Merken

Kein Wort zum privaten Schuldenberg

Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Chef der Dresdner Tafel wegen Untreue. Für den Landes- und den Bundesverband sind bereits alle Fragen beantwortet.

Teilen
Folgen
© Archivbild/Sven Ellger

Die Dresdner Tafel soll zur Ruhe kommen. Nach einem Treffen mit Verantwortlichen der übergeordneten Verbände und mehrerer Sozialorganisationen im Rathaus wollen die Beteiligten wieder zum Alltag übergehen. Auch Joachim Rolke, Vorsitzender des Landesverbandes Sächsische Tafeln, lässt daran keinen Zweifel. Er war bei dem Termin Mitte der vergangenen Woche dabei. „Es läuft“, stellte er am Freitag fest, „wir sind auf der Ziellinie.“ Mehr wollte Rolke nicht sagen, das sei so mit dem Tafel-Bundesverband in Berlin abgesprochen, erklärte der Unternehmer aus Oschatz. Auch die 25 000 Euro, die sich Tafel-Chef Andreas Schönherr im vergangenen Jahr geborgt hat, seien Thema gewesen, ließ er noch durchblicken. „Man muss die Person des Tafelvorsitzenden und die Privatperson Andreas Schönherr trennen“, stellte Rolke fest. Im Klartext: Nach dem Termin in Dresden sind die Verantwortlichen davon überzeugt, dass der hoch verschuldete 41-Jährige weiter geeignet ist, den Hilfe-Verein zu leiten. Das sieht auch der Bundesverband so. Er prüfe „nur Sachen, die die Tafel und nicht Herrn Schönherr als Privatperson betreffen“, teilte die Berliner Geschäftsstellenleiterin Evelin Schulz mit.

Auch Schönherrs Mitstreiter im Vorstand der Dresdner Tafel, die mit dem umstrittenen Chef gut befreundet sind, halten ihrem Vereinsvorsitzenden die Treue. Den „Vorsitzenden“ und „Tafel-Chef“, der alles im Alleingang entscheide, gebe es nicht, teilten Anja Hoke und Alrik Schumann schriftlich mit. „Wir arbeiten miteinander, vom Hausmeister, Ausgabenteam, Fahrer bis hin zur Sekretärin werden alle mit eingebunden und haben somit die Möglichkeit, ihren Verein zu gestalten.“ Alle Entscheidungen des Vorstands würden transparent gemacht und jeder Mitwirkende könne Ideen einbringen.

Die übergeordneten Tafel-Verbände setzen auf einen Beirat, der die Dresdner ab Mitte März unterstützen soll. „Eine Unterbrechung der Arbeit der Dresdner Tafel zulasten Unschuldiger wollen alle Beteiligten auf jeden Fall vermeiden“, teilte der Bundesverband mit.

Aus Sicht der Staatsanwaltschaft Dresden ist damit noch nicht das letzte Wort gesprochen. Die Behörde ermittelt seit Dezember gegen Schönherr, erklärte Sprecher Steve Schulze-Reinhold. Es gehe um Untreue zulasten der Tafel, das Ermittlungsverfahren sei noch nicht abgeschlossen. Das bedeutet, es könnte eingestellt werden. Möglich ist aber auch, dass der 41-Jährige angeklagt wird.

Andreas Schönherr selbst ließ am Freitag Fragen zu seinen finanziellen Problemen unbeantwortet. „Derzeit möchte ich mich nicht äußern“, teilte er mit. (SZ/csp)