazitäten, um diese aufzunehmen“, erklärt Udo Rößler. Und er nennt noch einen positiven Nebeneffekt: Sobald die Umbauarbeiten abgeschlossen sind, muss das Landesjugendamt bei einer Vorort-Begehung neu entscheiden, wie viel Plätze im Zwergenland angeboten werden können. Udo Rößler hofft, dass dadurch weitere Kindergartenplätze hinzukommen.

Heftige Kritik am Vorhaben

Auf Begeisterung stoßen die Pläne der Gemeindeverwaltung allerdings nicht. Nicht nur die Eltern, sondern auch Medingens Ortsvorsteher René Edelmann zeigen sich in ersten Reaktionen empört. „Wie kann es sein, dass wir als zweitgrößte Ortschaft mit 2 400 Einwohnern die Krippenplätze komplett verlieren sollen?“, zeigt sich der Ortsvorsteher ungläubig. Vor allem bei einer Geburtenzahl von 20 bis 25 Kindern im Jahr. „Wir haben dann lediglich noch zwei Tagesmütter. Aber auch die haben nur Platz für zehn Kinder!“

Die beengten Platzverhältnisse in der Kita Zwergenland seien ihm durchaus bekannt. Er kann sogar noch weitere Mängel in der Einrichtung hinzufügen: „Es gibt beispielsweise nur eine Personal-Toilette.“ Diese müssen Männer, Frauen, das Küchenpersonal und Besucher nutzen. „Das geht eigentlich gar nicht“, so René Edelmann. Auch die Tatsache, dass gleich drei Gruppen einen Sanitärbereich nutzen, ist ihm bewusst. Erlaubt sei nur eine Doppelnutzung.

Allerdings hält er die Herangehensweise der Ottendorfer Verwaltung für kurzsichtig. „Wir haben vor zwei Jahren eine Wiese an der Kita gekauft, um unter anderem Platz für einen neuen Spielplatz zu haben“, erklärt der Ortsvorsteher, der zudem für die Linken im Gemeinderat sitzt. Dort sei auch noch Platz für einen Flachbau, in dem beispielsweise neue Gruppenräume entstehen könnten. Doch statt darüber nachzudenken, plane die Verwaltung einen kompletten Neubau mit 100 Plätzen im benachbarten Hermsdorf. „Obwohl dort tausend Einwohner weniger leben“, so der Medinger Ortsvorsteher.

Gemeinderat nicht informiert

Doch besonders brüskiert ist René Edelmann über die Tatsache, dass der Gemeinderat von den Gedankenspielen der Verwaltung bezüglich des Zwergenlandes nichts weiß. Umso erleichterter ist er, dass er gemeinsam mit seinen Fraktions-Kollegen der Linken vor einigen Wochen einen Antrag gestellt hat. Dieser fordert den Bürgermeister Michael Langwald auf, eine Konzeption für die Kindertagesstätten der Großgemeinde zu erarbeiten. Den Antrag haben mittlerweile weitere Gemeinderäte parteiübergreifend unterschrieben. In der kommenden Sitzung des Gremiums – am 5. März – sollte das Thema dann auch auf der Tagesordnung stehen.

Im Rahmen der Konzeption fordern die Unterzeichner, dass alle vorhandenen Kapazitäten sowie der aktuelle und zukünftige Bedarf an den verschiedenen Betriebsstätten aufgelistet wird. Zudem sollen der bauliche Zustand sowie notwendige Instandhaltungs- und Umbaumaßnahmen dargestellt werden. Sollte die Konzeption zu dem Ergebnis kommen, dass die vorhandenen Kapazitäten nicht ausreichen, fordern die Gemeinderäte verschiedene Varianten möglicher Bauweisen, daraus zu erwartende Baukosten, Varianten der Finanzierung sowie deren Auswirkungen auf die mittelfristige Haushaltsplanung.